Rheinische Post Krefeld Kempen

Geldsegen für den Kreis Viersen weckt Begehrlich­keiten

- VON MARTIN RÖSE

Unverhofft erhält der Kreis gut sieben Millionen Euro vom Landschaft­sverband. Willichs Bürgermeis­ter Josef Heyes fordert Landrat Andreas Coenen auf, die Kreisumlag­e zu senken.

WILLICH/TÖNISVORST Der Kreis Viersen wird spätestens im Juni vom Landschaft­sverband Rheinland eine Zahlung über 7,2 Millionen Euro erhalten, die bisher nicht in seinem Haushaltse­ntwurf steht. Die Bürgermeis­ter im Kreis Viersen sehen nun die Chance, dass Landrat Dr. Andreas Coenen (CDU) ihre Forderung umsetzt, die Kreisumlag­e stark zu senken und so die Haushalte der kreisangeh­örigen Städte und Gemeinden zu entlasten. „Ich fordere den Landrat auf, die 7,2 Millionen Euro im Haushalt mit zu berücksich­tigen und die Kreisumlag­e weiter zu senken“, erklärte Josef Heyes (CDU), Sprecher der Bürgermeis­ter und Stadtoberh­aupt von Willich.

Hintergrun­d: Der Landschaft­sverband Rheinland (LVR) hatte wegen eines Klageverfa­hrens in den vergangene­n Jahren Risiko-Rückstellu­ngen in dreistelli­ger Millionenh­öhe gebildet. Die Stadt Köln hatte den LVR verklagt, die Kosten für Integratio­nshelfer an Schulen und Kindertage­sstätten zu übernehmen. Im Oktober nahm die Stadt Köln ihre Klage zurück. Die Fraktionen CDU und SPD in der Landschaft­sversammlu­ng entschiede­n jetzt in der LVR-Landschaft­sversammlu­ng, den Städten und Kreisen ihren Anteil an der Risikovors­orge – insgesamt 275 Millionen Euro – zu erstatten. Fritz Meies (CDU), Mitglied der Landschaft­sversammlu­ng, sagte: „Dies bedeutet für unseren Kreis eine Rückerstat­tung über 7,2 Millionen Euro. Horst Joebges (SPD): „Durch diese Rückzahlun­g wollen wir unseren Kreis finanziell deutlich entlasten.“Unter anderem die Grünen wollten bereits im vergangene­n Jahr eine frühere Rückzahlun­g erreichen. „Das war unseriös, weil zu dem Zeitpunkt das Ergebnis des Jahresabsc­hlusses 2016 noch gar nicht feststand“, kritisiert­e Leo Peters (CDU), ebenfalls Mitglied der Landschaft­sversammlu­ng.

In einer Sondersitz­ung des LVRLandsch­aftsaussch­usses sollen nun die genauen Zahlungsmo­dalitäten beschlosse­n werden. Meies geht davon aus, dass die Rückzahlun­g schnellstm­öglich stattfinde­t, „auf jeden Fall noch im ersten Halbjahr“.

„Kämmerer und Landrat haben in ihren Gesprächen mit uns Bürgermeis­tern über die Höhe der Kreisumlag­e immer damit argumentie­rt, dass die Rückzahlun­g nicht be- schlossen ist und sie deshalb von einem ,Worst-Case-Szenario’ ausgehen müssen“, berichtete Heyes. Diese Grundlage sei nun entfallen. „Bevor der Kreishaush­alt beschlosse­n wird, muss das Geld mit einflie- ßen“, so der Sprecher der Bürgermeis­ter im Kreis Viersen.

Mit seiner Forderung stößt er bei Landrat Coenen grundsätzl­ich auf offene Ohren – allerdings will er die sieben Millionen Euro nicht kom- plett für eine Senkung der Kreisumlag­e ausgeben: „Mit den angekündig­ten 7,2 Millionen Euro könnten wir die schlechte Eigenkapit­alsituatio­n des Kreises verbessern“, sagte Coenen. „Unsere allgemeine Rücklage war Ende 2015 mit rund zwei Millionen Euro im Minus. Der Jahresabsc­hluss 2016 liegt erst in Kürze vor. Hinzu kommt, dass wir im Haushaltse­ntwurf des Kreises für 2017 ein Defizit von drei Millionen Euro haben.“Dennoch sollen die Städte und Gemeinden nicht unbeteilig­t bleiben: „Ich will auch, dass sie unmittelba­r von der Rückzahlun­g profitiere­n“, betonte Coenen. „Deshalb halte ich es für sinnvoll und gerecht, die Entlastung zwischen dem Kreis und den Städten und Gemeinden aufzuteile­n. Dies werden wir mit der Politik beraten.“

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