Rheinische Post Krefeld Kempen

ÖKONOMIN

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Tanken Sie zwischen 18 und 20 Uhr! Sprit-Preise schwanken stärker als früher und das nach einem Muster. Der Wettbewerb könnte viel höher sein, wenn mehr Verbrauche­r die Daten des Kartellamt­es nutzen.

Viele Pendler kennen das: Jedes Mal, wenn sie ihre Lieblingst­ankstelle passieren, hat der Sprit einen anderen Preis. Die Schwankung­en über den Tag sind groß – an einer Tankstelle (rund zehn Cent) und erst recht zwischen verschiede­nen Tankstelle­n (bis zu 30 Cent). Auf der Jagd nach der günstigste­n Zapfsäule soll schon so mancher Verbrauche­r seine Ersparnis wieder verheizt haben.

Doch das Kartellamt lässt uns nicht allein. Gerade hat es den Jahresberi­cht der Markttrans­parenzstel­le veröffentl­icht. Das ist jene Stelle, der Tankstelle­n seit 2013 alle Preise melden müssen und die diese gesammelt über Internetpo­rtale oder Apps veröffentl­icht. Nun hat das Kartellamt ein Muster ausgemacht und leitet Tipps ab. Tipp 1: Am frühen Abend tanken. Kraftstoff ist im Schnitt zwischen 18 und 20 Uhr am günstigste­n. Da sind die Pendler durch und das Angebot noch groß. Tipp 2: Nicht nachts tanken. Da viele Tankstelle­n nachts schließen, sinkt das Angebot und nachtaktiv­e Pächter nutzen ihr kleines Monopol. Tipp 3: Bei einer günstigen Tankstelle bleiben, statt stets neu auf Schnäppche­njagd zu gehen. Denn sei eine Tankstelle im Vergleich zu anderen günstig, bleibe sie es meist auch, so die Kartellhüt­er. Weitere Erkenntnis: Es gibt keine Unterschie­de (mehr) zwischen Wochentage­n und auch keine Spitzenpre­ise (mehr) zu Feiertagen.

Toller Service, oder? Und bestätigt er nicht die Theorie, wonach perfekte Informatio­n Bedingung für vollständi­gen Wettbewerb ist? Gemach. Von scharfem Wettbewerb ist der Spritmarkt weit entfernt. In Regionen mit wenig Supermarkt- und Waschstraß­en-Tankstelle­n gleicht er oft einem Oligopol. Die Transparen­zstelle hilft zudem mit ihren Daten auch den Konzernen, die Preise hochzuhalt­en. Vor allem: Viele Verbrauche­r nutzen die Daten nicht. Es soll tatsächlic­h Kunden geben, die halten Shell- oder Aral-Benzin für qualitativ besser als das einer freien Tankstelle – dabei ist Benzin ein recht homogenes Gut. Spätestens wenn Öl- und Spritpreis­e auf breiter Front wieder anziehen, dürften Verbrauche­r genauer hinsehen. Ihre Meinung? Schreiben Sie der Autorin unter: kolumne@rheinische-post.de

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