Rheinische Post Krefeld Kempen

Deutsche Langläufer­innen gehen in Lahti leer aus

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LAHTI (sid) Das WM-Finale der Langläufer­innen über 10 Kilometer im finnischen Lahti hat einen wenig überrasche­nden Verlauf genommen. Norwegens Skilanglau­f-Königin Marit Björgen hat in Lahti ihre insgesamt 16. WM-Goldmedail­le gewonnen. Die 36-Jährige entschied das Rennen über 10 Kilometer in der klassische­n Technik klar vor Titelverte­idigerin Charlotte Kalla (Schweden) und Astrid Uhrenholdt Jacobsen (Norwegen) für sich. Für die deutschen Damen erwies sich der-WM-Kurs in Finnland als das erwartet schwere Pflaster. Steffi Böhler (Ibach) landete einen Tag französisc­hen Vierbeiner Quartz D’Olbiche verwies sie die Konkurrenz auf die Plätze. Im belgischen Mechelen landete Derks dann kurz nach Weihnachte­n mit dem neuen Vierbeiner Carousso Hit und Longenführ­erin Jessica Lichtenber­g nur auf Platz sechs. Damit hatten die Neusserinn­en die Endrunde, bei der alle Qualifikan­ten wieder bei null beginnen werden, eigentlich schon abgehakt. Doch weil auf der letzten Qualifikat­ionsetappe in Leipzig alle Favoritinn­en die ersten Plätze belegten, konnte keine der Verfolgeri­nnen an der Rheinlände­rin vorbeizieh­en – auch zum Erstaunen von Derks selbst. „Ich habe ehrlich gesagt nicht mehr damit gerechnet, dass ich am Weltcup-Finale teilnehmen darf“, sagte sie.

Denn auf beiden QualiEtapp­en hatte Derks ihr Kürprogram­m stark vereinfach­t gezeigt. Nach dem Fremdpferd­estart in Paris wollte die RSV-Athletin dem jungen Vierbeiner Carousso Hit in Belgien ohne große Zielsetzun­g in erster Linie die Chance geben, Weltcup-Luft zu nach ihrem 36. Geburtstag als beste Deutsche auf dem guten zehnten Rang.

„Das ist mein bestes Saisonerge­bnis, und das bei der WM – da kann ich nur zufrieden sein. Top Ten ist super für mich“, sagte die nach dem Rennen gefasst wirkende Böhler. Auch Andreas Schlütter, sportliche­r Leiter des DSV, lobte: „Ich bin sehr zufrieden, besonders mit Steffi. Sie hat ein engagierte­s Rennen gemacht und es durchgezog­en.“Nicole Fessel (Oberstdorf), zu Saisonbegi­nn in Kuusamo Fünfte über diese Distanz, folgte als zweitbeste Deutsche auf dem 16. Rang. schnuppern und Erfahrung auf dem internatio­nalem Parkett zu sammeln. „Ich wusste von Vornherein, dass es eher knapp wird fürs Finale“, sagt Derks. Umso mehr freue sie es,

Björgen lag beim einzigen Individual­start der WM von der ersten Zwischenze­it an in Führung. Im Ziel hatte die Topfavorit­in mit einer Zeit von 25:24,9 Minuten deutliche 41,0 Sekunden Vorsprung auf Kalla, die ihr vor zwei Jahren Gold weggeschna­ppt hatte. „Ich war wirklich nervös, das gesamte Rennen über, von Beginn an. Ich wollte lieber nach Hause und mich verkrieche­n. Auf der zweiten Runde konnte ich dann aber richtig Tempo machen“, sagte Björgen.

Für die Langlaufna­tion Norwegen war es bereits die vierte Goldmedail­le in Lahti. Im Medaillens­piegel dass es am Ende nun doch gereicht hat. Neben Cavallaro und Boe werden Silvia Sto

pazzini aus Italien, Nadja Büttiker sowie Pascale Wagner (beide Schweiz) in den Westfalenh­allen antreten.

Nachdem Derks in den vergangene­n Jahren mit dem Team aus Neuss (WMTitel 2014 und EM-Titel 2015) sowie im Pas-de-Deux mit ihrem Partner Johannes Kay (Vize-WM-Titel 2016) nahezu alles erreicht hat, was es im Voltigiere­n zu erreichen gibt, könnte nun der große Durchbruch im Einzelvolt­igieren folgen. „Allerdings ist es schon ein bisschen merkwürdig, wenn keiner von der Mannschaft da ist, um die eigenen Fehler auszubaden“, sagte Derks.

In der Weltrangli­ste steht die Dormagener­in bereits auf Rang zwei. Und auch wenn sie nach den Vorleistun­gen nur auf Platz fünf des Weltcups rangiert, gilt sie unter Experten als Geheimfavo­ritin. Das Online-Portal Voltigier Service schreibt: „Die WM-Vierte zählt bei jedem Turnier zu den Favoriten. 2016 konnte sie ihr enormes Potenzial zwar noch nicht bei jedem Wettkampf unter Beweis stellen. Für die Ausnahme-Voltigiere­rin ist aber definitiv alles möglich.“Für das große Finale in Dortmund steht für die Neusserin aktuell noch ein Fragezeich­en im Raum. Denn auf welchem Vierbeiner sie antritt, wird sich erst kurz vor Abfahrt am Donnerstag entscheide­n. „Bella Bientje – die Stute, auf der ich die Weltmeiste­rschaften in Le Mans gestartet bin – ist zu unserer Erschütter­ung vor Kurzem sehr plötzlich an einer Kolik verstorben. Wir sind alle noch ganz

Beste Deutsche beim Langlauf-Finale über zehn Kilometer wurde die Ibacherin Steffi Böhler.

zogen die Skandinavi­er mit jetzt viermal Gold, zweimal Silber und dreimal Bronze wieder an Deutschlan­d (4-2-2) vorbei an die Spitze.

Die dreimalige Junioren-Weltmeiste­rin Victoria Carl (Zella-Mehlis) belegte am Ende Position 21. Katharina Hennig (Oberwiesen­thal) folgte drei Tage nach ihrem starken elften Platz im Skiathlon auf Position 27.

Neben dem Rennergebn­is gab es für die Deutschen am siebten Wettkampft­ag eine weitere wenig erfreulich­e Nachricht: Für Langläufer Sebastian Eisenlauer (Sonthofen) ist die Nordische Ski-WM in Lahti vor- zeitig beendet. Der 26-Jährige hat sich am Sonntag bei seinem Sturz im Teamsprint offenbar schwerer an der Schulter verletzt als bisher angenommen, und ist zu näheren Untersuchu­ngen in die Heimat geflogen.

Weil auch ein Einsatz des erkrankten Tim Tscharnke immer unwahrsche­inlicher wird, stehen dem Deutschen Skiverband vor der 4x10km-Staffel am Freitag (12.30 Uhr/ ARD und Eurosport) in Thomas Bing, Jonas Dobler, Florian Notz und Lucas Bögl voraussich­tlich nur noch vier gesunde Läufer zur Verfügung.

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FOTO: KAISER

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