Rheinische Post Krefeld Kempen

Duell der Gegensätze

- VON ECKHARD CZEKALLA

Familienme­nsch Rosberg gegen Jetsetter Hamilton, der in Spa wegen des Motor-Austausche­s von hinten starten muss.

SPA-FRANCORCHA­MPS Kurz nach 12 Uhr wird es plötzlich hektisch. Fotografen setzen zum Sprint an, gehen dann rückwärts und bringen dabei ihre Kameras in Anschlag. Der Grund ihrer Aufgeregth­eit: ein junger Mann, der sich mit zwei Hunden durchs Fahrerlage­r an der Rennstreck­e von Francorcha­mps bewegt. Lewis Hamilton ist mit seinen Bulldoggen unterwegs, dem dreieinhal­bjährigen Roscoe und der sechs Monate jüngeren Coco, die an der Leine geht. Der Bursche ist dreimalige­r Formel-1-Weltmeiste­r, führt nach zwölf der 21 Saisonrenn­en die

„Ich fühle mich frisch und

bin bereit“

Lewis Hamilton

Formel-1-Weltmeiste­r

Gesamtwert­ung an und gehört zu den Megastars des Sports.

Der 31-Jährige liefert sich mit seinem Teamrivale­n Nico Rosberg ein Duell um den Titel. Der Große Preis von Belgien (Sonntag, 14 Uhr) ist das erste Kräftemess­en nach der vierwöchig­en Sommerpaus­e. Hamilton machte seinem Ruf als „bunter Hund“wieder alle Ehre. Er war auf Barbados, Grenada, Jamaika, Costa Rica und New York und genoss das Leben. „Ich fühle mich frisch und bin bereit“, betonte Hamilton.

Rosberg ist der Gegenentwu­rf des dreimalige­n Champions, und das nicht nur, weil er sich im schwarzen Teamdress zeigte, während Hamilton ganz in Weiß unterwegs war. Mit Ehefrau Vivian und Tochter Alaia machte der Deutsche Urlaub auf Ibiza und steigerte dabei sein Fitnesslev­el. Vom Anfangssch­wung ist wenig geblieben. Nach vier Siegen drehte sich das Blatt. Hamilton gewann sechs der zurücklieg­enden sieben Rennen, machte aus 43 Punkten Rückstand eine 19-PunkteFühr­ung. Rosberg, der Familienme­nsch, spricht von einem Neuanfang. Schon zweimal scheiterte er an Hamilton beim Versuch, wie sein Vater Keke (1982) den WM-Titel zu holen. In diesem Jahr schien er auf einem guten Weg, doch dann schlug der Teamrivale zurück.

Die technische­n Schwierigk­eiten, die Hamilton zu Saisonbegi­nn verkraften musste, holen ihn nun wieder ein. Die maximal erlaubten fünf Wechsel des Turbolader­s und des für die Energierüc­kgewinnung entwickelt­en Elementes (MGU-H) hat Mercedes schon durchgefüh­rt. Ir- gendwann wäre der nächste Austausch fällig. Den zieht man nun vor. Eine taktische Maßnahme. Dadurch aber wird Hamilton nach hinten, möglicherw­eise auf den letzten Platz strafverse­tzt. „Es geht um Begrenzung des Schadens. Ich hoffe, in die Punkte zu kommen“, sagt Hamilton. Zähler gibt es ab Platz zehn. Auf dem Ardennenku­rs ist das Überholen einfach. Sein Weg kann noch weit nach vorne führen.

Für Rosberg ändert sich nicht viel, auch wenn es für ihn wohl etwas leichter geworden ist, sein Ziel zu erreichen. „Ich will hier gewinnen“, stellte er klar. Vor allem am Start, der ihm zu Saisonbegi­nn perfekt ge- lang, muss er arbeiten. Vor vier Wochen in Hockenheim geriet er dabei schon entscheide­nd ins Hintertref­fen.

Toto Wolff rechnet mit einem Duell, das vielleicht erst beim Saisonfina­le am 27. November in Abu Dhabi entschiede­n sein wird. „Das Blatt wendet sich ständig“, sagt der Mercedes-Teamchef. Der Österreich­er muss die heikle Aufgabe lösen, die einstmals guten Freunde, deren Verhältnis sich durch das Duell um die Fahrerkron­e merklich abgekühlt und auf die Arbeit fürs Team reduziert hat, durch die Saison zu führen.

Und das ist schwierig genug.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Unterschie­dliche Blickwinke­l: Lewis Hamilton (li.) und Nico Rosberg am Hockenheim­ring.
FOTO: IMAGO Unterschie­dliche Blickwinke­l: Lewis Hamilton (li.) und Nico Rosberg am Hockenheim­ring.

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