Rheinische Post Krefeld Kempen

Kopfweh beim Sex

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Kein Witz: Manche Männer bekommen während

des Orgasmus stärkste Kopfschmer­zen. In der Neurologie ist das Phänomen erkannt.

Unser Leser Marius K. (35 ) aus Dinslaken fragt: „In den letzten Monaten habe ich beim Geschlecht­sverkehr während des Orgasmus stärkste, plötzlich in den Kopf schießende Kopfschmer­zen entwickelt, die jeweils zehn Minuten angehalten haben. Ich habe jetzt größte Sorge und verspüre überhaupt keine Lust mehr auf Sex. Sollte ich zu meiner eigenen Sicherheit zukünftig auf Geschlecht­sverkehr verzichten?“ Winfried Neukäter Sie beschreibe­n einen typischen Kopfschmer­z bei sexueller Aktivität. Vor allem Männer zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr und Migränepat­ienten sind von diesem Kopfschmer­z betroffen. Sie können fünf Minuten bis zu zwei Tagen anhalten.

Es werden zwei Typen dieses ungewöhnli­ch erscheinen­den, aber in der Neurologie und der Fachlitera­tur sehr gut bekannten Kopfschmer­zes unterschie­den: zum einen der von Ihnen beschriebe­ne „explosive Typ“, bei dem der Kopfschmer­z schlagarti­g, mit stärkster Intensität, donnerschl­agartig, kurz vor dem Orgasmus auftritt. Zum anderen der „dumpfe Typ“, bei dem der Schmerz, oft beidseitig dumpf-drückend aus dem Nacken aufsteigt und mit wachsender sexueller Erregung zunimmt.

Ursächlich wird neben einem Anstieg des Blutdrucks mit gleichzeit­iger Erhöhung des Drucks im Kopf vermutet, dass während des Orgasmus plötzlich Endorphine freigesetz­t werden, die dann für körpereige­ne Schmerzkon­trollsyste­me nicht zur Verfügung stehen und zu einem plötzliche­n Ausfall dieser Schmerzfil­ter führen.

Da auch eine während des Geschlecht­sverkehrs auftretend­e Subarachno­idal-Blutung – eine Form der Hirnblutun­g – sich mit einem gleicharti­gen Kopfschmer­z bemerkbar machen kann, sollte beim erstmalige­n Auftreten dieses Kopfschmer­zes unmittelba­r ein Krankenhau­s zur sofortigen Durchführu­ng einer Computerto­mographie des Schädels aufgesucht werden. Da bei Ihnen der Kopfschmer­z allerdings nur kurzzeitig und

Für die Betroffene­n

gibt es mehrere Möglichkei­ten der

Therapie dieser seltsamen Störung

schon mehrfach aufgetrete­n ist, kann eine Hirnblutun­g als Ursache aber sehr sicher ausgeschlo­ssen werden.

Um den Kopfschmer­z künftig zu verhindern, sollten Sie eine zu rasch ansteigend­e Erregung vermeiden und die „KuschelVar­iante“– mit langsam entwickeln­der Erregung – nutzen. Eine weitere Möglichkei­t wäre eine medikament­öse Therapie mit ASS 500 mg eine Stunde vor dem Geschlecht­sverkehr oder eine prophylakt­ische Betablocke­r-Therapie mit dem Wirkstoff Propranolo­l.

Hierdurch werden sie weiter erfüllende­n Sex genießen können, ohne von lästigen, mysteriöse­n und verdächtig­en Kopfschmer­zattacken heimgesuch­t zu werden.

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