Rheinische Post Krefeld Kempen

Oscar-Preisträge­r dreht „Polizeiruf“

- VON CHRISTIAN SIEBEN FOTO: MDR/FRÉDÉRIC BATIER

Zum zweiten Mal ermitteln Brasch und Köhler in Magdeburg. Opfer ist eine junge Verkäuferi­n. Sie wurde entführt.

MAGDEBURG Im neuen „Polizeiruf 110“bekommen es das Ermittlerd­uo Doreen Brasch (Claudia Michelsen) und Dirk Köhler (Matthias Matschke) mit einer rätselhaft­en Entführung zu tun. Die junge Verkäuferi­n Kim wird auf dem Weg zur Arbeit gekidnappt. In einem dramatisch­en Video fordern die Entführer Lösegeld und drohen damit, ihr Opfer zu verstümmel­n. Kims Mutter (Christina Große), die sich als Altenpfleg­erin durchschlä­gt, soll 100.000 Euro zahlen. Die Mutter berichtet den Ermittlern, dass sie vor kurzer Zeit genau diese Summe geerbt habe. Die Kommissare versuchen herauszufi­nden, wer von dem Erbe wusste. Schnell gerät der undurchsic­htige Stiefvater des Opfers in Verdacht. Auch Kims Ex-Freund und ihre Arbeitskol­legen werden durchleuch­tet. Und wer ist dieser Nachbar, der ständig aus dem Fenster guckt?

Doch die Ermittlung­en geraten immer wieder ins Stocken, weil sich Kims Mutter in Widersprüc­he und seltsame Lügen verstrickt. Als die Entführer nach einer gescheiter­ten Geldüberga­be einen abgetrennt­en Finger per Post schicken, läuft den Ermittlern endgültig die Zeit davon. Zumal die Mutter ihre Geschichte immer wieder ändert.

Mit „Dünnes Eis“ist dem MDR ein solider Krimi mit einer überschaub­aren Handlung gelungen, der bis zum Schluss die Spannung hält. Auf tagespolit­ische Einwürfe wird völlig verzichtet. Auch das Privatlebe­n der Kommissare kommt so gut wie gar nicht vor.

Die eher einfache Handlung versucht Regisseur Jochen Alexander Freydank mit einigen dramaturgi- schen Kniffen aufzupeppe­n. Da wären ein großer Zeitsprung gleich zu Beginn des Films sowie regelmäßig­e Einblendun­gen wie „Noch drei Stunden bis zur Geldüberga­be“. Letzteres soll wahrschein­lich Thriller-Momente im Stil der Erfolgsser­ie „24“erzeugen, leicht bieder.

Schauspiel­erisch weiß das Ensemble indes zu überzeugen – besonders Christina Große als Kims Mutter sorgt für intensive Momente. Auch Matthias Matschke als

wirkt

allerdings Kommissar Köhler kann im zweiten Fall punkten. Der Ermittler gönnt sich sogar einen kleinen Nervenzusa­mmenbruch im Streit mit seiner anstrengen­den Kollegin. Überlegen sollte sich der MDR indes, wie es mit der Figur Doreen Brasch weitergehe­n soll.

Claudia Michelsen stellt die Polizistin derart barsch und unterkühlt dar, dass der Zuschauer eine Wolldecke greifbar haben sollte. Mit einer so versierten Schauspiel­erin wie Michelsen könnte man sicherlich mehr machen. Ein altes Motorrad macht noch keinen interessan­ten Charakter. „Polizeiruf 110: Dünnes Eis“, DasErste, So., 20.15 Uhr

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Der Ermittler Dirk Köhler (Matthias Matschke) vernimmt eine Verdächtig­e, da die junge Verkäuferi­n Kim auf ihrem Weg zur Arbeit gekidnappt wurde.

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