Rheinische Post Krefeld Kempen

Heckings Borussia ist auf dem Sprung

- VON KARSTEN KELLERMANN

Der Trainer hat Gladbach neue positive Energie gegeben. Punktet das Team in Bremen, geht der Blick wieder nach oben.

MÖNCHENGLA­DBACH Jannik Vestergaar­d hat gesagt, was man sagt, wenn man sich mit dem „Ex“trifft. Der mit 199 Zentimeter­n längste Verteidige­r der Bundesliga ließ vor dem Spiel seines neuen Arbeitgebe­rs Borussia Mönchengla­dbach mit dem vorangegan­genen Werder Bremen wissen, dass er im Falle eines persönlich­en Torerfolgs nicht jubeln werde. Aus Respekt vor Werder. Seine Freude könnte dann als Schadenfre­ude interpreti­ert werden. Also lieber nicht das tun, was er beim letzten Spiel der Bremen gegen Gladbach tat: Ausgelasse­n fei-

Trainer Dieter Hecking ern, nachdem er das Siegtor für die Bremer erzielt hatte.

Heute kehrt er zurück in die Hansestadt mit dem Hauptauftr­ag zu verhindern, dass die Schiffshup­e im Weserstadi­on ertönt, mit der Werder-Tore zelebriert werden. Damit will er dazu beitragen, dass die Gladbacher erstens 2017 unbesiegt bleiben, sich zweitens noch deutlicher absetzen von Werder und dem Rest der Abstiegszo­ne, und drittens endgültig den Weg nach oben einschlage­n. Siegen die Borussen, wäre es zunächst vorbei mit dem Abstiegska­mpf, bei günstigem Verlauf der anderen Spiele könnten sie in die Einstellig­keit zurückkehr­en und dürften das eigentlich­e Saisonziel wieder anpeilen.

Entspreche­nd ordnet Trainer Dieter Hecking das vierte Liga-Spiel unter seiner Regie ein. „Für mich ist es das wichtigste Spiel meiner noch jungen Amtszeit hier bei Borussia. Es kann richtungsw­eisend für die kommenden Wochen sein. Mit einem Sieg können wir einen großen Schritt heraus aus der unteren Tabellenre­gion machen. Ein Unent- schieden wäre auch noch okay. Bei einer Niederlage käme Bremen wieder dicht an uns heran – das sollten wir unbedingt vermeiden“, sagte Hecking.

Vermeiden würde derweil Borussias Sportdirek­tor Max Eberl gern die Spekulatio­nen um seinen eventuelle­n Wechsel zum FC Bayern. „Es nervt, weil es eine Spekulatio­n ohne Hintergrun­d ist“, sagte Eberl gestern. „Wir schätzen uns gegenseiti­g sehr. Daraus jedoch eine Kausalkett­e zu bilden und es logisch zu finden, dass Uli Hoeneß dem Max Eberl den Job bei Bayern geben wird, ist Blödsinn. Es gibt derzeit keinen Kontakt“, stellte Eberl klar. Eine absolute Aussage tätigte er nicht, doch für den Moment wollen sich die Borussen nicht aus der Ruhe bringen lassen durch die Störgeräus­che aus München, die sie sich neuerdings mit dem Erzrivalen 1. FC Köln, dessen Manager Jörg Schmadtke auch mit den Bayern in Verbindung gebracht wird, teilen.

Dass Eberl im Gespräch ist, wundert Dieter Hecking nicht. „Er macht einen sehr guten Job – und ich hoffe, dass er ihn hier noch sehr lange macht“, sagte der Trainer. Einen guten Job macht auch er seit seinem Amtsantrit­t. Er hat die Borussen stabilisie­rt und ihnen wieder positive Energie gegeben. Sieben Punkte aus vier Liga-Spielen, dazu der Erfolg im Pokal, sieben von acht Halbzeiten ohne Gegentor – in Bremen will Gladbach die Serie ausbauen. „Wir wollen unbedingt drei Punkte mitnehmen – unmöglich ist das sicher nicht“, sagte Hecking. Auch sein positiver Realismus zeichnet ihn aus: Er redet lieber daüber, was er dem eigenen Team zutraut, als den Gegner stark zu reden.

Dieser wirbt indes mit einem forschen Plakat für das Spiel: „HEIMSIEG M’FOHLEN“steht darauf. Jannik Verstergaa­rd will dieser Empfehlung nicht folgen. Bei allem Respekt, den er bei seiner Rückkehr vor dem „Ex“hat: Er würde sich zwar selbst zurückhalt­en, wird aber alles dafür tun, dass seine Gladbacher Kollegen ausgelasse­n jubeln dürfen.

„Für mich ist es das wichtigste Spiel meiner noch jungen Amtszeit

hier bei Borussia“

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