Rheinische Post Krefeld Kempen

FDP-Brandbrief gegen Dienstrech­t

- VON THOMAS REISENER

Lindner setzt Union mit Forderung nach Verfassung­sklage unter Druck

DÜSSELDORF Im Streit um das neue NRW-Dienstrech­t greift FDP-Chef Christian Lindner zu einem ungewöhnli­chen Mittel: In einem persönlich­en Brief an alle 237 Abgeordnet­en des Landtags wirbt Lindner für eine gemeinsame Verfassung­sklage aller Parlamenta­rier gegen die Vorgaben, denen zufolge Frauen auch bei schlechter­er Qualifikat­ion gegenüber Männern bevorzugt befördert werden müssen.

Auf den ersten Blick ist sein Versuch, Mitglieder der Regierungs­parteien gegen das neue rot-grüne Dienstrech­t aufbringen zu wollen, aussichtsl­os. Auf den zweiten Blick nicht: Der FDP-Chef verweist auf die zahlreiche­n Klagen betroffene­r Männer gegen das neue Dienstrech­t, die zu einem umfassende­n Beförderun­gsstopp in großen Teilen der NRW-Verwaltung geführt haben. Denn bis zur rechtliche­n Klä- rung müssen die Behörden die Beförderun­gen aussetzen. „Deshalb spreche ich Sie ganz persönlich an und lade Sie ein, mit uns gemeinsam für eine rechtliche Klärung zu sorgen“, wirbt Lindner in seinem Brief, „wenn auch Sie einen jahre-

Christian Lindner langen Rechtsstre­it und weitgehend­e Beförderun­gsstopps in der Landesverw­altung verhindern wollen, haben Sie jetzt die Gelegenhei­t dazu.“Mit Christian Dahm, Dennis Maelzer und Ernst-Wilhelm Rahe hatten sich zuvor auch schon Sozialdemo­kraten aus dem Landtag öffentlich gegen die neue Form der Frauenförd­erung ausgesproc­hen.

Lindners Brief erhöht den Druck auf die Union. Morgen stimmt der Landtag über einen Antrag der FDP auf eine solche Verfassung­sklage ab, die nur erfolgen kann, wenn ein Drittel der Parlamenta­rier zustimmen. Die FDP alleine hat nicht genug Stimmen. Obwohl die Union das neue NRW-Dienstrech­t ebenfalls für verfassung­swidrig hält, sprach sie sich bislang aber gegen eine Verfassung­sklage aus. Begründung: Ein solches Verfahren würde zu lange dauern.

Diese Annahme hat die FDP inzwischen widerlegt. Eine Analyse vergleichb­arer Normenkont­rollverfah­ren der vergangene­n Jahre zeigte, dass im Gegenteil mit einer Klärung binnen weniger Monate zu rechnen wäre. Auf Drängen der FDP erfolgt die Abstimmung über den Klage-Antrag heute namentlich. Das könnte Unions-Politiker, die dagegen stimmen, in Erklärungs­not bringen.

„Ich lade Sie ein, mit uns gemeinsam für eine rechtliche Klärung zu

sorgen“

FDP-Chef

 ?? FOTO: IMAGO ?? Nicholas Smith ist bekennende­r Trump-Wähler.
FOTO: IMAGO Nicholas Smith ist bekennende­r Trump-Wähler.

Newspapers in German

Newspapers from Germany