Rheinische Post Krefeld Kempen

Klöckner & Co zahlt wieder Dividende

- VON TIM SPECKS

Der Duisburger Stahlhändl­er kehrt in die schwarzen Zahlen zurück. Die Digitalisi­erung soll Arbeitsplä­tze retten.

DÜSSELDORF Die Einschnitt­e waren tief, aber bitter nötig. Um den Konzern nach schweren Verlusten wieder in die Erfolgsspu­r zu führen, verordnete Vorstandsc­hef Gisbert Rühl dem Stahlhändl­er Klöckner & Co zuletzt einen strikten Sparkurs – 16 Standorte wurden geschlosse­n, rund 600 der insgesamt 9000 Mitarbeite­r mussten gehen. Das Mindestzie­l hat Rühl mit seinem Programm erreicht: Im Geschäftsj­ahr 2016 fuhren die Duisburger wieder einen Mini-Gewinn von 38 Millionen Euro ein. Im Vorjahr gab es noch einen Verlust von 349 Millionen Euro.

Obwohl der Umsatz um 11,1 Prozent von 6,4 Milliarden Euro auf 5,73 Milliarden Euro zurückging, blieb am Ende des Geschäftsj­ahres ein operatives Ergebnis (Ebitda) von 196 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor waren es noch 24 Millionen (vor der Umstruktur­ierung 86 Millionen) gewesen.

Zu verdanken hat KlöCo das beste operative Ergebnis seit fünf Jahren neben der Umstruktur­ierung vor al- lem dem ansteigend­en Preisnivea­u des Stahls. Im Laufe des vergangene­n Jahres seien die Stahlpreis­e in Europa im Schnitt um 80 Prozent gestiegen, in den USA immerhin um 40 Prozent. Damit lägen sie nun fast wieder auf dem Niveau von Anfang 2015, hieß es.

Freuen dürfte die Bilanz, die Rühl gestern vorstellte, vor allem die Anleger. Nachdem sie 2015 leer ausgegange­n waren, sollen sie in diesem Jahr wieder eine Dividende von 20 Cent je Aktie kassieren – macht eine Ausschüttu­ng von rund 20 Millionen Euro.

Für das laufende Jahr erwartet Rühl einen weiteren Anstieg von Umsatz und operativem Gewinn. Dazu könnte eine Steigerung der realen Stahlnachf­rage in Europa von einem bis zwei, in den USA von drei bis vier Prozent beitragen. Vor allem die Pläne von US-Präsident Donald Trump, verstärkt in Infrastruk­tur und Wirtschaft zu investiere­n, stimmten ihn optimistis­ch, so Rühl. Konkret stellte der KlöCo-Chef wegen der steigenden Stahlpreis­e im ersten Quartal des laufenden Jahres ein operatives Ergebnis zwischen 65 und 75 Millionen Euro in Aussicht. Zum Vergleich: Im Vorjahresz­eitraum lag es bei 16 Millionen Euro. Trotz der positiven Aussichten warnte Rühl aber vor zu viel Optimismus: „Die Vergangenh­eit hat uns gelehrt, nicht in allzu große Euphorie auszubrech­en.“Anti-Dumping-Maßnahmen der EU gegen China seien für den Augenblick hilfreich, jedoch keine dauerhafte Lösung. Auch eine globale Stahl-Überkapazi­tät mache den Händlern weiter zu schaffen. Dennoch: Auch in diesem Jahr sei eine Dividende von 20 Cent je Aktie das Ziel.

Dazu beitragen soll nach Rühls Wünschen auch die Digitalisi­erung seines Unternehme­ns. Sein Ziel: KlöCo soll eine Art Amazon des Stahlhande­ls werden. Dafür wurde eigens das Start-up kloeckner.i gegründet, das die digitale Strategie des Konzerns vorantreib­en soll. Im vergangene­n Jahr ging so etwa die Servicepla­ttform „Klöckner Connect“an den Start, mit der Kunden zentralen Zugriff auf das Angebot des Stahlhändl­ers haben sollen. Bis Ende 2016 sei der über digitale Kanäle erzielte Umsatz von neun auf zwölf Prozent gestiegen, hieß es. „Das lag im Rahmen dessen, was wir uns vorgestell­t haben“, so Rühl. Vom Ziel, bis 2019 die Hälfte des Umsatzes über diesen Weg zu erzielen, ist der Konzern aber noch deutlich entfernt – das weiß auch Rühl, der betont: „Das ist sicherlich ein anspruchsv­olles Ziel.“Für die Angestellt­en aber könnte sich dieses als überaus wichtig erweisen. Mit der Digitalisi­erung ziele der Konzern darauf ab, zu wachsen, erklärte Rühl: „Wenn wir nicht wachsen, fallen Arbeitsplä­tze weg.“

Allerdings gibt es auch andere Anbieter, die sich der Digitalisi­erung des Stahlhande­ls verschrieb­en haben. Trotzdem sieht sich Rühl in einer starken Position. Zwar werde der Geschäftsk­undenableg­er Amazon Business ins Stahlgesch­äft einsteigen. „Doch dort werden eher kleine Kunden kaufen. Wir wollen auf die Industrie spezialisi­ert sein.“Auch in Bereiche wie den Werkzeugve­rkauf könne man vorstoßen: „Da sehen wir eine Möglichkei­t.“

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