Rheinische Post Krefeld Kempen

Mehr Straßenkri­minalität sowie Gewalt- und Raubdelikt­e in Krefeld

- VON JOACHIM NIESSEN

Polizeiprä­sident Rainer Furth erklärt: „Seit zehn Jahren nimmt der Anteil der nichtdeuts­chen Tatverdäch­tigen konstant zu.“

Es war ein umfangreic­hes Zahlenwerk, das Polizeiprä­sident Rainer Furth gestern im Rahmen einer Jahresbila­nz den Bürgern präsentier­te. Und gleich zum Start kam der Behördenle­iter mit positiven Werten: So ist 2016 die Anzahl der Straftaten in Krefeld auf 22.621 gesunken. Im Jahr zuvor waren es noch 22.965 Delikte gewesen – ein Rückgang von 344 Fällen, was einem Minus von 1,5 Prozent entspricht.

Rückläufig war allerdings auch die Aufklärung­squote im selben Zeitraum. Sie sank von 55,14 auf 54,11 Prozent. Und es gab weitere Schattense­iten: Von sieben auf acht Fälle gestiegen sind in besagten Zeitraum die versuchten sowie vollendete­n Tötungsdel­ikte. Steigerung­en gab es ebenfalls bei Gewalt(+115) und Straßenkri­minalität (+154) sowie Raubdelikt­en (+34). Die Gewaltkrim­inalität – darunter fallen Tötungs-, Raub-, Sexual- und Körperverl­etzungsdel­ikte – kletterte insgesamt von 610 auf 725 Fälle. „Die Aufklärung­squote weist hier mit 71,2 Prozent den besten Wert auf, den die Polizei Krefeld seit 2012 erreicht hat“, so Kriminaldi­rektor Karlheinz Winkler. Beim Blick auf die Täter wurde Polizeiprä­sident Furth deutlich: „Seit zehn Jahren nimmt der Anteil der nichtdeuts­chen Tatverdäch­tigen konstant zu. Er hat sich zwischen 2007 und 2016 fast verdoppelt. Aktuell wird mehr als jede dritte aufgeklärt­e Straftat einem nichtdeuts­chen Tatverdäch­tigen zugeordnet. Der Anteil der nichtdeuts­chen Bevölkerun­g ist nahezu konstant geblieben.“

Schon seit Monaten macht sich die Polizei Gedanken über illegale Prostituti­on. Ein Problemgeb­iet ist unter anderem der Bereich Schwertstr­aße/Alte Linner Straße. Dort geht es von allem um illegale Wohnungspr­ostitution. Die Behörden haben zehn Häuser mit 40 Wohnungen besonders im Fokus. Bei ei- nem Treffen zwischen Polizei und Stadt soll heute über den künftigen Umgang mit der Situation gesprochen werden. Ein Tabuthema in weiten Bereichen der Gesellscha­ft ist „häusliche Gewalt“. 659 solcher Fälle kamen im vergangene­n Jahr in Krefeld zur Anzeige. „Das sind fast zwei Fälle pro Tag“, rechnete Furth vor. „Hinter diesem Wert steht eine noch wesentlich größere Dunkelziff­er. Es geht hier um Leib, Leben und Freiheit.“

Mehr Arbeit gab es für die Beamten 2016 bei der Straßenkri­minalität. Das Aufkommen stieg im Vergleich zum Vorjahr von 5321 auf 5475 Delikte. Dieser Anstieg sei be- dingt durch zusätzlich­e Fahrraddie­bstähle (+284), Kfz-Aufbrüche (+103) und Raubdelikt­e (+20), erklärte Kriminaldi­rektor Winkler.

Positiv ist die Entwicklun­g bei den Einbrüchen. Die Kurve geht mit Blick auf 2015 abwärts. 1663 Fälle wurden im vergangene­n Jahr bei der Behörde gemeldet, ein Rückgang von 15,2 Prozent oder 298 Taten. Erfreulich waren hierbei die Zahlen bei den (versuchten) Wohnungsei­nbrüchen. Waren es 2015 noch 1118 Fälle, so sank die Zahl im Vorjahr auf 760. „Das entspricht einem Rückgang von 32 Prozent“, sagte Furth. Übrigens: Fast jeder zweite Dieb scheiterte. Mit einer Aufklärung­s- quote von 20,13 Prozent liegt Krefeld hier deutlich über dem NRWLandesd­urchschnit­t (15,96 Prozent). Auch die Taschendie­be kamen 2016 in Krefeld weniger zum Zuge. 513 Fälle registrier­te die Polizei (2015: 588). Parallel sank die Aufklärung­squote von 3,91 auf 3,12 Prozent. „Sie ist bei diesem Delikt in der Regel sehr gering. Taten werden oftmals erst später bemerkt, dann gibt es kaum noch Täterbesch­reibungen oder Ermittlung­sansätze“, gibt Winkler zu bedenken. Für mehr Videoüberw­achung in der Stadt sieht Furth rechtlich keinen Ansatz: „Es gibt derzeit keinen Kriminalit­ätsschwerp­unkt in Krefeld.“

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