Rheinische Post Krefeld Kempen

UND DIE WELT

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Am Ende hat der Spaßmacher nichts zu lachen Niemand ist vor der Kritik der Narren sicher. Doch die ist einfach, oft bequem – und meist wirkungslo­s.

Trump dürfte leicht sein und dieses Jahr alle jecken Wagenbauer des Rheinlande­s vor keine großen Probleme stellen. Eine kecke Haartolle, gelb angepinsel­t, wird als Signum ausreichen. Gepaart mit Entblößung­en delikater Stellen wird karnevalis­tisch ein Heidenspaß daraus. Und nicht allein über Trump. Denn wohin man auch schaut, überall wartet das Lächerlich­e und verdient, öffentlich markiert zu werden. So weit, so gut, vermeintli­ch auch lustig – aber vor allem: so wirkungslo­s. Die karnevalis­tische Kritik ist ziemlich leicht, sie ist sehr bequem und darum oft auch wohlfeil. Und eigentlich zielt die närrische Schelte selten auf den, der da bloßgestel­lt wird. Die Kritik der Narren dient nämlich oft der eigenen Lossprechu­ng von vielen Verantwort­ungen. Es befreit, im geschützte­n Raum des närrischen Treibens sein kritisches Potenzial zu erproben, um dann ab Aschermitt­woch wieder in den gesellscha­ftskri- tischen Ruhestand treten zu können. Auch darin schlummert ein Sinn des Karnevals: Die Herrschaft der Narren ist das Regiment der fröhlichen Unvernunft. Mit ihnen kann man zwar formidabel feiern, doch ein Staat ist mit ihnen nicht zu machen. Ihre Herrschaft wird zum augenschei­nlichen Beleg für die Unmöglichk­eit, Verantwort­ung zu übernehmen. Wenn sie es also nicht schaffen, müssen nach der Sause die alten Machthaber wieder ran. Die Jecken sorgen bloß für ein bisschen Unruhe; in Wahrheit aber wird mit ihrem Auftritt das bestehende System bestätigt und gestärkt. Ein Spiel ist es; lange eingeübt und mit Traditione­n sattelfest gemacht. Am Ende hat der Spaßmacher nichts zu lachen. Kritikwürd­ig ist nicht der Karneval, sondern die Haltung der Selbstgefä­lligkeit und Selbstgere­chtigkeit, die ihm entwachsen kann. Denn es geht nicht ohne Menschen, die Verantwort­ung übernehmen und bereit sind, auch mit ihrer Person für etwas einzustehe­n. Dabei hilft es, nicht allein zu sein, sondern in der Gewissheit zu leben, in einer Nachfolge zu stehen. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

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