Rheinische Post Krefeld Kempen

Problem-Mufflon wütet in Dortmund

- VON TOBIAS GROSSEKEMP­ER UND JULIAN SCHUMACHER

Das Wildschaf taucht in Gärten auf. Eingefange­n werden darf es bisher nicht.

DORTMUND Es ist zwar kein Problem-Bär, aber auch ein ProblemMuf­flon kann erhebliche­n Schaden anrichten. Das haben Ilse Keinitz und Manfred Ninnemann zu spüren bekommen. Auf deren GartenGrun­dstück im Dortmunder Süden wütet das stattliche, auf den Namen „Herrmann“getaufte Wildschaf seit Juni 2016. Bisherige Opfer: eine Schaukel, ein Grill, ein Schuppen, ein Amboss – und mittlerwei­le die Geduld der Gartenbesi­tzer. Doch wie mit „Herrmann“, dem ProblemMuf­flon, umzugehen ist, darüber streiten Stadt und Naturschüt­zer.

Alle Versuche, das Tier zu vertreiben, schlugen fehl. Woher es kommt? Das ist unklar. Inzwischen haben Kleinitz und Ninnemann ihren Schuppen in eine große Lebendfall­e umgebaut, in die „Herrmann“bislang aber nicht getappt ist. Die Dortmunder Tierschutz­organisati­on Arche 90 hat zudem eine Wildtierst­ation in Schleswig-Holstein ausfindig gemacht, die bereit wäre, „Herrmann“aufzunehme­n. Um es in eine Muffelwild­herde zu integriere­n. Die Kosten für die Umsiedlung, die mit Einfangen, Narkotisie­rung und Transport im niedrigen vierstelli­gen Bereich liegen, würde die Arche 90 übernehmen.

Um das Tier einfangen zu dürfen, braucht es aber eine Sondergene­hmigung der Stadt Dortmund. Und diese lehnt eine Umsiedlung ab, wie Sprecherin Katrin Pinetzki erklärt: „Würden wir das Einfangen genehmigen, hätten wir einen Präzedenz- fall geschaffen, auf den sich jeder berufen könnte. Wir können im Bedarfsfal­l nicht jedes einzelne Wildtier umsiedeln.“

Heike Beckmann, Vorsitzend­e der Arche 90, hält die Regelung der Stadt für hanebüchen: „Wenn ,Hermann’ erst einmal jemanden verletzt hat, darf er geschossen werden. Ihn präventiv umzusiedel­n, wird uns aber untersagt.“Ein Zaun könnte helfen, sagt die Stadt. Der wäre, sagen die Gartenbesi­tzer, erstens sehr teuer und zweitens auch keine Lösung: Dann würde das Mufflon einfach einen oder fünf Gärten weiterzieh­en. Die Tierschütz­er gehen davon aus, dass „Herrmann“den Garten mittlerwei­le als sein Revier ansieht. Und die Menschen, die dort wohnen, als seine Familie. Mufflons, an sich Herdentier­e, würden sich dazu mit einem herzhaften Schädelsch­lag begrüßen. Im Moment begnügt sich „Herrmann“noch mit dem Gartenmobi­liar.

Mit einer Online-Petition wollen die Tierschütz­er Dortmunds Oberbürger­meister Ullrich Sierau (SPD) überzeugen, „Herrmann“doch einfangen zu dürfen. Dann hätte Dortmund ein Problem weniger.

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FOTO: DIETER MENNE Mufflon „Herrmann“sorgt in Dortmund für Unruhe.

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