Rheinische Post Krefeld Kempen
„Faust“in NRW
Goethes Stück ist das wohl bedeutendste Drama der deutschen Literatur. In welchen Theatern in der Region wird 2017 Goethes Hauptwerk aufgeführt? Ein Überblick über die aktuellen Inszenierungen.
DÜSSELDORF Heinrich Fausts dringlichster Wunsch ist es zu erfahren, was „die Welt im Innersten zusammenhält“, so einer der bekanntesten Verse des Dramas. Diese Sehnsucht treibt ihn so weit, dass er sein angesammeltes Wissen hinter sich lässt und einen Pakt mit dem Teufel eingeht.
Auch zu den inhaltlichen Vorgaben in Nordrhein-Westfalen im Abitur-Fach Deutsch gehört 2017 neben Kafkas „Verwandlung“oder dem „Prozess“der „Faust“von Goethe. Da trifft es sich, dass man in gleich mehreren Schauspielhäusern in NRW dem wohl größten Klassiker der deutschen Literatur in neuen Inszenierungen begegnen kann. Ein Überblick über die Aufführungen in der Region. BONN Unter der Regie von Alice Buddeberg ist eine moderne Inszenierung des 200 Jahre alten Stoffes entstanden. Die Geschichte um den rastlos getriebenen Sinnsucher wird ganz irdisch als Kampf mit den eigenen, inneren Teufeln erzählt: Als ein Kranken an der Welt, das weder Gott noch Satan benötigt. Tickets für die beiden noch verbleibenden Vorstellungen gibt es bereits für 9,90 Euro (Theater Bonn, 16. Februar und 24. März, jeweils 19.30 Uhr). CASTROP-RAUXEL Gert Becker hat den „Faust“in einer zwischen Klassik und Avantgarde angesiedelten Inszenierung erdacht. Das Westfälische Landestheater bringt den „Faust“während eines Jahres gleich an verschiedenen Orten auf die Bühne. Neben vier Aufführungen in Castrop-Rauxel selbst warten Recklinghausen, Gummersbach und Marl mit Vorstellungen des Klassikers auf (weitere Informationen zu den Vorstellungen des Landestheaters gibt es auf dessen Internetseite unter www.westfaelisches-landestheater.de.) DETMOLD Zum letzten Mal in dieser Spielzeit wird die Wiederaufnahme des „Fausts“im Landestheater Detmold aufgeführt. Die Inszenierung von Jasper Brandis mutet in der Gestaltung der „Faust“-Figur (Stephan Clemens) durchaus heutig an. Mephisto (Markus Hottgenroth) ist in dieser Inszenierung kein Anstifter zum Bösen, da dies schon von den Menschen selbst erledigt wird. Er agiert vielmehr als zynisch-melancholischer Wanderer zwischen den Welten, „ein androgyner Verwandter des Till Eulenspiegel“, wie es in einer Kritik zur Inszenierung heißt (Landestheater Detmold am 27. April um 10 Uhr). DORTMUND Unter dem Titel „Faust I – Gewissen!“nimmt das Opernhaus Dortmund seine „Faust“-Inszenierung ab 29. April wieder ins Programm auf. Es handelt sich dabei um ein modernes Ballett von Xin Peng Wang. Musik steuerten Henryk Mikolaj Górecki, Bryce Dressner, Igor Wakhevitch, Superflu und Rammstein hinzu. In der Presse wurde das „Faust“-Ballett als „großer“Wurf und „Meisterstück“gelobt. Viel zum bisherigen Erfolg dürfte die schlicht gehaltene Ästhetik beigetragen haben, die zeitweise von opulenten Bildern durchdrungen wird (Opernhaus Dortmund am 29. April, 14. und 27. Mai., 9. und 17. Juni sowie am 1. Juli, jeweils 19.30 Uhr). DÜSSELDORF „Faust to go“ist als mobiles Theaterstück gedacht und daher an verschiedenen Orten aufführbar. Regisseur Robert Lehniger inszeniert Fausts Reise durch die kleine und große Welt als theatrales Roadmovie mit einem Ensemble von fünf Schauspielern. Ein Theater „on the road“also, getreu dem Motto: Wenn die Zuschauer nicht selbst ins Schauspielhaus kommen können, kommt das Theater eben zu den Zuschauern. Dabei werden die Menschen in Düsseldorfs Straßen Teil einer lebendigen Szenerie, in der sich Faust und Mephistopheles bewegen (ab 21. Januar an diversen Orten in Düsseldorf und Region. Bereits feststehende Spielorte und auch -termine können der Internet- seite des Schauspielhauses entnommen werden: www.dhaus.de). KÖLN Im Schauspiel Köln kann an drei Tagen im Mai und Juni sowohl Faust I als auch dessen zweiter, weitaus komplexerer Teil in einer Doppelvorstellung als „theatral-kulinarisches Event“genossen werden. Nachmittags kommt Faust I im Depot 1 auf die Bühne, im Anschluss gibt es ein Abendessen an langen Tafeln im Foyer, bevor es abends mit Faust II im Depot 2 weitergeht. Die Inszenierung von Moritz Sotzmann verspricht eine rauschhafte, musikalische Reise zu werden (drei Doppelvorstellungen im Schauspiel Köln; weitere Infos unter www.schauspiel.koeln.de).