Rheinische Post Krefeld Kempen
Ist Schulstadt Kempen digitale Diaspora?
In unerwartet scharfer Form haben die Leiter der fünf weiterführenden Schulen in Kempen die digitale Infrastruktur ihrer Schulen kritisiert. Sie fordern eine deutlich verbesserte Ausstattung. Politik und Verwaltung treten auf die Bremse.
KEMPEN Den Politikerinnen und Politikern des Kempener Schulausschusses fiel gegen Ende ihrer öffentlichen Sitzung am Donnerstagabend im Rathaus fast die Kinnlade herunter, als sie den Vortrag von Agnes Regh, der neuen Direktorin des Kempener Thomaeums, hörten. Sie hatte – in Abstimmung mit allen anderen Leitern der weiterführenden Schulen in Kempen – ein Positionspapier vorgetragen, mit dem die Schulleiter den dringenden digitalen Ausbau der Schulen einfordern. Und zwar nicht in einigen Jahren, sondern am besten schon bis zum Beginn des neuen Schuljahrs im August dieses Jahres.
Am 1. Februar hatte es eine interne Zukunftswerkstatt mit dem Titel „Lernen im digitalen Wandel an Kempener Schulen“gegeben. Die war angestoßen worden von der städtischen Schulverwaltung und wurde von einem Experten der Universität Essen-Duisburg moderiert. Verwaltungsleute, Schulleiter und Lehrer sollten Wünsche und Ideen zusammentragen, wie das Lernen unterstützt durch digitale Medien an den weiterführenden Schulen in Kempen verbessert werden könne. Und die Bestandsaufnahme fiel dabei alles andere als gut aus. Während die Kempener Grundschulen inzwischen über WLAN in allen Klassenräumen und Lehrerzimmern sowie teilweise auch über eine Grundausstattung mit Tablets für den Unterricht verfügen, können davon Lehrer und Schüler an den beiden Gymnasien, der Gesamtschule, der Real- und der Hauptschule nur träumen.
Für die Sitzung des Schulausschusses legten die Schulleiter der betroffenen Schulen am Donnerstag einen Forderungskatalog vor, der in jeder Hinsicht nachvollziehbar ist. Unterstützt werden sie auch von der neuen Stadtschulpflegschaft, die das Thema jetzt auch auf ihrer Agenda hat.
Allerdings gehen die Meinungen zwischen Schulen und Elternschaft auf der einen Seite und Politik und Schulverwaltungsamt auf der anderen Seite in zwei wesentlichen Punkten auseinander. Während die Stadt die Defizite bei der technischen Infrastruktur durchaus anerkennt, diese im Zuge des Gesamtkonzepts zur Modernisierung der weiterführenden Schule mit berücksichtigen will, dauert den Schulen dieser Prozess zu lange. Sie fordern eine schnellere Umsetzung – am besten schon zum neuen Schuljahr. Außerdem meint die Stadt, dass im Vergleich zu anderen Kommunen in der Region Kempen bei der digitalen Ausstattung der Schulen einen Platz im Mittelfeld einnimmt. Die Schulleiter widersprechen dem. Gesamtschulleiter Uwe Hötter sprach von der „digitalen Diaspora“, in der man sich in Kempen derzeit noch befinde. Auch Kollegin Agnes Regh, die vor ihrer Bestellung zur neuen Leiterin des Thomaeums bis vor wenigen Monaten noch am Lise-Meitner-Gymnasium in Anrath leitend tätig war, bestätigte dies. Sie berichtete, dass der Ausbau der technischen Infrastruktur für die Nutzung digitaler Medien an den Willicher Schulen innerhalb weniger Monate sehr gut geklappt hätte. Sie verwies zudem auf diverse Fördertöpfe, die die Stadt Kempen zur Finanzierung des Vorhabens anzapfen könne. Einer ist das Landespro-