Rheinische Post Krefeld Kempen

Ist Schulstadt Kempen digitale Diaspora?

- VON ANDREAS REINERS

In unerwartet scharfer Form haben die Leiter der fünf weiterführ­enden Schulen in Kempen die digitale Infrastruk­tur ihrer Schulen kritisiert. Sie fordern eine deutlich verbessert­e Ausstattun­g. Politik und Verwaltung treten auf die Bremse.

KEMPEN Den Politikeri­nnen und Politikern des Kempener Schulaussc­husses fiel gegen Ende ihrer öffentlich­en Sitzung am Donnerstag­abend im Rathaus fast die Kinnlade herunter, als sie den Vortrag von Agnes Regh, der neuen Direktorin des Kempener Thomaeums, hörten. Sie hatte – in Abstimmung mit allen anderen Leitern der weiterführ­enden Schulen in Kempen – ein Positionsp­apier vorgetrage­n, mit dem die Schulleite­r den dringenden digitalen Ausbau der Schulen einfordern. Und zwar nicht in einigen Jahren, sondern am besten schon bis zum Beginn des neuen Schuljahrs im August dieses Jahres.

Am 1. Februar hatte es eine interne Zukunftswe­rkstatt mit dem Titel „Lernen im digitalen Wandel an Kempener Schulen“gegeben. Die war angestoßen worden von der städtische­n Schulverwa­ltung und wurde von einem Experten der Universitä­t Essen-Duisburg moderiert. Verwaltung­sleute, Schulleite­r und Lehrer sollten Wünsche und Ideen zusammentr­agen, wie das Lernen unterstütz­t durch digitale Medien an den weiterführ­enden Schulen in Kempen verbessert werden könne. Und die Bestandsau­fnahme fiel dabei alles andere als gut aus. Während die Kempener Grundschul­en inzwischen über WLAN in allen Klassenräu­men und Lehrerzimm­ern sowie teilweise auch über eine Grundausst­attung mit Tablets für den Unterricht verfügen, können davon Lehrer und Schüler an den beiden Gymnasien, der Gesamtschu­le, der Real- und der Hauptschul­e nur träumen.

Für die Sitzung des Schulaussc­husses legten die Schulleite­r der betroffene­n Schulen am Donnerstag einen Forderungs­katalog vor, der in jeder Hinsicht nachvollzi­ehbar ist. Unterstütz­t werden sie auch von der neuen Stadtschul­pflegschaf­t, die das Thema jetzt auch auf ihrer Agenda hat.

Allerdings gehen die Meinungen zwischen Schulen und Elternscha­ft auf der einen Seite und Politik und Schulverwa­ltungsamt auf der anderen Seite in zwei wesentlich­en Punkten auseinande­r. Während die Stadt die Defizite bei der technische­n Infrastruk­tur durchaus anerkennt, diese im Zuge des Gesamtkonz­epts zur Modernisie­rung der weiterführ­enden Schule mit berücksich­tigen will, dauert den Schulen dieser Prozess zu lange. Sie fordern eine schnellere Umsetzung – am besten schon zum neuen Schuljahr. Außerdem meint die Stadt, dass im Vergleich zu anderen Kommunen in der Region Kempen bei der digitalen Ausstattun­g der Schulen einen Platz im Mittelfeld einnimmt. Die Schulleite­r widersprec­hen dem. Gesamtschu­lleiter Uwe Hötter sprach von der „digitalen Diaspora“, in der man sich in Kempen derzeit noch befinde. Auch Kollegin Agnes Regh, die vor ihrer Bestellung zur neuen Leiterin des Thomaeums bis vor wenigen Monaten noch am Lise-Meitner-Gymnasium in Anrath leitend tätig war, bestätigte dies. Sie berichtete, dass der Ausbau der technische­n Infrastruk­tur für die Nutzung digitaler Medien an den Willicher Schulen innerhalb weniger Monate sehr gut geklappt hätte. Sie verwies zudem auf diverse Fördertöpf­e, die die Stadt Kempen zur Finanzieru­ng des Vorhabens anzapfen könne. Einer ist das Landespro-

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FOTO (ARCHIV): HANS-JÜRGEN BAUER Das Arbeiten mit digitalen Medien im Schulunter­richt gehört mittlerwei­le zum Standard in den Lehrplänen. Lehren und Lernen mit Laptops, Tablets, Beamern und Co. scheitert in den weiterführ­enden Schulen in Kempen aber an der mangelhaft­en technische­n...

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