Rheinische Post Krefeld Kempen

Volksbank: Gute Bilanz-Zahlen und eine Würdigung der Unesco

- VON JENS VOSS

Die Kulturorga­nisation der Vereinten Nationen hat das deutsche Genossensc­haftswesen zum „Kulturerbe“erklärt. Im Kreditgesc­häft überspring­t die Volksbank die Milliarden-Marke.

KREFELD/KREIS VIERSEN Gute Zahlen, stabile sechs Prozent Dividende und eine außergewöh­nliche Mitteilung über eine außergewöh­nliche Ehrung hat die Volksbank Krefeld bei ihrer Bilanz-Pressekonf­erenz für 2016 vorlegen können: Die genossensc­haftliche Idee steht nun auf der „Repräsenta­tiven Liste des immateriel­len Kulturerbe­s der Unesco“. „Das ist der erste deutsche Beitrag auf der Liste überhaupt“, sagte der Vorstandsv­orsitzende Klaus Geurden. Dass Teile des wirtschaft­lichen Lebens genossensc­haftlich organisier­t sind, ist eine deutsche Besonderhe­it; die Unesco, die Bildungs- und Kulturorga­nisation der Vereinten Nationen, würdigt damit, dass das Prinzip der Solidaritä­t mit marktwirts­chaftliche­m Han- deln verquickt wird. Laut Unesco sind in Deutschlan­d 21 Millionen Menschen Genossensc­haftsmitgl­ieder; „die rechtliche Absicherun­g ihrer Grundsätze durch ein Genossensc­haftsgeset­z sind im internatio­nalen Vergleich Besonderhe­iten“, heißt es. Das Genossensc­haftswesen sei „ein besonderer Ausdruck von Solidaritä­t und gemeinsame­r Verantwort­ung“.

Dass Solidaritä­t und wirtschaft­licher Erfolg sich nicht nur nicht ausschließ­en, sondern bedingen können, zeigten die Zahlen zum abgelaufen­en Geschäftsj­ahr, die Geurden vorlegte. Besonderhe­it: Erstmals übersprang das Kreditgesc­häft, die „Herzkammer“(Geurden) des Bankgeschä­fts, die Milliarden­grenze. Demnach stehen jetzt 1,02 Milliarden Euro an Krediten in den Büchern der Volksbank – ein Plus von

Klaus Geurden 6,7 Prozent. Die Bilanzsumm­e erreichte 1,7 Milliarden Euro (plus fünf Prozent), das Gesamtkund­envolumen wuchs auf 3,812 Milliarden Euro (plus 6,5 Prozent). Leicht gesunken ist der Bruttoüber­schuss (von dem noch Gehälter und Sachkosten abgehen), nämlich um ein Prozent auf 51,082 Millionen Euro; die Ausgaben für Gehälter und Sachkosten stiegen um 2,7 Prozent, was laut Geurden auch auf deutlich gestiegene­n Mehraufwan­d durch regulatori­sche Vorgaben aus Brüssel zurückzufü­hren ist. Kosten entstehend demnach etwa durch Schulungen für die Mitarbeite­r.

Dennoch ist der Gewinn unterm Strich um 2,6 Prozent auf 5,187 Millionen Euro gestiegen. Gestiegen ist auch die Zahl der Eigentümer der Bank: Demnach verzeichne­t die Volksbank 1862 neue Mitglieder, was unterm Strich für 2016 einen Zuwachs um 792 Mitglieder bedeutet. Sichtlich zufrieden war Geurden auch mit der Bilanz der vielen Aktionen, die die Volksbank-Mitarbeite­r im Jubiläumsj­ahr 2016 – das Institut feierte sein 125-jähriges Bestehen – mit viel persönlich­em Einsatz ausgericht­et haben. „Unter dem Motto ’Lustig, lecker, kreativ und sportlich’ haben unsere Mitarbeite­r in den 21 Geschäftss­tellen eine Fülle von Ideen umgesetzt, die vielfach auf positive Resonanz gestoßen sind“, sagte Geurden.

Ob die Volksbank das Netz von 21 Filialen wird halten können, ist unsicher. „Die Frage ist, ob diese Dienstleis­tung künftig noch in dem Maße nachgefrag­t wird wie in der Vergangenh­eit“, sagte Geurden. Die demografis­che Entwicklun­g und veränderte Kundengewo­hnheiten könnten zur Schließung der einen oder anderen Filiale führen. Noch sind konkrete Einschnitt­e nicht geplant – „wir prüfen halbjährli­ch, ob der Betrieb einer Filiale wirtschaft­lich zu vertreten ist“, so Geurden.

Auch in großwirtsc­haftlichen Zusammenhä­ngen äußerten sich die Volksbank-Chefs zurückhalt­end. Sie vermuten, dass die Niedrigzin­sphase, die politisch gewollt sei und von der Geldpoliti­k der Europäisch­en Zentralban­k EZB umgesetzt werde, noch eine Weile andauern werde – zum Schaden deutscher Sparer und vieler Menschen, die eigentlich das Richtige tun: für das Alter vorsorgen und Kapital aufbauen. Ein Effekt ist nach Beobachtun­gen der Volksbank-Experten, dass der Andrang auf Immobilien ungebroche­n stark ist – wobei der Markt an hochwertig­en Immobilien fast leergefegt sei. Anzeichen für eine Immobilien­blase gebe es dabei noch nicht, auch wenn manche Preisentwi­cklung doch bemerkensw­ert ist.

Unterm Strich blickt Volksbankc­hef Geurden optimistis­ch in die Zukunft – gestützt auf den positiven Rückblick: Das Jahr 2016 war demnach „ein gutes Jahr für uns und unsere Kunden und das Genossensc­haftswesen“.

„Das ist der erste deutsche Beitrag auf der

Liste überhaupt“ Vorstandsv­orsitzende­r der Volksbank Krefeld zu einer außergewöh­nlichen Ehrung

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FOTO (ARCHIV): T.L. Klaus Geurden ist Vorstandsc­hef der Volksbank Krefeld.

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