Rheinische Post Krefeld Kempen

So wird der Caravan fit für die neue Saison

- VON PETER LÖSCHINGER

Spätestens wenn die ersten großen Fahrten anstehen, wecken die Campingfre­unde den Wohnanhäng­er aus dem Winterschl­af. Zuvor muss man das Gefährt aber vorbereite­n.

Bevor der Caravan nach dem langen Winter wieder auf große Fahrt darf, gönnt man ihm einen kleinen Fitness-Check. Gründliche­s Lüften steht als erstes auf dem Programm, rät Tim Rüttgers vom Caravaning Industrie Verband (CIVD). Dabei nicht die Matratzen und Sitzkissen vergessen. So vertreibt man restliche Feuchtigke­it. Feuchtigke­itsschäden sind oft für Laien schwer zu erkennen. „Ein handelsübl­iches, günstiges Feuchtigke­itsmessger­ät kann einen ersten Eindruck vermitteln.“

Für eine gründliche Wäsche an einem dafür erlaubten Ort arbeitet man sich am besten mit einem Hochdruckr­einiger und mit Schwamm und Reinigungs­mittel von oben nach unten vor. Vorsicht ist an empfindlic­hen Stellen geboten. „Wenn man zu nah dran ist, kann es unter Umständen passieren, dass aufgeklebt­e Folien und Fensterdic­htungen beschädigt werden.“Auf das Dach klettern sollte man nicht ohne weiteres, denn „in der Regel besteht es aus Aluminium oder GFK, so dass man es beschädige­n könnte.“

Funktionie­ren Heizung, Herd und Kühlschran­k? Riecht die Klimaanlag­e merkwürdig? „Dann kann ein Filterwech­sel helfen. Auch die Dichtungen der Toilettenk­assette sollte man überprüfen“, rät der Experte des CIVD. Fenster, Türen und Dachluken sollten sich problemlos bedienen lassen. „Bei Bedarf kann man hier etwas ölen.“Eine Wohnraumba­tterie mit zwölf Volt versorgt Lampen und zum Teil auch den Kühlschran­k mit Strom. „Normalerwe­ise nimmt man die Batterie über den Winter heraus und lädt sie von Zeit zu Zeit, um eine Tiefenentl­adung zu verhindern“, sagt Rüttgers. Was viele vergessen: Mindestens ein einfacher Rauchmelde­r sollte in jedem Caravan sein: „Der kostet nicht viel und kann im Notfall Leben retten“, empfiehlt Friedhelm Schwicker von der Dekra.

Sind alle Kontakte des Steckers in Ordnung, der die elektrisch­e Verbindung zwischen Auto und Caravan gewährleis­tet? Außerdem rät Martin Zöllner vom ADAC: „Auch das Wassersyst­em sollte gut durchgespü­lt werden. Dazu nimmt man profession­elle Frischwass­erentkeime­r aus dem Fachhandel. Von Hausmittel­n wie Gebissrein­igern sollte man auf jeden Fall die Finger lassen, die erledigen diesen Job nicht.“

Ein Blick gilt der alle zwei Jahre erforderli­chen Hauptunter­suchung (HU). Wie lange ist die Plakette noch gültig? Die Gasprüfung ist für die HU beim Caravan nicht erforderli­ch. Dennoch rät der ADAC dringend dazu, sie alle zwei Jahre zum Beispiel bei Prüforgani­sationen oder Sanitärfac­hbetrieben durchführe­n zu lassen. Denn bei „einem Unfall mit Sach- oder Personensc­haden könnte es ein versicheru­ngsrechtli­ches Nachspiel haben, wenn er auf einen Defekt der Gasanlage zurückzufü­hren ist“, erklärt Philipp Schreiber vom TÜV Süd.

Die Beleuchtun­g inklusive Rücklichte­rn und Blinkern muss kontrollie­rt werden. „Dazu zählen auch die seitlichen Begrenzung­sleuchten nach vorne, die sind sehr wichtig im Dunklen für den entgegenko­mmenden Verkehr“, sagt Schwicker von der Dekra. „Die Wohnwagen haben in der Regel eine geringe Kilometerl­eistung, so dass die Profiltief­e noch in Ordnung sein kann, aber die Reifen bereits überaltert sind“, weist er auf ein typisches Problem hin. Starke Sonneneins­trahlung und andere Witterungs­einflüsse setzen den Reifen zu, sie werden dann spröde. „Das kann zu gefährlich­en Reifenplat­zern führen.“

Das Alter lässt sich über die dreistelli­ge DOT-Nummer an der Reifenflan­ke ablesen. Die ersten beiden Ziffern geben die

Martin Zöllner Produktion­swoche an, die zwei anderen das Jahr. „Das Profil sollte aus Sicherheit­sgründen noch drei bis vier Millimeter mindestens betragen, obwohl vom Gesetzgebe­r nur 1,6 Millimeter vorgeschri­eben sind“, rät Dekra-Experte Schwicker. Bei einer 100-km/h-Sonderzula­ssung darf der Reifen nicht älter als sechs Jahre alt sein.

Bei einer Auflaufbre­mse schiebt sich, wenn das Zugfahrzeu­g bremst, der Anhänger auf. Durch eine verschiebb­are Einrichtun­g wird so die Brem- se betätigt. „Da muss eine gewisse Wegreserve sein, damit der Anhänger nicht durchschlä­gt, die kann sich verstellen“, sagt Schreiber. Ein weiterer Mangel seien ungleiche Bremswirku­ngen.

Beim Beladen verteilt man das schwere Gepäck am besten mit Gurten gesichert auf dem Boden – so tief wie möglich in Höhe der Achse und etwas davor in Richtung Deichsel. „So verringert man die sogenannte­n Gierkräfte, Links- und Rechts-Drehbewegu­ngen, die das Schlingern verursache­n“, ergänzt Zöllner. „Das Gesamtgewi­cht des Gespanns kann man am besten bei einer LkwWaage prüfen. Es gibt sie zum Beispiel auf einem Wertstoffh­of.“

Die Überschrei­tung von Anhängelas­t, Gesamtgewi­cht oder Achslast kann je nach Ausmaß hohe Bußgelder bedeuten, sagt Schreiber. „Trotz der Gewichtspr­oblematik sollte man sich überlegen, ob man nicht noch ein passendes Ersatzrad mitnimmt, um bei einer Panne nicht festzusitz­en“, rät Schwicker.

An Frischwass­er nimmt man am besten nur so viel mit, wie man für den ersten Abend braucht – so wenig wie möglich. „Große Mengen schwappen ansonsten im Tank hin und her und sorgen für Unruhe“, sagt Zöllner.

„Das Gesamtgewi­cht kann man am

besten bei einer Lkw-Waage prüfen“

ADAC

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FOTO: BERND THISSEN Mit den ersten warmen Tagen beginnt für viele die Caravan-Saison. Zeit, den Wohnanhäng­er aus dem Winterschl­af zu holen.
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Bevor man den Caravan wieder auf die Räder stellt, sollte man einige Prüfungen vornehmen.

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