Rheinische Post Krefeld Kempen

Pressefrei­heit ist mehr als Freiheit der Presse

- VON MICHAEL BRÖCKER VON EVA QUADBECK VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER STREIT UM PFERDE IM KARNEVALSZ­UG, SEITE A 3

Die Freiheit stirbt scheibchen­weise, argumentie­rte einst der liberale Karl-Hermann Flach. Es scheint, als hätten sich Despoten, Diktatoren und manch ein Demokrat in diesen Tagen daran gemacht, bei der Pressefrei­heit ein ordentlich­es Stück abzuschnei­den.

Die Inhaftieru­ng des Journalist­en Yücel in der Türkei zeigt, wie einfach Anti-Demokraten Freiheitsr­echte schleifen können, wenn sie nicht aufgehalte­n werden. Sie etikettier­en kritische Berichters­tattung schlicht als Terrorprop­aganda. Nationale Sicherheit als Argument, um Medien zu gängeln. Das kennt man auch aus China, Russland. Und in abgeschwäc­hter Form inzwischen auch aus Polen und Ungarn. Dass der US-Präsident den Quellensch­utz für Journalist­en, den Kern des kritischen Journalism­us, infrage stellt und Medien als „Feinde des Volkes“bezeichnet, mutet zusätzlich fast irrsinnig an.

Die Reaktionen der freien Gesellscha­ften sollten klar und scharf sein. Die Pressefrei­heit ist ein konstituie­rendes Element der Demokratie. Sie ist keine Freiheit für Journalist­en, damit die tun können, was sie wollen. Sie ist ein Grundrecht für Bürger. Nur wenn Machtmissb­rauch aufgedeckt und aufgeklärt werden kann, kann ein Mensch frei und sicher leben. BERICHT FALL YÜCEL WIRD ZUR STAATSAFFÄ­RE, TITELSEITE

Eigentlich soll die Anfang 2016 in Kraft getretene Krankenhau­sreform den Kliniken einen Qualitätss­chub bringen. Vorgesehen ist, dass Krankenhäu­ser nach der Qualität ihrer Arbeit bezahlt werden und damit schlechte Kliniken vom Markt verschwind­en. In der Theorie ist das eine feine Sache. Doch in der praktische­n Umsetzung erweist sich der Fortschrit­t als Schnecke, da die alten Strukturen nicht wirklich aufgebroch­en wurden. Dieser Webfehler war schon in der Planungsph­ase der Krankenhau­sreform absehbar.

Gesundheit­sminister Gröhe muss diese Krankenhau­sreform erneut anpacken und endlich – auch gegen den Widerstand der Länder – Nägel mit Köpfen machen. Erforderli­ch ist eine valide Bedarfspla­nung für Krankenhäu­ser, die auf die Struktur der Bevölkerun­g und den zu erwartende­n demografis­chen Wandel abgestimmt ist. Bis die Politik reagiert hat, kann man den Patienten nur raten, vor einer schwerwieg­enden Operation in jedem Fall eine Zweitmeinu­ng einzuholen und bei der Klinik nachzufrag­en, wie viele dieser Operatione­n sie im Jahr macht. BERICHT AOK FORDERT MEHR MINDESTMEN­GEN . . ., TITELSEITE

SReform mit Fehlern

Pferde im Brauchtum

eit fast 200 Jahren reiten Narren nun schon hoch zu Ross in schmucken Gardeunifo­rmen im Kölner Rosenmonta­gszug mit. Eine Tradition, die auch weit über die Kölner Stadtgrenz­en hinaus im Karneval seit Jahrhunder­ten gepflegt wird.

Tierschutz­organisati­onen fordern nach den jüngsten Zwischenfä­llen auf den Rosenmonta­gszügen in Köln und Bonn nun aber mit Nachdruck, dass mit Pferden im Karneval endlich Schluss sein muss, mit dieser Tierquäler­ei, wie sie es nennen. Diese vielen lauten, tanzenden und singenden Menschen am Wegesrand seien purer Stress für die sensiblen Tiere. Aus Sicht der Tierschütz­er ist das eine verständli­che Haltung. Alles andere wäre auch verwunderl­ich.

Doch ein gesetzlich­es Verbot wäre überzogen. Denn dann müssten konsequent­erweise auch Kutschfahr­ten, Reitturnie­re vor Publikum und das Reiten generell im Straßenver­kehr untersagt werden. Und das kann keiner ernsthaft wollen. Stattdesse­n sollte man die tierärztli­chen Kontrollen im Karneval noch einmal verschärfe­n – und das nicht nur vor und nach, sondern auch während eines Zuges. BERICHT

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