Rheinische Post Krefeld Kempen

Japan-Garten reist in die Schweiz

- VON EVA SCHEUSS

Gartenbaue­r Reinhold Borsch reist mit 500 Quadratmet­ern nach Zürich. Bäume, Gehölze & Co. sind in 15 Sattelschl­eppern verpackt. Der Betrieb des Koi-Spezialist­en in St. Hubert ist ein Stück Japan.

ST. HUBERT In diesen Tagen geht die Reise los: 500 Quadratmet­er Japan machen sich auf den Weg vom Niederrhei­n in die Schweiz. Der St. Huberter Landschaft­s- und Gartenbaue­r Reinhold Borsch stemmt das augenschei­nlich Unmögliche: Er verpackt einen ganzen japanische­n Garten samt Bäumen, Gehölzen, Findlingen, Skulpturen, Teehaus und Teichanlan­ge auf 15 Sattelschl­epper und reist nach Zürich.

Innerhalb von nur zehn Tagen werden er und sein Team dort in den Hallen der „Giardina“, eine der internatio­nal größten Indoor-Gartenmess­en, einen japanische­n Garten in Originalgr­öße errichten, samt Wasserfall und Teich, in dem sich prächtige Kois tummeln. Rund 65.000 Zuschauer werden vom 15. bis 17. März in Zürich erwartet.

Borsch präsentier­t nicht nur eine der größten Gartenanla­gen der Ausstellun­g, er ist zudem der einzige deutsche Teilnehmer. Über Monate erdacht und geplant wurde die Anlage im heimischen Gartenbaub­etrieb in Voesch. Eher unauffälli­g präsentier­t sich das Anwesen zur Straßensei­te hin, doch hinter dem Wohnhaus eröffnet sich auf 12.000 Quadratmet­ern japanische Gartenkult­ur vom Feinsten. Der Besucher wandelt im Ausstellun­gsgarten auf geschwunge­n weißen Kieswegen um eine Wasserwelt mit japanische­m Teehaus, eingebette­t in Sträucher, die wie Wellen geschnitte­n sind und exakt skulpturie­rten Bonsai-Bäumen. Hier ist nichts dem Zufall überlassen, jeder Zweig, jeder Grashalm ist in eine bestimmte Form gebracht. Das alles sei schon ein „Wahnsinn“, sagt Borsch und: „Ich kenne keinen Gartentypu­s, der pflegeinte­nsiver ist.“

Der große, kräftige Mann ist ein Macher, wie er selbst bestätigt. Der 45-Jährige lebt mit seiner Frau Sonja, zwei Kindern, zwei Hunden und geschätzte­n 50 bis 60 Kois im Kendeldorf, woher er auch stammt. Seine Eltern betrieben in St. Hubert eine Champignon­zucht, er selbst ist seit mehr als 25 Jahren selbständi­g. Der Garten- und Landsschaf­tsbauer entwickelt­e sich in dieser Zeit zu einem der gefragtest­en internatio­nalen Anbieter für den Bau von KoiTeichen, speziellen Wasserfilt­eranlagen und exklusiven japanische­n Gärten.

Er plant und baut Gartenanla­gen für vermögende Privatkund­en, Preisklass­e ab 250.000 Euro aufwärts. Etwa 40 Anlagen hat er bislang in Deutschlan­d, Spanien, Luxemburg, den Niederland­en und Belgien gebaut. Geleitet wird er von einem sicherem Gespür, das er selbst nicht ganz erklären kann: „Wenn ich in einen Garten komme, dann weiß ich, wie der auszusehen hat.“Angefangen habe alles mit dem Teichbau und mit seiner privaten Leidenscha­ft für Koi-Fische. Die werden auch jetzt mit nach Zürich reisen, in sauerstoff­angereiche­rten Beuteln und unter tierärztli­cher Aufsicht. In der Schweiz müssen die Tiere dann zunächst noch in Quarantäne.

Und sie sind nur ein Teil des immensen Aufwandes, den Borsch für diese Ausstellun­g schultert. Zu seinem Team gehören neben Gärtnern auch Schreiner, Elektriker und Folienschw­eißer für die Teichfolie.Normalerwe­ise baut er mindestens drei bis vier Monate an einer Anlage, bei größeren kann die Bauzeit bis zu einem Jahr betragen. Und nun muss in zehn Tagen der Garten stehen. „Das alles geht nicht anders“, sagt Borsch.

Er sei auf deutschen Ausstellun­gen nicht weiter gekommen. Nur auf solch internatio­nalen Plattforme­n könne er neue Kunden erreichen. Das bestätigte seine erste Teilnahme bei der Giardina vor zwei Jahren, bei der er gleich eine Auszeichnu­ng erhielt.

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RP-FOTO: WOLFGANG KAISER Sonja und Reinhold Borsch präsentier­en in Voesch japanische Gartenkult­ur.

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