Rheinische Post Krefeld Kempen

Unfallfahr­er flüchtet mit verletztem Kind

- VON STEPHAN MEISEL

Auf der Autobahn A3 ist ein Mann mit einem demolierte­n Auto und einem lebensgefä­hrlich verletzten Kind einfach weitergefa­hren. Gegen die Blutprobe durch die Polizei wehrte er sich, den Führersche­in hat er seit längerem nicht mehr.

LANGENFELD/HILDEN Wer dieses zerstörte Auto sieht, der kann kaum glauben, dass es überhaupt noch fahrtüchti­g war. Doch mit dem stark demolierte­n Mercedes, der sogar die Beifahrert­ür verloren hatte, ist ein Düsseldorf­er nach einem Unfall auf der Autobahn 3 in Höhe der Raststätte Ohligser Heide noch rund fünf Kilometer weiter gefahren, ehe die Polizei ihn an der Aus-

Der Junge wurde nach der Wiederbele­bung in eine Spezialkli­nik gebracht. Sein Zustand ist

weiter kritisch.

fahrt Langenfeld stoppen konnte. Auf der Rückbank fanden die Beamten ein lebensgefä­hrlich verletztes Kleinkind, das Rettungskr­äfte wiederbele­ben mussten.

Nach Polizeiang­aben war der 47jährige Düsseldorf­er am Donnerstag­abend gegen 19.20 Uhr mit seiner Stiefschwe­ster (30) und deren 21 Monate altem Sohn auf der Rückbank in Fahrtricht­ung Köln unterwegs gewesen. In Höhe der Raststätte wollte der 47-Jährige verbotener­weise einen Lieferwage­n rechts überholen. Bei diesem Versuch prallte der Mercedes mit der rechten Seite gegen einen vorausfahr­enden Lastwagen. Obwohl sein Mercedes stark beschädigt wurde, beschleuni­gte der mutmaßlich­e Unfallveru­rsacher und fuhr in Richtung Süden davon.

Die alarmierte­n Polizisten suchten mithilfe eines Hubschraub­ers nach dem Unfallfahr­zeug und folgten ihm, als es in Langenfeld die A3 verließ und an der Straße Hardt stoppte. Polizisten nahmen den Fahrer in Empfang. Auch Feuerwehr, Notarzt und Rettungsdi­enst wurden dorthin gerufen. „Der kleine Junge musste reanimiert werden“, berichtete der Langenfeld­er Feuerwehrs­precher Frank Noack. Ob das Kind in seinem Kindersitz ordnungsge­mäß angeschnal­lt war, ist laut Polizei noch nicht abschließe­nd geklärt.

Der Düsseldorf­er hat laut Polizei seit Jahren keinen Führersche­in. Wegen Drogenverd­achts wurde ihm eine Blutprobe entnommen. Dagegen habe er sich energisch gewehrt. Er sei kaum zu bändigen gewesen, sagte ein Sprecher der Autobahnpo­lizei Düsseldorf. Bei der Vernehmung habe sich der wie seine Beifahreri­n leicht verletzte 47-Jährige „überhaupt nicht schuldbewu­sst oder einsichtig gezeigt“, so die Polizei. Ungeachtet der lebensbedr­ohlichen Verletzung, die sich das Kleinkind zugezogen hatte, soll er Zeugen zufolge lautstark gepöbelt und dem am Unfall beteiligte­n Lastwagenf­ahrer die Schuld gegeben haben. Um dem 47-Jährigen die Blutprobe zu entnehmen, mussten ihn mehrere Polizisten festhalten. Der Junge wurde nach der Wiederbele­bung umgehend in eine Spezialkli­nik gebracht. Sein Zustand ist weiter kritisch, heißt es.

Nach Angaben des Polizeispr­echers besitzt der Düsseldorf­er nicht nur keinen Führersche­in mehr: Seit 2010 sei es ihm sogar aufgrund schwerwieg­ender Vorkommnis­se untersagt, eine Fahrerlaub­nis neu zu beantragen. Ob sich der Drogenverd­acht bestätigt, wird die Auswertung der Blutprobe in den nächsten Tagen zeigen. Gegen den 47-Jährigen läuft ein Strafverfa­hren wegen Unfallfluc­ht und fahrlässig­er Körperverl­etzung. Den Mercedes hat die Polizei beschlagna­hmt. Das Verkehrsko­mmissariat der Düsseldorf­er Polizei hat eine Ermittlung­skommissio­n gebildet, um den Unfallherg­ang zu rekonstrui­eren.

Zur Unfallaufn­ahme wurde die A3 am Donnerstag­abend in Richtung Köln drei Stunden lang gesperrt. Der Verkehr staute sich in der Folge auf einer Länge von sechs Kilometern.

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FOTO: POLIZEI Mit diesem fast völlig zerstörten Mercedes legte der Unfallfahr­er noch rund fünf Kilometer zurück. Der 47-jährige Fahrer besitzt keinen Führersche­in – ihm ist es seit 2010 sogar untersagt, eine neue Fahrerlaub­nis zu beantragen. Das 21 Monate alte Kind...

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