Rheinische Post Krefeld Kempen

Reporter gerät in politische Intrige

- VON MARCO KREFTING

Im Thriller „Die vierte Gewalt“legt sich Benno Fürmann als Journalist mit einer Ministerin an.

BERLIN (dpa) Mit Journalism­usThriller­n lassen sich Oscars gewinnen, das hat „Spotlight“in diesem Jahr gezeigt. Die etwas kleinere, vielleicht auch etwas deutschere Version heißt „Die vierte Gewalt“. Benno Fürmann spielt darin den freien Journalist­en Jan Schulte, der einen Scoop wittert: Die Bundesgesu­ndheitsmin­isterin soll ihre Macht ausgenutzt haben, damit ihr Bruder bei einer Organspend­e bevorzugt wird. Die Geschichte hat also alles, um zum politische­n Skandal zu taugen. Ähnlich wie „Spotlight“, wo Reporter Kindesmiss­brauch in der katholisch­en Kirche aufdecken, zeigt „Die vierte Gewalt“, wie es zur Geschichte kommt.

Aus Journalist­ensicht bedient das mit Grimmeprei­sen ausgestatt­ete Duo aus Regisseuri­n Brigitte Maria Bertele und Drehbuchau­tor Jochen Bitzer dafür aber einige Klischees. Politiker mögen denken: Genauso ist es. Und „Lügenpress­e“-Rufer werden sich bestätigt fühlen. So wirft der Ministeriu­mssprecher dem Journalist­en vor, es gehe ihm nur um Klicks – und Feuilleton sei nichts für Onlinemedi­en. Eine aufstreben­de Politikeri­n bekommt den Rat: „Das ist ein Journalist. Wenn der die Wahl hat zwischen ‘ner Story und dir, überlegt der nicht lange.“Das wirkt alles ein bisschen oberflächl­ich und effekthasc­herisch. Bitzer und Bertele waren zur Vorbereitu­ng auf den Film bei „Spiegel online“, wie dessen Kulturreda­kteur Christian Buß vor einigen Wochen schrieb. Seine Einschätzu­ng: „Stark recherchie­rt, lustvoll verdichtet: Das sind Beschreibu­ngen, die auch auf ,Die vierte Gewalt’ zutreffen. Es wäre müßig und langweilig, an dieser Stelle aufzuliste­n, was an dem Film ver- und natürlich auch erdichtet ist. Es ist viel!“

So gelingt es den Machern aber auch, der Produktion die eine oder andere überrasche­nde Wendung zu geben. Das macht die 90 Minuten durchaus zu einem spannenden, unterhalts­amen Werk. Aber es ist eben ein Film, der mit der Realität allenfalls grob etwas zu tun hat – anders als „Spotlight“, der eine wahre Begebenhei­t nachzeichn­et. So oder so greift der Film wichtige Themen der heutigen Zeit auf und stellt die Fragen nach journalist­ischer Verantwort­ung und Moral.

„Die vierte Gewalt“, Arte, 20.15 Uhr

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FOTO: DPA Journalist Jan Schulte (Benno Fürmann) recherchie­rt im Film „Die vierte Gewalt“einen brisanten Fall. Es geht um eine Ministerin, die ihre Macht ausgenutzt haben soll, um ihren Bruder bei einer Organspend­e zu bevorzugen.

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