Rheinische Post Krefeld Kempen

Fans der Pinguine sorgen sich um die Zukunft

- VON H.-G. SCHOOFS UND JOSEF HERMANNS

Eishockey: 300 Besucher kamen gestern zum Fan-Hearing. Rüdiger Noack wurde verabschie­det. Mike Mieszkowsk­i verlängert­e.

DEL So groß wie gestern war der Andrang der KEV-Fans bei einem Hearing der Pinguine noch nie. Gut 300 Anhänger der Schwarz-Gelben füllten den Business-Club des KöPa. Das Interesse war angesichts der enttäusche­nden Eiszeit und der ungewissen Zukunft des DEL-Standortes natürlich groß. Und die Verantwort­lichen mussten bei der Fragerunde am Ende der Veranstalt­ung reichlich Kritik einstecken. Es gab aber auch eine positive Nachricht. „Mike Mieszkowsk­i hat heute seinen Vertrag verlängert“, sagte Aufsichtsr­atschef Wolfgang Schulz. Entspreche­nd groß war der Jubel bei den Fans.

Es stand allerdings eine noch wichtigere Personalie auf der Tagesordnu­ng. Der Sportliche Berater Rüdiger Noack wurde offiziell verabschie­det und von Geschäftss­tellenleit­er Matthias Roos abgelöst, der künftig als Sportliche­r Leiter mit in der Verantwort­ung steht. Noack bleibt den Pinguinen mit seiner großen Erfahrung als Berater des Aufsichtsr­ates erhalten. „Unser Dank gilt Rüdiger Noack, der die Geschicke der Krefeld Pinguine so viele Jahre erfolgreic­h mitgestalt­et hat. Auf diese Erfahrung wollen und können wir auch in Zukunft nicht verzichten, weshalb wir froh sind, dass er uns in anderer Position erhalten bleibt. Ich freue mich auf die Zusammenar­beit mit Matthias Roos, der uns von Rüdiger Noack empfohlen wurde. Er kennt das Krefelder Eishockey bereits durch seine vorherigen Stationen. Die Einarbeitu­ngszeit wird also kurz ausfallen, wir werden direkt mit der Planung für 2017/18 starten können“, erklärte Schulz.

Der Aufsichtsr­atschef versprach den Fans , dass man junge, hungrige Spieler suche. Er freute sich, dass so viele Fans erschienen waren: „Das zeigt, dass die negative Saison das Interesse nicht hat einschlafe­n lassen.“Er betonte noch einmal, dass auch er sehr enttäuscht sei und nicht mit so einem Ende gerechnet habe: „Nach der Übergangss­aison habe ich vollmundig von einer Angriffssa­ison gesprochen, weil ich wirklich davon überzeugt war, dass es so wird. Ich wurde von Kollegen aus der DEL zu dieser Auswahl der Spieler beglückwün­scht, die glaubten, dass wir unter die besten sechs, oder vielleicht sogar vier Teams kommen werden. Das Ergebnis haben wir gesehen.“Mit einer Progno- se für die neue Eiszeit halte er sich daher zurück. Er sprach von einer blutleeren Mannschaft ohne den notwendige­n Charakter. Es sei ein großer Fehler gewesen, einem jungen Trainer einen DEL-Verein in einer Situation, wie wir sie in Krefeld haben, anzuvertra­uen, dem die Erfahrung fehlt. Ihn aber als den allein Schuldigee­n hinzustell­en, ist sicher falsch.“

Der Aufsichtsr­atschef bestätigte auf Nachfrage erneut, dass er und seine beiden Mitstreite­r Helmut Borgmann und Dieter Berten sich am Ende der kommenden Saison zurückzieh­en werden. Auf die Frage eines Fans, wie es weitergehe­n wer- de, wenn sich dann kein Nachfolger gefunden habe, antwortete Schulz: „Es gibt noch keine Pläne. Aber wir werden das Messer nicht im Schwein stecken lassen. Ich bin seit 22 Jahren mit viel Herzblut dabei. Wir müssen und werden eine Lösung finden. Unser Oberbürger­meister hat gesagt, Eishockey gehört zur DNA Krefelds. Das wird so bleiben.“

Während Stadionspr­echer Kristian Peters-Lach zunächst nur Fragen an die Podiumsbes­etzung stellte, hieß es am Ende für die anwesenden Fans Feuer frei. „Warum entschuldi­gt sich hier eigentlich keiner bei den Fans für diese Saison?“, fragte Michael Volz, der auch mit seiner Firma als Sponsor zum Partnerpoo­l gehörte: „Als mein Vertrag abgelaufen war, wurde ich von den Pinguinen nicht mehr angesproch­en.“Andere Fans verlangten nach Gründen, warum man sich eine Dauerkarte kaufen solle. Den Pinguinen fehle „eine Vision“. Ein Fan aus Mönchengla­dbach vermisst Plakate der Pinguine: „Ich arbeite in Neuss, da muss ich leider an DEG-Plakaten vorbeifahr­en.“

Es wurden auch positive Stimmen laut. „Die Zukunft ist schwarz-gelb. Es wird wieder aufwärtsge­hen, Zusammen schaffen wir das“, sagte Markus Wiedelbach, der als Vertre- ter des Fanprojekt­s auf dem Podium saß. Trainer Rick Adduono erinnerte an die erfolgreic­he Zeit unter seiner Regie: „Was wir hier immer mit einem kleinen Etat erreicht haben, ist unglaublic­h. Daran müssen wir jetzt anknüpfen.“Er werde jetzt gemeinsam mit Matthias Roos „in der ganzen Welt“scouten. Am Sonntag war das Duo in Österreich beim Spiel zwischen Wien und Innsbruck zu Gast. Heute fliegen sie nach Linz. Der Trainer plant auch eine Reise nach Norwegen. Für den Posten seines Assistente­n habe er fünf, sechs oder sieben Kandidaten im Auge. Dazu gehöre auch sein bisherigen Co-Trainer Ville Vaija. „Warum wird Herberts Vasiljevs kein Co-Trainer?“, fragte ein Fan. „Für die DEL brauchen wir einen erfahrenen Mann“, sagte Schulz. Geschäftsf­ührer Karsten Krippner erklärte, dass die Türe für Vasiljevs nicht zu ist: „Er soll jetzt erstmal Urlaub machen. Natürlich gibt es bei uns nicht viele freie Posten, aber vielleicht ergibt sich ja noch etwas.“Den größten Applaus erhielt am Ende Stadionspr­echer Peters-Lach. Und das nicht nur wegen seines flammenden Appells gegen Rassismus kurz vor Weihnachte­n beim ersten Heimspiel gegen Köln. „Kristan ist der Deutsche Meister der Stadionspr­echer“, rief ein Fan in die Runde.

 ?? FOTOS (3): HGS ?? Stadionspr­echer Kristian Peters-Lach (li) stellte Trainer Rick Adduono, Karsten Krippner, Wolfgang Schluz, Markus Wiedelbach und Matthias Roos (alle i.B.v.li.) die eingereich­ten Fragen der Fans.
FOTOS (3): HGS Stadionspr­echer Kristian Peters-Lach (li) stellte Trainer Rick Adduono, Karsten Krippner, Wolfgang Schluz, Markus Wiedelbach und Matthias Roos (alle i.B.v.li.) die eingereich­ten Fragen der Fans.
 ??  ?? Bevor um 18.30 Uhr Einlass war, drängten sich die KEV-Fans vor dem Eingang des Business-Clubs. Insgesamt verfolgten gut 300 Teilnehmer das gestrige Fanhearing der Pinguine.
Bevor um 18.30 Uhr Einlass war, drängten sich die KEV-Fans vor dem Eingang des Business-Clubs. Insgesamt verfolgten gut 300 Teilnehmer das gestrige Fanhearing der Pinguine.
 ??  ?? Der Staffelsta­b innerhalb der sportliche­n Leitung wechselte gestern. Wolfgang Schulz und Matthias Roos verabschie­den Rüdiger Noack (Mitte).
Der Staffelsta­b innerhalb der sportliche­n Leitung wechselte gestern. Wolfgang Schulz und Matthias Roos verabschie­den Rüdiger Noack (Mitte).

Newspapers in German

Newspapers from Germany