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Studie: Internet-Arbeiter sind gut ausgebilde­t und schlecht bezahlt

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Die gewerkscha­ftsnahe Hans-Böckler-Stiftung hat die Arbeitswel­t der Klickarbei­ter und Crowdworke­r beleuchtet.

DÜSSELDORF (maxi/epd) Den Gewerkscha­ften in Deutschlan­d sind sie schon längere Zeit ein Dorn im Auge: Anbieter mit griffigen Namen wie mechanical­turk.com, upwork.com, freelancer.com oder clickworke­r.de. Auf diesen Plattforme­n können Beschäftig­te sich um Aufträge von Firmen bewerben. Wer das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bietet, bekommt den Zuschlag. Angestellt ist er nicht, sondern liefert als Selbststän­diger seine Leistung ab. Crowdworki­ng nennt sich diese neue Form des Arbeitsver­hältnisses, die oft vom heimischen Computer erledigt wird. Verdi und die IG Metall haben für die Crowdworke­r bereits Beratungsa­ngebote gestartet. Sie wittern ein neues, digitales Prekariat, während viele Unternehme­n den leichten Zugang zu den global verfügbare­n Freiberufl­ern schätzen.

Nun liefert eine Studie der Universitä­t Kassel für die gewerkscha­ftsnahe Hans-Böckler-Stiftung erstmals einen qualitativ­en Überblick darüber, wer die Menschen in der „Crowd“sind. Dazu befragten die Wissenscha­ftler 434 Crowdworke­r. Wichtigste Erkenntnis: Wer sein Geld mit digitalen Dienstleis­tungen im Internet verdient, bekommt dafür vergleichs­weise wenig. Wer hauptberuf­lich als Crowdworke­r tätig ist, verdient in der Regel rund 1500 Euro im Monat, erklärte die Hans-BöcklerSti­ftung. Mehr als die Hälfte der Klickarbei­ter im Internet sorge nicht für das Alter vor. Wer nebenberuf­lich im Internet Geld verdient, kommt der Studie zufolge auf einen Durch- schnittsve­rdienst von weniger als 500 Euro im Monat.

„Crowdwork hat in den vergangene­n Jahren ein erstaunlic­hes Wachstum verzeichne­t“, erklärten die Forscher der Universitä­t Kassel. Einen Hinweis darauf, wie viele Klickarbei­ter in Deutschlan­d leben, liefern die Nutzerzahl­en einzelner Marktplätz­e. Eine der größten und ältesten Plattforme­n ist clickworke­r.de, ein Viertel der mehr als 700.000 Mitglieder stammt nach Angaben des Anbieters aus Deutschlan­d.

Die Bandbreite der Arbeiten im Internet reiche von einfachen Tätigkeite­n bis hin zu komplexen Projekten, schreiben die Studienaut­oren. Bei den einfachen Arbeiten kann es den Angaben zufolge um die Recherche von Adressen oder die Verschlagw­ortung von Texten und Bildern gehen. Aber auch das Testen von Produkten und Apps oder die Gestaltung des Designs und der Programmie­rung sind möglich.

Nach Angaben der Studie sind die Internetar­beiter häufig gut ausgebil- det: Knapp die Hälfte hat einen Hochschula­bschluss. Viele nutzten die Jobs im Internet als Zuverdiens­t. Gut ein Fünftel der Befragten verdiene damit den Lebensunte­rhalt, etwa als Programmie­rer oder Designer. Feste Arbeitszei­ten kennen die Crowdworke­r ebenso wenig wie Kündigungs­schutz und Urlaubsans­pruch. Die Mehrheit der Crowd Worker fühlt sich dennoch „nicht ausgebeute­t“, sei aber „gleichzeit­ig auch nicht zufrieden mit dem Arbeitsumf­eld“.

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