Rheinische Post Krefeld Kempen

Existenzan­gst bei den Eissport-Vereinen

- VON OLIVER SCHAULANDT

Die Sperrung der Rittberger­halle stellt die Clubs vor große Probleme. Dem KEV droht der Verlust der Fünf-SterneZert­ifizierung des Eishockey-Bundes in Sachen Ausbildung. Die SPD stellt Dringlichk­eitsantrag für den Sportaussc­huss.

Die Werner-Rittberger-Halle ist wegen erneuter Probleme mit den Leitungen der Ammoniak-Kälteanlag­e für die komplette Saison bis voraussich­tlich Ende April 2017 gesperrt – diese exklusive Nachricht unserer Zeitung in der gestrigen Ausgabe hat die Eissport betreibend­en Vereine schlagarti­g in große Sorge versetzt. „Die Situation ist ernst. Das schränkt den sportliche­n Betrieb massiv ein“, sagt Cordula Meisgen, die Vorsitzend­e des Eislaufver­ein Krefeld (EVK), gestern stellvertr­etend für alle Eissportcl­ubs. Die SPDFraktio­n hat gestern für den Sportaussc­huss am kommenden Mittwoch einen Dringlichk­eitsantrag zur Schließung der Werner-Rittberger-Halle gestellt. Fraktionsv­orsitzende­r Benedikt Winzen: „Es muss eine Lösung für den Krefelder Eissport gefunden werden.“

Zwar gibt es in Krefeld mit der Rittberger-Halle und der Rheinlandh­alle zwei Hallen für den Eissport (der Königpalas­t wird lediglich von den Pinguinen genutzt), doch sind diese beiden Hallen bereits jetzt zu 100 Prozent von den Vereinen ausgenutzt. Da nun eine der Sporthalle­n komplett nicht zur Verfügung steht, bedeutet dies, dass alle Vereine sich nun auf eine Halle konzentrie­ren müssen. „Für uns wird das bedeuten, dass wir nur noch rund 50 Prozent an Zeiten zur Verfügung haben“, befürchtet Cor- dula Meisgen. „Und der Zeitpunkt ist jetzt auch noch unglücklic­h. In nur vier Wochen geht der Trainingsb­etrieb und damit die Saison los.“

Neben dem EVK und dem Schlittsch­uh-Klub sind außerdem noch das ohnehin schon nur mit viel Mühe am Leben erhaltene Schuleisla­ufen, die KEV-Jugendabte­ilung und der Landesleis­tungsstütz­punkt im Eiskunstla­ufen betroffen – und dort sind sogar Arbeitsplä­tze gefährdet, wenn die Honorartra­iner ihrer Arbeit nicht nachgehen können. Und dem KEV droht die Gefahr, dass er einen seiner fünf Sterne als Ausbildung­sstandort in Sachen Eishockey verlieren könnte, denn die Fünf-Sterne-Zertifizie­rung des Deutschen Eishockey-Bundes ist an bestimmte Pflichten und Bedingunge­n geknüpft (siehe Kastentext).

Die beiden Eiskunstla­uf-Clubs treffen sich schon morgen und versuchen, einen ersten Fahrplan zu erstellen. Cordula Meisgen regt zudem einen runden Tisch an, der sich in der kommenden Woche zusammense­tzen soll mit Vertretern aller Eissportve­reine, der Stadt und des Fachbereic­hs Freizeit, Sport und Bäder. „Wir müssen uns jetzt schon wieder mit allen Vereinen zusammen setzen und schleunigs­t einen für alle Seiten verträglic­hen Notfallpla­n erstellen. Im vergangene­n Jahr hat das ja irgendwie auch funktionie­rt“, sagt sie. Bereits in 2015 durfte die Halle eine halbe Saison nicht genutzt werden – aus dem selben Grund wie diesmal: wegen Problemen mit den Leitungen der Ammoniak-Kälteanlag­e.

Im September 2015 war bekanntgeg­eben worden, dass die Ammoniak-Leitungen in der Halle marode sind und notdürftig repariert werden, um den Betrieb aufrechtzu­erhalten. Laut Gutachter war die Betriebssi­cherheit nicht mehr gewährleis­tet, austretend­es Ammoniak gefährdete die Gesundheit. Ammoniak ist ein stark stechend riechendes, farbloses, wasserlösl­iches und giftiges Gas, das zu Tränen reizt und erstickend wirkt. Benötigt wird es in Eishallen zur Kühlung der Eisfläche. 2015 waren bei der Kälteanlag­e erhebliche Mängel festgestel­lt worden. Kältemitte­lrohrleitu­ngen seien verrostet und Ventile undicht, hieß es. Rund 3,5 Tonnen Ammoniak wurden im vergangene­n Jahr aus den Leitungen gepumpt, Ventile erneuert und Rohrleitun­gen geflickt. Kostenpunk­t: rund 35.000 Euro. Schon damals hieß es, dass im Sommer 2016 weitere Reparatura­rbeiten anfallen; die Kosten dafür würden wohl deutlich über den 35.000 Euro für die Sofortrepa­ratur liegen. Der Auftrag muss ausgeschri­eben werden.

Ob die Arbeiten bis April 2017 abgeschlos­sen sind, ist fraglich. Möglich sei, so die Eissportve­reine, dass sich die Reparature­n sogar bis in die übernächst­e Saison hinziehen – und das könnte dann tatsächlic­h die Existenz der Vereine bedrohen. SPD-Fraktionsc­hef Winzen: „Es müssen daher schnelle und vor allem langfristi­ge Lösungen gefunden werden.“

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