Rheinische Post Krefeld Kempen
Kirchliches Ehrenamt ist stärker gefragt
Mit den Umstrukturierungen in der Gemeinschaft der Gemeinden Kempen-Tönisvorst wird auf die engagierten Laien noch mehr Arbeit zukommen. Propst Dr. Thomas Eicker sichert allen Ehrenamtlichen seine Unterstützung zu.
KEMPEN Das Baustellenschild vor der Christ-König-Kirche im Hagelkreuz machte es schon deutlich: „Umbau erforderlich“hieß das Motto der Pfarrversammlung am Sonntagmorgen. Schon in den Begrüßungsworten von Moderator Axel Küppers wurde klar, dass nichts mehr so bleibt, wie es war. Die Gemeinden, nicht nur in Kempen, sondern auch in St. Hubert und Tönisvorst müssen sich auf Neuerungen einstellen. Sie alle bilden eine Gemeinschaft der Gemeinden (GdG), die versuchen muss, sich neu zu organisieren. Deshalb waren auf dem Podium nicht nur die Kempener Propst Dr. Thomas Eicker sowie Pfarrvikar Klemens Gößmann und Gemeindereferent Andreas Bodenbenner, sondern auch die Gemeindereferentinnen Stefanie MüllerBellen und Regina Gorgs aus Tönisvorst vertreten.
Propst Eicker wies darauf hin, dass es gelte, neue Strukturen zu finden. Viel mehr Ehrenamtliche müssten eingebunden werden in die Gemeindearbeit, aber auch die Zusammenarbeit unter den Gemeinden müsste verstärkt werden. Es soll sich ein Netzwerk bilden. „Die Zeiten sind vorbei, wo jede Pfarre einen eigenen Pfarrer hat“, sagte er. Das heißt für ihn, viele Aufgaben zu delegieren. Denn er und seine noch verbliebenen Amtskollegen, wovon ja zwei eigentlich schon längst im Ruhestand sind, können nicht überall sein.
Doch Eicker versicherte mehrmals auf besorgte Nachfragen aus dem Kreis der rund 150 Besucher, dass die Priester da wären, wo sie gebraucht werden. Zum Beispiel würde auch wieder der PriesterNotruf eingeführt, um rechtzeitig zur Stelle zu sein, wo etwa eine Krankensalbung notwendig wird.
Aus dem Publikum gab es ganz praktische Fragen: Was ist denn mit der gewohnten Abendmesse am Sonntag? Wie werden Beerdigungsfeiern organisiert? Hier zeigte sich Eicker zuversichtlich, dass dies sowohl mit den verbleibenden Pfarrern als auch mit den ehrenamtlichen Gottesdienstleitern gut abgedeckt werden könne. Dem folgte auch der eindringliche Appell, dass sich für diese Aufgaben mehr Freiwillige finden mögen.
Eine ganz interessante Frage war auch, wo denn ein Priester noch verwurzelt ist, wenn er wie Propst Eicker zwischen sieben Kirchen hin und her wechselt. Schwierig sei dies allemal, so Eicker, aber alle Priester in der GdG könnten keine Gemeinde mehr zu ihrer eigenen machen. Er selber habe als Priester bei Freunden und in der Familie seine Heimat. Außerdem habe er als Priester gerade in diesem Prozess gelernt, „das Herz zu weiten“.
Einige weitere wichtige Fragen betrafen die Ehrenamtlichen. Zum einen ist für viele unklar, wie viel Zeit das ehrenamtliche Engagement erfordert und für wie lange man sich da verpflichten muss. Eine andere Besucherin der Versammlung fragte auch nach der Begleitung der Ehrenamtlichen. Propst Eicker sagte darauf, dass jeder selbst entscheiden muss, wie viel Zeit er investieren möchte. Und selbstverständlich würden die Ehrenamtlichen von den Priestern auch begleitet, um ihre Aufgaben zu schaffen. In die- sem Zusammenhang erinnerte ein Besucher an den früheren Pfarrer von Christ-König. Pfarrer Vratz hätte auf solche Fragen immer gesagt: „Mach das!“.
Viele Besucher der Pfarrversammlung wollten wissen, wie sich in Zukunft die Verwaltung der Gemeinden gestalten wird. Einiges ist schon an den Kirchenvorstand und den Pfarreirat delegiert, erklärte Propst Eicker. Es sei geplant, dass auch die Pfarrsekretärinnen ein Netzwerk bilden. Sie seien schließlich diejenigen, die oft unmittelbar als erste die Bedürfnisse der Gemeindemitglieder erfahren würden. Eicker betonte, dass in der Ausgestaltung der GdG alles noch in der Entwicklung sei. Dies sei für alle eine neue Erfahrung. Man müsse auch abwarten, welche Signale vom neuen Aachener Bischof Helmut Dieser kommen, wie es insgesamt im Bistum weiter gehe.
Rund zwei Stunden, länger als geplant, dauerte die Informationsveranstaltung. Auch danach blieben viele noch zum Gespräch vor der Kirche stehen. Es zeigt sich also, dass nicht nur diese Veranstaltung, der weitere in den anderen Gemeinden folgen werden, notwendig war, sondern dass sich viele Katholiken in Kempen offensichtlich den Dialog wünschen.