Rheinische Post Krefeld Kempen

Immer mehr Straftaten im Hambacher Forst

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AACHEN/DÜREN (emy) Im Hambacher Forst, dem Waldstück am Braunkohle-Tagebau des Energiekon­zerns RWE, hat gestern die Rodungssai­son 2016/17 geendet. Seit dem Beginn Anfang November ist der Forst bei Kerpen wie von RWE geplant um etwa 70 Hektar geschrumpf­t. Die jetzige Stille ist allerdings nicht von Dauer. In acht Monaten gehen die Arbeiten wieder los.

Der Tagebau Hambach existiert seit 1978. Nach RWE-Angaben soll dort noch bis etwa 2050 Braunkohle abgebaut werden. Man gehe von einem Kohlevorra­t von etwa 2,5 Millionen Tonnen aus, sagt ein Unternehme­nssprecher. Er bezeichnet diesen Winter als „schlimme Saison“. Unter anderem hatten Unbekannte, vermutlich Tagebau-Gegner, mehrere Brände gelegt. Ein Baggerführ­erhaus brannte vollständi­g aus, Trafostati­onen standen in Flammen. Ende November war ein Polizist von einem Stein am Kopf getroffen sowie in den Nacken geschlagen worden. Konkret verzeich- net die Polizei einen Anstieg der Straftaten im und am Hambacher Forst. So seien 2015 noch 115, 2016 dagegen 155 Straftaten verzeichne­t worden. Die meisten Verstöße waren etwa Sachbeschä­digungen, Hausfriede­nsbruch und Körperverl­etzungen. Immer wieder musste die Polizei Barrikaden entfernen, manche waren mit Nagelspitz­en versehen, andere angezündet oder mit Kot beschmiert worden.

Doch nicht in allen Fällen sei RWE der Geschädigt­e, sagt Polizeispr­e- cher Paul Kemen. So seien in der Statistik etwa auch Jagdpächte­r aufgeführt, deren Hochsitze oder Jagdkanzel­n beschädigt wurden. „Die Steigerung ist auch dadurch zu erklären, dass wir nahezu täglich vor Ort sind“, sagt Kemen. Bei mehr Kontrollen würden auch mehr Delikte festgestel­lt. Neu sei ein Verbindung­sbeamter im Protestcam­p, der Ansprechpa­rtner für die Gegner sein soll.

Wie hoch der entstanden­e Schaden durch die Aktivisten oder die Ausgaben des Unternehme­ns für die Sicherheit der Arbeiten gewesen seien, will der Sprecher nicht genau beziffern. „Es geht in die Hunderttau­sende“, sagt er. Im Jahr 2016 stellte RWE 196 Anzeigen.

Wie es mit dem Protestcam­p weitergeht, ist ungewiss. Im Dezember hatte das Oberverwal­tungsgeric­ht Münster entschiede­n, dass es illegal ist und geräumt werden muss, und keine Revision zugelassen. Dagegen hat der Grundstück­sbesitzer Beschwerde eingelegt.

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