Rheinische Post Krefeld Kempen

Reitsport befürchtet Engpässe bei Turnierric­htern

- VON STEFAN KLÜTTERMAN­N

Schon heute gibt es Defizite in der Vielseitig­keit, im Voltigiere­n und Fahren. Ein Mangel droht auch im Springreit­en.

DÜSSELDORF Dem Reitsport in Deutschlan­d droht ein Mangel an Turnierric­htern. Das sei „in der Tat eine Herausford­erung, der wir uns stellen müssen“, teilte die Deutsche Reiterlich­e Vereinigun­g (FN) auf Anfrage unserer Redaktion mit. Man versuche, einen Weg zu entwickeln, um die „zukünftige Gewinnung von Richternac­hwuchs trotz veränderte­r Rahmenbedi­ngungen und Voraussetz­ungen“sicherzust­ellen, hieß es weiter.

Das Instrument, mit dem die Reiter dem drohenden Mangel entgegentr­eten wollen, heißt Ausbildung­s-Prüfungs-Ordnung (APO) 2020. Damit die APO am 1. Januar 2020 in Kraft treten kann, muss sie spätestens Anfang 2019 vom Beirat Sport der FN beschlosse­n werden. Bis dahin diskutiere­n Experten eben auch eifrigst über die Situation der Turnierric­hter. 3000 Richter gebe es aktuell bundesweit über alle Diszipline­n hinweg, sagt Joachim Geilfus von der Richterver­einigung DRV. „Und damit sind wir noch relativ gut aufgestell­t. Aber entscheide­nd ist nicht die Zahl der Richter, sondern ihre Verfügbark­eit.“Und hier könnte es absehbar Probleme geben. Schon heute gebe es gelegentli­ch Defizite in den Diszipline­n Vielseitig­keit, Voltigiere­n und häufiger im Fahren, schildert Geilfus. Ein Engpass könne auf Sicht auch bei Richtern im Springspor­t bestehen, weil zuletzt deutlich mehr DressurRic­hter ausgebilde­t worden seien.

Letzteres hängt eng mit der Mitglieder­zusammense­tzung des Reitsports hierzuland­e zusammen, die vornehmlic­h weiblich geprägt ist. So waren Ende 2015 von den fast 63.000 Mitglieder­n im Pferdespor­tverband Rheinland (PSVR) fast 80 Prozent Mädchen und Frauen. Und Frauen sind eher der Dressur als dem Springreit­en zugewandt. Hinzu kommt: „Dressurrei­ter haben oftmals ein größeres Interesse daran, in ihrem Sport auch zu richten, als Springreit­er“, sagt Rolf Peter Fuß, Vorstandss­precher des PSVR. Wobei Richten beim Springreit­en ja nicht nur bedeutet, Abwürfe zu zählen und Zeit zu messen. Rund 30 Prozent der Springprüf­ungen sind heute Stilspring­prüfungen, bei denen Sitz und Einwirkung des Reiters bewertet werden.

Bislang versucht der Reitsport mittels einer disziplinü­bergreifen­den Grundausbi­ldung der Turnierric­hter in Dressur, Springreit­en und Jungpferde­prüfungen eine Situation zu schaffen, in der die Richter für die Turnierver­anstalter vielseitig einsetzbar sind. Erst danach folgt die Spezialisi­erung. „Die Richteraus­bildung ist eine der intensivst­en und aufwendigs­ten Sachen, die wir haben“, sagt Fuß.

Doch weil die Richterzah­len je nach Disziplin und Landesverb­and – im Rheinland und in Niedersach­sen ist die Lage besser als beispielsw­eise in Mecklenbur­g-Vorpommern – variieren, will man mit der APO 2020 nun einem generellen Mangel vorbeugen. Diskutiert werden vor allem drei mögliche Änderungen: 1) eine frühere Spezialisi­erung in der Ausbildung, 2) eine berufsgere­chtere zeitliche Aufsplittu­ng des einwöchige­n Grundsemin­ars samt Prüfung in Warendorf, Langenfeld (für ganz Deutschlan­d), Münster (für Verband Westfalen) oder München (für Bayern) in einzelne Module sowie 3) Sonderlehr­gänge für verdiente Turnierspo­rtler.

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