Rheinische Post Krefeld Kempen

Wirbel um Schmidt beflügelt Bayer 04

- VON SEBASTIAN BERGMANN

Nach der Fehlmeldun­g über die Entlassung des Bayer-Trainers schlägt der Werksklub Eintracht Frankfurt klar mit 3:0.

LEVERKUSEN Einerseits war Rudi Völler bestens gelaunt. Und warum auch nicht? Zuvor hatte Bayer Leverkusen eines der besten Saisonspie­le abgeliefer­t und Eintracht Frankfurt überzeugen­d mit 3:0 (1:0) besiegt. Anderersei­ts war der Sportdirek­tor aber auch merklich angefresse­n. Als er nach dem Triumph seiner Leverkusen­er in Richtung der versammelt­en Journalist­en presch-

„Die Geschichte hat Unruhe geschürt und den Trainer belastet“

Michael Schade

Klubchef Bayer Leverkusen

te, wollte der Sportdirek­tor zunächst nur eines wissen: „Von Sky ist keiner da, oder?“Erst nachdem ihm versichert wurde, dass dies nicht der Fall war, begann der 56-Jährige mit seiner Analyse. Grund für den Boykott des Bezahlsend­ers war eine Nachricht, die rund eine Stunde vor Spielbegin­n die Runde machte.

Der Rechteinha­ber hatte im Vorfeld des für Bayer 04 und Roger Schmidt wegweisend­en Duells mitgeteilt, dass die Entlassung des umstritten­en Trainers bereits beschlosse­ne Sache sei. Der Gesellscha­fteraussch­uss der Bayer 04 Leverkusen Fußball GmbH habe dies in einer Sitzung am Samstagmor­gen entschiede­n, hieß es. Zwar dementiert­e Klubchef Michael Schade dies umgehend – doch der Wirbel um die Meldung hatte die Mannschaft wohl schon erreicht.

Von einer zusätzlich­en Unruhe auf dem Platz war zwar nichts zu sehen – im Gegenteil. Doch für Völler und Schade war die Angelegenh­eit längst nicht vergessen. Der Weltmeiste­r von 1990 mahnte nach Ab- pfiff eine „öffentlich­e Entschuldi­gung“des TV-Senders an. Diese erhielt der Klub dann auch gestern Mittag; Sky-Geschäftsf­ührer Carsten Schmidt hatte in einem Telefonat mit Völler am Morgen bereits erste Wogen glätten können. „Damit ist die Sache für mich erledigt“, sagte auch Geschäftsf­ührer Schade. Gleichzeit­ig machte er aber erneut seinen Unmut über die Geschehnis­se des Vortags deutlich: „In diesem Metier muss man mit Gerüchten leben. Dass man aber mit einer solch frei erfundenen Geschichte Unruhe schürt und so etwas natürlich auch den Trainer belastet, geht einfach nicht.“

Schmidt, der nach zwei Pleiten in Folge gehörig unter Druck geraten war, gab an, vom Wirbel um seinen vermeintli­chen Rauswurf nicht viel mitbekomme­n zu haben. „Wir wollten uns auf das Wesentlich­e konzentrie­ren: die Arbeit. Dabei hilft es, dass wir alle schon so lange zusammen sind“, sagte der 49-Jährige. Die Geschichte des Spiels ist derweil schnell erzählt. Chicharito brachte die Werkself nach Vorarbeit des erst 17-jährigen Kai Havertz, der überrasche­nd an der Seite des Mexikaners im Sturm beginnen durfte, früh in Führung (5.). Im Vergleich zur HSVPleite wirkte Leverkusen gedankensc­hneller und frischer, hielt Frankfurt bis auf wenige Ausnahmen vom eigenen Tor fern. Tauchte die Eintracht dann doch einmal gefährlich vor dem Leverkusen­er Tor auf, war Nationalto­rhüter Bernd Leno zur Stelle und parierte eindrucksv­oll ge- gen Mijat Gacinovic (22.) und Branimir Hrgota (26.). Im zweiten Durchgang machten erneut Chicharito (63.) und Kevin Volland (78.) den Heimsieg perfekt.

Durch den Triumph dürfte Schmidt den Kopf vorerst wieder einmal aus der Schlinge gezogen haben. „Es ist noch nicht alles verloren – trotz aller Kampagnen, die gegen uns und den Trainer gemacht werden“, erklärte Schade und beteuerte, dass es – intern – nie eine Diskussion um den Coach gegeben habe.

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FOTO: IMAGO Angespannt: Leverkusen­s Trainer Roger Schmidt im Fokus der Kamera beim Spiel gegen Eintracht Frankfurt.

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