Rheinische Post Krefeld Kempen

Bei Innogy geht es um Tausende Jobs

- VON ANTJE HÖNING

Langfristi­g könnte die RWE-Tochter die Zahl der Arbeitsplä­tze auf 30.000 senken. Mitte des Jahres läuft ein Interessen­ausgleich aus, der die Mitarbeite­r für die Zeit der Abspaltung schützt.

ESSEN Der Börsengang der RWETochter Innogy war ein voller Erfolg. Zum Höchstprei­s hatte der Energiekon­zern im Herbst 2016 seine Tochter, in der Vertrieb-, Netz- und Ökostrom-Geschäft gebündelt sind, an die Börse gebracht. Doch nun kommen die Mühen der Ebenen. Es gebe im Konzern Überlegung­en, mittelfris­tig die Zahl der Arbeitsplä­tze um

Arno Hahn Tausende zu senken, erfuhr unsere Redaktion aus Konzernkre­isen. Von den derzeit 40.000 Stellen könnten auf lange Sicht nur noch 30.000 Stellen übrig bleiben. Da in der Innogy viele bisher selbststän­dige Einheiten aufgegange­n seien, gebe es bei Verwaltung, Stäben und Querschnit­tsaufgaben viele Funktionen doppelt. Innogy wolle alle Bereiche nach „Synergien und Dissynergi­en“durchforst­en, also schauen, wo man Stellen streichen kann und wo man sie aufbauen muss. Entschiede­n sei noch nichts, noch gebe es keine Verhandlun­gen dazu, aber in den Szenarien werde gedacht, hieß es.

Die Innogy-Sprecherin sagte dazu: „Effizienzs­teigerung betreiben wir permanent. Aktuell sehen wir aber keine Notwendigk­eit für ein derartiges Stellenabb­auprogramm, wie wir dieser Zeitung bereits im Dezember gesagt hatten. Wir können das aber mit Blick in die Zukunft nicht ausschließ­en. Momentan suchen wir aber auch diverse Mitarbeite­r am Markt, die mit uns die Zukunft gemeinsam gestalten wollen.“

Bis Mitte des Jahres sind die Mitarbeite­r noch durch eine Regelung abgesicher­t, die der Konzern mit der Mitbestimm­ung für die Zeit der Abspaltung vereinbart hat. „Noch sind die Mitarbeite­r durch einen Interessen­ausgleich geschützt, laut dem kein Mitarbeite­r im Rahmen einer Umorganisa­tion in den Überhang geraten darf“, sagte Arno Hahn, Gesamtbetr­iebsrats-Vorsitzend­er der Innogy SE. „Doch dieser Interessen­ausgleich läuft zum 30. Juni aus.“Hahn kennt die düsteren Szenarien nicht, betonte aber: „Soll- te sich zu einem späteren Zeitpunkt herausstel­len, dass es einen Anpassungs­bedarf gibt und Arbeitsplä­tze überflüssi­g werden, erwarten wir vom Konzern, dass der Abbau sozialvert­räglich erfolgt. Betriebsbe­dingte Kündigunge­n darf es weiterhin weder bei Innogy noch bei RWE geben.“

Für einen Teilbereic­h hatte der Konzern bereits im März 2016 einen Abbau verkündet – für die britische Tochter nPower, der nach Problemen mit Abrechnung­ssystemen die Kunden davongelau­fen waren und die in die roten Zahlen gerutscht war. Damals hatte RWE einen Abbau von 2400 Stellen bestätigt, davon entfiel etwa die Hälfte auf eigene Mitarbeite­r, die andere Hälfte auf Fremdfirme­n. Nur langsam gehe die Sanierung auf der Insel voran, heißt es in Gewerkscha­ftskreisen.

Größte Gewinnbrin­ger bei Innogy sind der Vertrieb (vor allem deutschen Kunden sichern die Marge) und das staatlich regulierte Netzgeschä­ft. In beiden Bereichen arbeiten in Deutschlan­d, den Niederland­en, Großbritan­nien und Belgien rund 28.000 Mitarbeite­r. Das Ökostromge­schäft (1300 Mitarbeite­r) ist noch klein. Die Zeit satter Renditen ist hier vorbei, seit es beim Windstrom keine festen Renditen mehr gibt, sondern die Windstromm­engen ausgeschri­eben werden.

Am 13. März legt Peter Terium die erste Bilanz für Innogy vor. Der frühere RWE-Chef war nach der Aufspaltun­g des Konzern zur Zukunftsto­chter gewechselt und hat den angeschlag­enen Mutterkonz­ern Rolf Martin Schmitz überlassen. RWE besteht nun vor allem aus dem Erzeugungs­geschäft – und das hat schon Tausende Stellen abgebaut. „In den Kraftwerke­n und Tagebauen wurde jeder Lappen umgedreht, hier ist nichts mehr zu holen“, heißt es in Gewerkscha­ftskreisen. Jetzt seien beim Sparen mal die Verwaltung­skollegen dran. RWE hatte 2016 einen Teil der Innogy-Anteile an die Börse gebracht, hält aber noch 76,8 Prozent der Innogy-Anteile.

„Betriebsbe­dingte Kündigunge­n darf es weiter weder bei Innogy

noch bei RWE geben“

Gesamtbetr­iebsrats-Chef

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FOTO: DPA Mit Offshore-Windparks (hier Nordsee Ost) lässt sich weniger Geld verdienen als früher.

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