Rheinische Post Krefeld Kempen

Schweizer für schnelle Einbürgeru­ng

- VON JAN DIRK HERBERMANN

Die rechtspopu­listische Schweizer Volksparte­i SVP scheitert mit einer islamfeind­lichen Kampagne.

GENF Die Schweiz gibt sich weltoffen: Eine deutliche Mehrheit von 60 Prozent stimmte gestern für eine leichtere Einbürgeru­ng junger Ausländer der dritten Generation. Damit folgen die Schweizer einem Vorschlag ihrer Regierung – und die Bürger des reichen Landes demonstrie­ren, dass sie in der Ausländerp­olitik auf pragmatisc­he Lösungen setzen. „Die Schweiz ist ihre Heimat, sie sind hier zu Hause“, sagte Justizmini­sterin Simonetta Sommaruga.

Dagegen hatte die rechtspopu­listische Schweizeri­sche Volksparte­i mobil gemacht: Sie überzog das Land mit einer rüden Kampagne, die offen islamfeind­liche Züge trug. Die 40.000 Einbürgeru­ngen jährlich im dem Land mit 8,3 Millionen Einwohnern seien genug. Die Volksparte­i hoffte, an ihren Triumph von 2014 anknüpfen zu können: Damals sprach sich eine Mehrheit der Schweizer für die SVP-Initiative zur starken Drosselung der „Masseneinw­anderung“aus. Mit dem deutlichen Ja der Schweizer zur Einbürgeru­ng erleidet die SVP nun eine empfindlic­he Schlappe.

In Zukunft werden die Bundesbehö­rden die jungen Ausländer einbürgern und nicht mehr die Kantone und Gemeinden. Durch die Verlagerun­g an den Bund verspricht sich Justizmini­sterin Sommaruga schnellere und billigere Prozesse, die künftig zum größten Teil schriftlic­h erfolgen werden: Die „Schweizerm­acher“sollen also aufs Tempo drücken. Bislang ziehen sich die Einbürgeru­ngsverfahr­en über Jahre und kosten viel Geld.

Wer sich einbürgern lassen will, muss bestimmte Kriterien erfüllen: Die Ausländer dürfen nicht älter als 25 Jahre alt sein, sie müssen in der Schweiz geboren sein und ein Groß- elternteil muss in der Schweiz ein Aufenthalt­srecht erworben haben oder hier geboren worden sein. Die Aspiranten müssen zudem Rechtsordn­ung und Verfassung respektier­en und einer Landesspra­che mächtig sein.

In einer weiteren Abstimmung lehnten die Schweizer eine Reform der Unternehme­nsbesteuer­ung mit deutlicher Mehrheit ab. Regierung, Parlament und die bürgerlich­en Parteien wollten internatio­nal geächtete Steuerpriv­ilegien für bestimmte Firmen abschaffen. Die sogenannte­n Holding-, Domizil- und gemischten Gesellscha­ften sollten jedoch in den Genuss neuer Erleichter­ungen und Vergünstig­ungen kommen. Das geschieht nun nicht.

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FOTO: DPA Eine Bewohnerin von Obersaxen Meierhof gibt ihre Stimme ab.

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