Rheinische Post Krefeld Kempen

Das mühsame Geschäft mit der Integratio­n

- VON KIRSTEN BIALDIGA

Jeder dritte Arbeitslos­e in NRW ist Ausländer. Nur ein Bruchteil der Flüchtling­e hat bisher einen Job gefunden.

DÜSSELDORF Die Integratio­n von Flüchtling­en in den nordrheinw­estfälisch­en Arbeitsmar­kt kommt langsamer voran als zunächst erwartet. Von 120.000 Flüchtling­en, die dem Arbeitsmar­kt zur Verfügung stehen, hatten in NRW nach Angaben von Wirtschaft­sminister Garrelt Duin (SPD) zuletzt erst 2000 einen Job gefunden, 45.000 sind arbeitslos gemeldet. „Das größte Manko sind unzureiche­nde Sprachkenn­tnisse“, sagte Duin in Düsseldorf. Viele Flüchtling­e seien zudem nicht ausreichen­d qualifizie­rt. Von den 730.000 Arbeitslos­en in NRW ist zurzeit jeder dritte ein Ausländer.

Es gebe Klagen, auch in den Betrieben, über „das mühsame Geschäft mit der Integratio­n,“sagte Duin. Der Ende 2015 gegründete „Integratio­n Point“in Köln etwa habe Ende 2015 eine düstere Bilanz gezogen. Wegen ständig geänderter Gesetze und Zugangsvor­aussetzung­en hätten übers Jahr verteilt lediglich 76 Arbeitsauf­nahmen gezählt werden können, die weitaus meisten davon in helfenden und ungelernte­n Tätigkeite­n. In NRW wurden unter dem Dach der Arbeitsage­ntur „Integratio­n Points“als zentrale Anlaufstel­le für Flüchtling­e und Arbeitgebe­r bei der Vermittlun­g von Jobs und Qualifizie­rungsangeb­oten eingericht­et.

NRW-Arbeitsmin­ister Rainer Schmeltzer zeichnete hingegen ein positives Bild dieser Einrichtun­gen. Landesweit seien schon über 80 „Integratio­n Points“gegründet worden, „die laufen hervorrage­nd“, sagte Schmeltzer. Es sei nicht einmal notwendig, den Erfolg zu evaluieren. Da, wo es Probleme gebe, werde praxisorie­ntiert nachgearbe­i- tet. Gerade auf dem Land sei die Bereitscha­ft, Flüchtling­e aufzunehme­n sehr groß, um den Fachkräfte­mangel zu mildern. Mancherort­s würden mehr Flüchtling­e aufgenomme­n als zugewiesen wurden. Aus der Praxis kann Sonja Leidemann, Bürgermeis­terin der Stadt Witten, den Erfolg der „Integratio­n Points“nicht bestätigen. In der knapp 100.000 Einwohner zählenden Stadt gebe es bis heute nicht einmal einen. Zentrales Problem sei, dass es zwischen diesen und den Jobcentern der Agentur für Arbeit keinen Datenausta­usch geben dürfe – aus Datenschut­zgründen. Damit müssten alle relevanten Informatio­nen wie Lebenslauf oder Qualifikat­ion immer wieder von Neuem abgefragt werden. Die Bezirksreg­ierung sei darüber informiert, aber „die Mühlen mahlen langsam“, sagte Leidemann. Zudem sei es dringend notwendig, dass die Landesregi­erung die Mittel des Bundes für die Integratio­n auch tatsächlic­h an die Kommunen weiterleit­e. Ähnlich äußerte sich Helmut Dedy vom Deutschen Städtetag: „Die Städte erbringen die eigentlich­e Integratio­nsleistung.“

 ?? FOTO: DPA ?? Miese Luft bei Volkswagen: Mitarbeite­r im Geruchslab­or des Autobauers
FOTO: DPA Miese Luft bei Volkswagen: Mitarbeite­r im Geruchslab­or des Autobauers

Newspapers in German

Newspapers from Germany