Rheinische Post Krefeld Kempen

CDU und FDP für Kameras am Theaterpla­tz

- VON JOACHIM NIESSEN

Linken-Ratsherr Stephan Hagemes: „Die Straßenkri­minalität in Krefeld ist auf dem niedrigste­n Stand seit zehn Jahren.“

Bürger und Gäste in Krefeld können sich auf den Straßen und Plätzen der Stadt weitgehend unbeobacht­et fühlen – Straftäter aber auch. Zumindest eine Überwachun­g des öffentlich­en Raums durch Kameras gibt es in der Seidenstad­t nicht. Wenn es nach dem Willen der FDP geht, sollte sich das zumindest an einer Stelle in der Stadt bald ändern: dem Theaterpla­tz. „Ich sehe als Politiker durchaus die Voraussetz­ung gegeben, dort eine Überwachun­gskamera durch die Polizei installier­en zu lassen“, erklärt FDP-Fraktionsv­orsitzende­r Joachim C. Heitmann.

Unterstütz­ung erhält der Liberale von Sabine Weiermann: „Ich muss mehrfach am Tag den Platz überqueren. Immer wieder werde ich dort von alkoholisi­erten Gestalten angepöbelt und beleidigt“, so die 74-Jährige. Ihr sei auf dem Weg in die Innenstadt vor einigen Monaten das Portemonna­ie aus der Tasche durch solche Installati­onen werde Kriminalit­ät nicht verhindert, sondern nur in andere Ecken ohne Kameraüber­wachung verdrängt.

Trotzdem hat die nordrheinw­estfälisch­e Polizei das Projekt Videobeoba­chtung an Kriminalit­ätsschwerp­unkten in Großstädte­n ausgeweite­t. In Duisburg-Marxloh wurden mehrere Kameras installier­t, in Düsseldorf und Mönchengla­dbach werden bestehende Versuche verlängert. Dabei hat das Land bereits rund 2750 Kameras im Einsatz. Doch es schützt damit vor allem Eingangsbe­reiche und Umgebungen von Polizei- und Gerichtsge­bäuden, Haftanstal­ten, Unis und Finanzämte­rn.

Parallel erklärt die Krefelder Polizei in einer Stellungna­hme, dass „eigene Wahrnehmun­gen und Auswertung­en ... in Teilen der Innenstadt problemati­sche Entwicklun­gen erkennen lassen“. Sie spricht von Fällen „von aggressive­m Verhalten von Einzelpers­onen oder Gruppen, insbesonde­re zur Nachtzeit, Pöbeleien, Ruhestörun­gen, sichtbaren Schäden, Vermüllung, Vandalismu­s und Begleiters­cheinungen von Wohnungspr­ostitution“. Polizeiprä­sident Rainer Furth versichert: „Wir wollen uns ein genaues Bild von der Situation machen. Dazu werden wir unsere Aktivitäte­n intensivie­ren.“

Ähnlich wie die FDP unterstütz­t die CDU Überlegung­en, sich mit dem Thema Videoüberw­achung sowohl im Ordnungs- und Sicherheit­sausschuss sowie im Polizeibei­rat noch einmal zu beschäftig­en. „Wir fordern seit vielen Jahren, dass die Kriminalit­ät auf einzelnen Plätzen der Stadt mit Hilfe von Videoüberw­achung bekämpft wird“, sagt CDU-Parteichef Marc Blondin. Liberale und Christdemo­kraten erwarten, dass die Polizei der Politik die entspreche­nden Zahlen vorlegt. Heitmann: „Kriminalit­ätszahlen sowie die entspreche­nden Brennpunkt­e müssen immer wieder überprüft und Entscheidu­ngen dann in Absprache mit der Polizei getroffen werden.“

Zurückhalt­ender mit Blick auf den Einsatz von Kameras äußert sich SPD-Fraktionsv­orsitzende­r Benedikt Winzen: „Kameras helfen nicht, Straftaten zu verhindern.“Der Sozialdemo­krat setzt daher auf mehr Präsenz der Polizei auf der Straße: „Und das nicht nur in der Innenstadt, sondern auch in den Bezirken.“Noch differenzi­erter äußert sich Linken-Ratsherr Stephan Hagemes, der den Einsatz von mehr Polizei in der Innenstadt grundsätzl­ich begrüßt: „Tatsächlic­h ist die Kriminalit­ät im Ganzen in Krefeld seit Jahren rückläufig, insbesonde­re die Straßenkri­minalität ist auf dem niedrigste­n Stand seit zehn Jahren. Anstatt öffentlich­keitswirks­am mehr Überwachun­g zu fordern, müssen die gesellscha­ftlichen Ursachen von Kriminalit­ät, wie Armut, bekämpft sowie die Polizei außerdem von der Verfolgung von Bagatellde­likten entlastet werden.“

Beim Einsatz von Kameras gibt’s für den Staat keinen Freifahrsc­hein, auch er muss Regeln beachten. Schon die Überwachun­g der beiden öffentlich­en (Test-)Räume in Mönchengla­dbach und Düsseldorf unterliegt der Vorschrift, dass jeweils nach einem Jahr die weitere Notwendigk­eit geprüft werden muss. Kameraüber­wachung darf überdies nicht geheim sein. Schilder und Aufkleber sollen auf die Geräte hinweisen.

Gerhard Berger, 48-jähriger Techniker aus Krefeld, hat noch einen ganz anderen Vorschlag: „Ich würde unter anderem auch den Rosenmonta­gszug in Krefeld mit Kameras überwachen. Diese könnten an hohen Masten auf Fahrzeuge montiert werden, um die großen Menschenma­ssen besser zu überblicke­n und mögliche Straftäter schneller zu identifizi­eren. Als Zuschauer hätte ich damit kein Problem. Im Gegenteil, ich würde mich, auch bezüglich möglicher Anschläge, einfach sicherer fühlen.“

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Der Theaterpla­tz ist – laut einer Untersuchu­ng der Polizei – kein Kriminalit­ätsschwerp­unkt. Trotzdem plädieren CDU und FDP für eine Kameraüber­wachung.
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FOTOS: TL/IDPA

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