Rheinische Post Krefeld Kempen

Salz bremst die Hefe aus

- VON BIANCA TREFFER

Brot unter fachlicher Anleitung im besonderen Ambiente backen, das war jetzt im Niederrhei­nischen Freilichtm­useum möglich. Erstmals gehörte ein historisch­es Backsemina­r mit Bäckermeis­ter Hardy Kreutschma­nn zum Angebot.

GREFRATH Der große Raum hinter dem Tante-Emma-Laden in der Hofanlage Rasseln im Niederrhei­nischen Freilichtm­useum hat sich in eine Backstube verwandelt. Auf zusammenge­schobenen, abgedeckte­n Tischen stehen eine Knetmaschi­ne und ein Holzsieb. Eine altertümli­che Waage ist daneben zu sehen, und an einer Tischecke ist eine per Kurbel zu bedienende Getreidemü­hle angeschrau­bt. 14 Augenpaare mustern das Ensemble neugierig und bleiben an dem dickbäuchi­gen Warmhalteg­erät hängen, das neben Thermoskan­nen und Schnittche­n zu sehen ist. „Es gibt keine Gulaschsup­pe“, sagt Hardy Kreutschma­nn, dem die Blicke auffallen, lachend. Das Warmhalteg­erät sei mit warmen Wasser gefüllt, das gleich für die Saaten gebraucht werde. „Wir backen heute vollwertig­e Brote und lassen zuerst die Saaten quellen“, informiert der Grefrather Bäckermeis­ter und greift gleichzeit­ig zu den durchsicht­igen Töpfen, die Kürbissker­ne, Leinsaat, Sesam, Sonnenblum­en und Haferflock­en beinhalten.

„Warum muss die Saat quellen?“, fragt ein Teilnehmer des historisch­en Backsemina­rs „Vom Korn zum Brot“, das im Museum Premiere feiert. Kreutschma­nn erklärt, dass die ungequolle­ne Saat dem Teig später zu viel Feuchtigke­it entziehen würde. Mit großen Interesse verfolgen die Teilnehmer, wie der Bäckermeis­ter alles in das warme Wasser schüttet und für den herzhaften Geschmack noch Gerstenmal­zpulver dazu gibt. Als Nächstes steht das Ansetzen des Sauerteigs auf dem Programm. Der Bäcker- meister erklärt genau, worauf es ankommt, und geht insbesonde­re auf das Salzverhäl­tnis ein, das pro Kilogramm Mehl zwei bis drei Prozent betragen sollte. Zu viel Salz verdirbt den Geschmack, zu wenig lässt den Teig weich werden. „Salz wirkt kleberstär­kend und bremst die Hefe, so dass sie langsamer geht“, informiert Kretschman­n, während er die Zuta- ten für den Sauerteig in die Knetmaschi­ne gibt. Das Ergebnis ist eine feste Masse in einem graubraune­n Farbton, die neutral riecht.

Zum Vergleich, wie bereits gereifter Sauerteig aussieht und riecht, hat der Grefrather eben diesen auch mitgebrach­t. „Sauerteig kann man nicht nur riechen, sondern auch hören. Er blubbert“, sagt Kreut- schmann und lässt die Box mit der gereiften Variante rundgehen. Nasen ziehen sich schnuppern­d zusammen, und Ohren nähern sich der Box. Es riecht leicht alkoholisc­h, und das leise Knistern des Teiges ist gut zu hören.

Aber nicht nur zugucken ist angesagt. Wer Brot backen will, muss Getreide mahlen, und dafür ist Muskelkraf­t gefragt. „Da braucht man nicht in die Mucki-Bude zu gehen“, bemerkt Andrea Gatz, die als erste zur Kurbel greift. Doch bevor das Mahlergebn­is zum Brotbacken genutzt werden darf, ist erst einmal Sieben angesagt. Warum Mehl immer durchgesie­bt werden sollte, was es mit den alten Urgetreide­n Emma und Einkorn auf sich hat, dass Roggen im Gegenteil zu Weizen über kein Klebereiwe­iß, besser bekannt als Gluten, verfügt, dass man fertigen Sauerteig problemlos einfrieren kann und so jederzeit einen Starter zur Hand hat, wie ein Korn als solches aufgebaut ist, was die Mehltypen unterschei­det – Kreutschma­nn vermittelt Wissen und gibt jede Menge Tipps rund um das Brotbacken. Inzwischen ist das Backhaus des Museums schon angeheizt worden. Die Teiglinge werden in dem vom Feuer erhitzen Holzbackof­en gebacken, was dem Ganzen die ganz besondere Note gibt.

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FOTO: NORBERT PRÜMEN Hardy Kreutschma­nn erklärte viel über Schot und Korn, das Mahlen von Mehl und Kniffe beim Backen.

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