Rheinische Post Krefeld Kempen
Wenn das Gefühl beim Entscheiden nicht hilft
Fahre ich mit dem Rad oder mit dem Bus zur Schule? Welche Jacke ziehe ich an? Jeden Tag treffen wir viele Entscheidungen. Manche fallen uns leicht, andere sind unglaublich schwer. Bei vielen Entscheidungen spielt unsere erste Empfindung eine große Rolle. Manche nennen diese Empfindung auch „Bauchgefühl“. Experten sprechen von der „Intuition“. Tilmann Betsch ist ein solcher Fachmann. Er ist Professor an der Universität Erfurt und erforscht, wie wir Entscheidungen treffen. Betsch beschreibt das Bauchgefühl so: „Wir wissen sofort, ob Schoko gut schmeckt oder nicht. Wir müssen nicht darüber nachdenken.“Wenn wir zu lange nachdenken, fällt uns die Entscheidung wahrscheinlich schwerer. Denn nach einer Weile spüren wir unser Bauchgefühl oft nicht mehr so gut. Es gibt aber auch Entscheidungen, die uns grundsätzlich eher schwerfallen. Zum Beispiel, wenn jemand sagen soll, ob er auf eine neue Schule gehen will. Solche Entscheidungen sind mit vielen Unsicherheiten verbunden. Es fehlen uns zu viele wichtige Informationen, um gut entscheiden zu können. In solchen Fällen können zwei Dinge helfen: Man probiert beide Möglichkeiten und entscheidet sich dann endgültig. Das geht aber leider nicht immer. Die zweite Sache, die uns bei schwierigen Entscheidungen hilft, sind wir selbst, sagt Betsch. Unser Körper hilft uns mit Tricks dabei, eine getroffene Wahl zu akzeptieren. Zum Beispiel, indem er uns die guten Seiten unserer Entscheidung zeigt. Wenn sich ein Kind für eine neue Schule entschieden hat, sieht es vielleicht nur noch die guten Sachen dort: Der Sportunterricht macht Spaß, die Mitschüler sind nett. Und bei der alten Schule fallen ihm nur noch die schlechten Seiten ein. dpa