Rheinische Post Krefeld Kempen
Machen statt studieren
Die Handwerkskammer Düsseldorf wirbt um Studien-Zweifler – und unterstützt dabei, Studienfrust gegen Praxisluft und Ausbildung zu tauschen.
(rps) Die meisten Abiturienten entscheiden sich nach der Schule für ein Studium. Aber das ist nicht für Jeden der richtige Weg. Rund ein Drittel aller Bachelor-Aspiranten steigt vorzeitig aus dem Studium aus. Die wichtigsten Gründe dafür sind laut einer Untersuchung des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) Leistungsprobleme, finanzielle Engpässe, mangelnde Motivation und fehlender Praxisbezug.
Die Handwerkskammer Düsseldorf weist auf eine unterschätzte Alternative für diejenigen hin, die aus ihrem Studium aussteigen und sich neu orientieren wollen: Eine Ausbildung zur Fach- und Führungskraft im Handwerk. „Lehre und Aufstiegsfortbildung zum Meister haben nichts gemein mit den Kindheitsbildern von Herrn Eder und seinem Pumuckl. Sondern sind eine ernstzunehmende Karrierealternative, die alle denkbaren Karrieremöglichkeiten inkludiert“, sagt der Hauptgeschäftsführer der HWK, Axel Fuhrmann. „Eine Ausbildung im Handwerk ist gleichzeitig technisch anspruchsvoll und nah am Menschen, und sie vereint Teamwork mit der individuellen Perspektive, täglich Lösungen für konkrete Arbeitsprojekte zu finden. In kaum einem Metier ist die Berufszufriedenheit größer“, weiß Fuhrmann. Außerdem: Viele Handwerksbetriebe suchen händeringend qualifizierten Nachwuchs. „Kaum eine Berufsoption ist zukunftssicherer. Und aufstiegsträchtiger. Denn in den nächsten fünf Jahren gehen annähernd zehntausend Firmenchefs in Rente. Die Chancen stehen also sehr gut, nach der Berufsausbildung übernommen und für künftige Leitungsaufgaben qualifiziert zu werden“, ergänzt der Kammerchef. Fortbildungslehrgänge zum Meister und Betriebswirt bereiten passgenau auf die Herausforderungen in unternehmerischer Selbstständigkeit vor.
Die Kammer weist darauf hin, dass der Meisterabschluss nach dem Deutschen Qualifikationsrahmen mit einem Bachelor-Abschluss gleichgestellt ist. Für diejenigen, die Berufserfahrung im Ausland sammeln wollen, bietet die Handwerkskammer Aufenthaltsund Austauschprogramme an. Und das alles auf der Überholspur: „Wer über die Hochschulreife verfügt, hat die Möglichkeit – in Absprache mit dem Betrieb – die Berufsausbildung um bis zu ein Jahr zu verkürzen. Bei Beginn einer Berufsausbildung mit Fach- oberschulreife kann die Ausbildung um bis zu einem halben Jahr verkürzt werden“, so Fuhrmann.
Anders als im Studium erhalten Auszubildende vom ersten Tag an eine Ausbildungsvergütung. Diese ist in den meisten Fällen tariflich geregelt und steigert sich von Jahr zu Jahr.
Für Studierende, die den theoretischen Hochschulstoff einfach mit mehr Praxis unterfüttern wollen, bietet die Kammer duale Studiengänge an Partner-Hochschulen – und darüber hinaus eine eigene und neuartige Lösung an: das triale Studium zum Bachelor im Handwerksmanagement an der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach. Es verbindet die Gesellen-, und Meistermit einer betriebswirtschaftlichen Hochschulausbildung. Fuhrmann: „Machen und Studieren geht also auch.“