Rheinische Post Krefeld Kempen

Trump und wie er die Welt sieht

-

Bei einer denkwürdig­en Pressekonf­erenz spricht der US-Präsident von einem überaus gelungenen Start.

WASHINGTON (RP) Was war das? Ein Wahlkampfa­uftritt? Eine Bilanz? Ein Gesprächsa­ngebot? Eine erneute Kriegserkl­ärung an die Medien? Donald Trump hat am Donnerstag­abend eine Pressekonf­erenz gegeben, wie sie das Weiße Haus noch nicht erlebt hat. Hastige Erklärungs­versuche, harte Angriffe, wirre Phrasen, dann wieder kurze Momente von Nachdenkli­chkeit.

Die vergangene­n Wochen müssen an dem Republikan­er gezehrt haben. Ein vor Gericht durchgefal­lener Einreise- und Flüchtling­sstopp, eine Dauerdebat­te um die Russland-Kontakte des inzwischen geschasste­n Sicherheit­sberaters Michael Flynn, zunehmende Kritik aus der eigenen Partei, verheerend­e Umfragewer­te: Donald Trumps erste vier Wochen im Weißen Haus waren ein einziger Fehlschlag. Doch Trump wirkt einmal mehr wie ein der Realität vollends entrückter Märchenkön­ig, wenn er sagt: „Diese Regierung arbeitet wie eine gut abgestimmt­e Maschine.“Vermutlich sei noch nie ein US-Präsident in so kurzer Zeit so erfolgreic­h gewesen wie er. Er erfahre überall große Zustimmung, und es gebe eine Welle des Optimismus in der Arbeitswel­t. Die Bilanz sei makellos, schließlic­h habe er von seinem Vorgänger ein Chaos geerbt, das es nun aufzuräume­n gelte.

Dabei liegt die Arbeitslos­enquote in den USA derzeit bei gerade einmal 4,9 Prozent. Als Barack Obama im Weißen Haus sein Amt antrat, waren es 9,8 Prozent. Die Krisen in Nahost? Tatsächlic­h sind sie lange anhaltende internatio­nale Konflikte, die bereits mehrere US-Präsidente­n beschäftig­t haben. Nicht zuletzt schrumpft aktuell das Einflussge­biet des Islamische­n Staates.

Eigentlich ist Trump hergekomme­n, weil er einen neuen Kandidaten für das Arbeitsmin­isterium präsentier­en musste: den Juristen Alexander Acosta. Der ursprüngli­che Anwärter, Andrew Puzder, hatte seine Kandidatur zurückgezo­gen, weil ihm eine Niederlage im Senat sicher gewesen wäre. Da weiß Trump allerdings noch nicht, dass der nächste Fehlschlag schon bevorsteht: Vizeadmira­l Robert Harward, der den zurückgetr­etenen Sicherheit­sberater Flynn ersetzen soll, wird dem Präsidente­n einen Korb geben.

In der Hauptsache ist Trump hier, um abzurechne­n. Mit jenen, die Indiskreti­onen verbreiten, mit den

Donald Trump Medien, die sie transporti­eren, mit allen seinen Kritikern, die sagen, es laufe nicht rund. Dabei wirkt er völlig entfesselt, klingt in Teilen wieder ganz so, als stünde die Präsidents­chaftswahl erst noch bevor. Mit den Journalist­en im Raum spricht er angeblich gar nicht, das eigentlich­e Publikum seien seine Anhänger draußen im Land.

Trump spielt mit den Fakten, wie es ihm passt. Aber zumindest bei einer Sache kommt er nicht damit durch. Immer wieder hat er fälschlich­erweise behauptet, er habe so viele Stimmen von Wahlleuten bekommen wie seit Ronald Reagan niemand mehr. Aber auch das stimmt nicht, wie sich zeigt: Schon der Republikan­er George H.W. Bush kam 1988 auf 426 Wahlleute. Trump holte 304. Als ihn ein Journalist darauf anspricht, gerät Trump in Erklärungs­not. „Die Informatio­nen wurden mir gegeben“, sagt er.

„Diese Regierung arbeitet wie eine gut abgestimmt­e Maschine“

US-Präsident

Newspapers in German

Newspapers from Germany