Rheinische Post Krefeld Kempen
Kranker Götze braucht jetzt vor allem Geduld
DORTMUND Mario Götzes Leidenszeit nimmt kein Ende. Im Sommer hatte der 24-Jährige die Flucht aus München angetreten, um in Dortmund neu anzufangen. In dem vertrauten Umfeld wollte der WM-Held von 2014 seine Karriere wieder in die richtigen Bahnen lenken. Doch auch beim BVB war Götze unter Trainer Thomas Tuchel bislang nur Ergänzungsspieler. Kritiker warfen ihm mangelnde Schnelligkeit vor. Nun fällt er auf unbestimmte Zeit wegen einer Stoffwechselerkrankung aus. Seine Leistungen müssen neu bewertet werden.
Götzes Krankheit soll für seine anhaltenden muskulären Probleme verantwortlich sein. Das erklärte Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc. Details zu der Erkrankung nannte Dortmund nicht. „Wir wünschen uns im Wissen um das besondere Interesse an Mario Götze, dass die Privatsphäre dieses jungen Menschen geachtet wird“, sagte Mediendirektor Sascha Fligge. Götze wird Geduld brauchen. „Das wird keine Kurzzeitsache werden“, sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.
Götzes Form gab viele Rätsel auf, im Zusammenspiel mit den leichtfüßigen Kollegen wirkte er oft schwerfällig. Ihm fehlte die Spritzigkeit, die ihn zum Anfang seiner Karriere in Dortmund ausgezeichnet hatte. Im BVB-Trikot absolvierte der 24-Jährige nur elf von 22 Bundesligaspielen, nur vier davon über die komplette Spielzeit. In diesem Jahr spielte er nur ein paar Minuten. Watzke hatte den Spieler zuletzt vor seinen Kritikern verteidigt. „Ich bin sicher, dass bei Götze noch einige Abbitte leisten müssen. Wenn sie denn jemals die Größe dazu haben“, sagte er. Einer von Götzes größten Kritikern ruderte bereits zurück. „Vor diesem Hintergrund muss man seine Leistung natürlich anders bewerten“, sagte Lothar Matthäus in der „Bild“und sprach von einem harten Schlag für Götze. Seit wann sich Götzes Formtief an den gesundheitlichen Problemen festmachen lässt, darüber kann von außen nur spekuliert werden. Borussia Dortmund bittet deshalb eindringlich darum, von Ferndiagnosen abzusehen. Das ist aber ein frommer Wunsch. Schon in der „Bildzeitung“vermutete ein Sportwissenschaftler eine „metabolische Myopathie“. So seien Gewichtsprobleme ebenso wie „belastungsbedingte Muskelschwäche“zu erklären.
Götze ist erst 24 Jahre alt und steht dennoch bereits am Scheideweg seiner Laufbahn. Eine Prognose über seine Zukunft ist schwierig. Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc war bemüht, eine positive Sichtweise einzunehmen. „Wir sind froh, dass wir nun die Gründe für Marios Beschwerden kennen und überzeugt davon, dass er uns nach vollständiger Genesung mit seinen außergewöhnlichen Fähigkeiten zusätzliche Qualität verleihen wird“, sagte Zorc.
Und Götze? Der gab sich in der offiziellen Erklärung des BVB kämpferisch. „Ich befinde mich gerade in Behandlung und setze alles daran, so schnell wie möglich wieder ins Training einsteigen zu können“, sagte der Nationalspieler.