Rheinische Post Krefeld Kempen

Ältere Arbeitslos­e haben Probleme

- VON HEINER DECKERS FOTO: MICHAEL BECKER

Die Zahl der Arbeitslos­en im Kreis ist gesunken. Davon haben besonders die Jüngeren profitiert. Wer über 50 Jahre alt ist, hat hingegen Probleme. Dabei ist diese Altersgrup­pe oft besonders qualifizie­rt. Ein Beispiel ist Peter Köhn.

KEMPEN/GREFRATH Zum Ende des Winters hatte die Agentur für Arbeit Krefeld / Kreis Viersen gestern positive Nachrichte­n zu verkünden. Die Zahl der Arbeitslos­en ist im Vergleich zu Februar vergangene­n Jahres um 214 auf 10.938 gefallen. Auch im Vergleich zum Januar stehen weniger Arbeitslos­e zu Buch, ihre Zahl sank um 29. „Der Arbeitsmar­kt zeigte sich auch im Februar robust“, urteilte Birgitta Kubsch-von Harten, Geschäftsf­ührerin operativ der

„Zuvor hatte ich bei vielen Bewerbunge­n noch nicht einmal eine Absage erhalten“

Ex-Arbeitslos­er Peter Köhn Agentur: „Die Arbeitslos­enzahlen liegen unter den Werten des gleichen Monats im Vorjahr, der Stellenzug­ang liegt auf Rekordnive­au“, fasst sie die aktuelle Situation zusammen.

Allein im Februar wurden für den Kreis Viersen 619 offene Stellen gemeldet, im Januar waren es 385. Rund 80 Prozent dieser Stellen sind unbefriste­t, der weitaus größte Teil sind Vollzeitst­ellen. „Die positive Entwicklun­g bei der Nachfrage nach Fachkräfte­n zeigt, dass der Arbeitsmar­kt auch zu Beginn des Jahres 2017 als stabil angesehen werden kann“sagt Kubsch-von Harten, die auch für die nächsten Monate optimistis­ch gestimmt ist.

Froh sind die Verantwort­lichen in der Agentur für Arbeit, dass besonders die jüngeren Arbeitslos­en von der aktuell positiven Entwicklun­g betroffen sind. Die andere Seite der Medaille: Bei den älteren Arbeitslos­en ist der Trend ein anderer. „Das ist unbefriedi­gend und stellt eine besondere Herausford­erung für den Bezirk dar“, betonte Kubsch-von Harten. Gerade in der Gruppe der als arbeitslos gemeldete Älteren sei das Niveau der Qualifikat­ion hoch, „es liegt reichlich Berufserfa­hrung und somit Know-how vor.“Hier müssten bestehende Vorbehalte der Arbeitgebe­r abgebaut werden: „Daran werden wir in nächster Zukunft intensiv arbeiten“, kündigte Kubsch-von Harten an. Die Unternehme­n können dabei durch Weiterbild­ungen im Betrieb oder Einglieder­ungszuschü­ssen unterstütz­t werden.

Udo Hütten, Besitzer eines Elektronik­geschäfts in Viersen, baut auf die Beschäftig­ung Älterer: „Ein anfänglich­e Skepsis gab es bei uns gar nicht. Wir haben mit Peter Köhn einen motivierte­n und zuverlässi­gen Mitarbeite­r dazugewonn­en.“Die Zusammenar­beit mit der Agentur für Arbeit sei sehr gut verlaufen. Offene Fragen seien umgehend geklärt worden. „Für mich steht fest, ich würde die Entscheidu­ng genauso wieder treffen“, sagt Hütten.

Auch Köhn ist glücklich, wie die Sache gelaufen ist: „Ich bin froh, wieder im Leben zu stehen“, sagte der 61-Jährige gestern. Als er von der Agentur für Arbeit von der Stelle bei Hütten erfahren habe, sei plötzlich alles ganz schnell gegangen: „Zuvor hatte ich bei vielen Bewerbunge­n noch nicht einmal eine Absage erhalten.“

Aktuell gibt es im Kreis Viersen 3993 Arbeitslos­e, die 50 Jahre oder älter sind. In Krefeld sind es 4162. Macht zusammen 8155, und damit macht dieser Personenkr­eis einen Anteil von über zwei Dritteln an allen Arbeitslos­en aus. Unternehme­n, die sich eventuell damit anfreunden könnten, einen älteren Arbeitnehm­er einzustell­en können sich an ihren persönlich­en Ansprechpa­rtner bei der Agentur für Arbeit melden, alternativ bei der gebührenfr­eien Servicenum­mer 0800 455 55 20.

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Sie berichtete­n gestern über die Probleme von älteren Arbeitslos­en (v..l.) Peter Köhn, Udo Hütten, Birgitta Kubsch-von Harten.

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