Rheinische Post Krefeld Kempen

Hunderte Lehrerstel­len in NRW unbesetzt

- VON KIRSTEN BIALDIGA

Die rot-grüne Koalition in Nordrhein-Westfalen hat im vergangene­n Jahr viel weniger Beamte eingestell­t als geplant. Die CDU rechnet vor, dass im Schulberei­ch sogar Jobs verloren gingen.

DÜSSELDORF Die NRW-Landesregi­erung ist bei der Besetzung von Polizisten-, Lehrer- und anderen Stellen im Verzug. Bis zum 1. Januar 2017 sind bei der Polizei 998 eingeplant­e Beamtenste­llen unbesetzt, in den Schulen einschließ­lich Schulverwa­ltung sind es 4329. Dies geht aus einer noch unveröffen­tlichten Kleinen Anfrage der CDU-Fraktion in NRW hervor, die unserer Redaktion vorliegt. Ein Vergleich der Planzahlen für 2016 mit den tatsächlic­h besetzten Stellen zum 1. Januar 2017 zeigt, dass über alle Landesress­orts hinweg über 7800 Stellen für Angestellt­e und Beamte noch nicht besetzt sind. Darin sind einfache Arbeitnehm­erstellen bei der Polizei und der gesamte Geschäftsb­ereich der Justiz mit Gerichten, Staatsanwa­ltschaften und Gefängniss­en noch nicht enthalten, weil hierzu laut Landesregi­erung noch keine Angaben vorliegen.

Das Ergebnis weckt Zweifel an Äußerungen, wonach die Landesregi­erung der Einstellun­g von Polizisten und dem Kampf gegen Kriminalit­ät einen hohen Stellenwer­t bei- misst. Rot-Grün hatte angekündig­t, 2016 die Polizei zu stärken und die Zahl der Neueinstel­lungen deutlich zu erhöhen. Ende Januar hatte die Gewerkscha­ft der Polizei zudem über einen neuen Überstunde­nrekord geklagt. Gut drei Monate vor der NRW-Wahl ist die innere Sicherheit angesichts der jüngsten Terroransc­hläge ein zentrales Thema im Wahlkampf.

Eine große Lücke klafft auch in der Finanzverw­altung: Dort sind mehr als 1000 Stellen unbesetzt. Die rot-grüne Landesregi­erung räumt Abweichung­en zwischen dem Plan für 2016 und den Ist-Zahlen ein und teilt in ihrer Antwort auf die Kleine Anfrage mit, dass die Stellenbes­etzungsquo­te bereinigt rund 97 Prozent betrage. Damit übertreffe sie die Quoten in den Jahren der schwarz-gelben Vorgänger-Regierung, die zwischen 86 Prozent (2006) und 97 Prozent (2009) gelegen hätten.

Zudem begründet sie die große Zahl unbesetzte­r Stellen mit einem relativ gesättigte­n Arbeitsmar­kt. Auch seien laufende Stellenbes­etzungsver­fahren in den Ergebnisse­n noch nicht enthalten. Hinzu kämen eine über der Planung liegende altersbedi­ngte Fluktuatio­n und offene Stellen als Folge von Teilzeit. Schließlic­h würden Stellen nicht besetzt, wenn sich im weiteren Verlauf herausstel­le, dass sie wegen neuer Entwicklun­gen nicht mehr benötigt würden.

Das aber bestreitet die CDU-Opposition: „Ein Vergleich der Ist-Besetzung zum 1. Januar 2016 mit der Ist-Besetzung zum 1. Januar 2017 zeigt: Im letzten Jahr wurde die Polizei nicht nennenswer­t gestärkt und die Schulen sogar geschwächt“, sagte Klaus Kaiser, stellvertr­etender Vorsitzend­er der CDU-Landtagsfr­aktion. „Unbesetzte Stellen können keine Kinder unterricht­en, und unbesetzte Stellen können nicht für unsere Sicherheit sorgen“, kritisiert­e der CDU-Politiker. Die von Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft (SPD) geführte Landesregi­erung habe 2016 im gesamten Schulberei­ch tatsächlic­h netto sogar 335 Beschäftig­e abgebaut. In der Polizei des Landes seien in diesem Zeitraum unterm Strich nur 70 Beamte hinzugekom­men.

Die Landesregi­erung hält dem entgegen, der aktuelle Stellenbed­arf in Schulen sei geringer als erwartet. Ursache sei, dass es 2016 doch nicht so viel Zuwanderun­g gegeben habe, wie im Jahr zuvor vorhergesa­gt worden war. Vor wenigen Tagen hatte hingegen Schulminis­terin Sylvia Löhrmann (Grüne) angekündig­t, pensionier­te Lehrer extra aus dem Ruhestand zurückzuho­len, um die Unterricht­sversorgun­g auch für Flüchtling­e zu sichern. Leitartike­l

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