Rheinische Post Krefeld Kempen
Fans der Pinguine sorgen sich um die Zukunft
Eishockey: 300 Besucher kamen gestern zum Fan-Hearing. Rüdiger Noack wurde verabschiedet. Mike Mieszkowski verlängerte.
DEL So groß wie gestern war der Andrang der KEV-Fans bei einem Hearing der Pinguine noch nie. Gut 300 Anhänger der Schwarz-Gelben füllten den Business-Club des KöPa. Das Interesse war angesichts der enttäuschenden Eiszeit und der ungewissen Zukunft des DEL-Standortes natürlich groß. Und die Verantwortlichen mussten bei der Fragerunde am Ende der Veranstaltung reichlich Kritik einstecken. Es gab aber auch eine positive Nachricht. „Mike Mieszkowski hat heute seinen Vertrag verlängert“, sagte Aufsichtsratschef Wolfgang Schulz. Entsprechend groß war der Jubel bei den Fans.
Es stand allerdings eine noch wichtigere Personalie auf der Tagesordnung. Der Sportliche Berater Rüdiger Noack wurde offiziell verabschiedet und von Geschäftsstellenleiter Matthias Roos abgelöst, der künftig als Sportlicher Leiter mit in der Verantwortung steht. Noack bleibt den Pinguinen mit seiner großen Erfahrung als Berater des Aufsichtsrates erhalten. „Unser Dank gilt Rüdiger Noack, der die Geschicke der Krefeld Pinguine so viele Jahre erfolgreich mitgestaltet hat. Auf diese Erfahrung wollen und können wir auch in Zukunft nicht verzichten, weshalb wir froh sind, dass er uns in anderer Position erhalten bleibt. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Matthias Roos, der uns von Rüdiger Noack empfohlen wurde. Er kennt das Krefelder Eishockey bereits durch seine vorherigen Stationen. Die Einarbeitungszeit wird also kurz ausfallen, wir werden direkt mit der Planung für 2017/18 starten können“, erklärte Schulz.
Der Aufsichtsratschef versprach den Fans , dass man junge, hungrige Spieler suche. Er freute sich, dass so viele Fans erschienen waren: „Das zeigt, dass die negative Saison das Interesse nicht hat einschlafen lassen.“Er betonte noch einmal, dass auch er sehr enttäuscht sei und nicht mit so einem Ende gerechnet habe: „Nach der Übergangssaison habe ich vollmundig von einer Angriffssaison gesprochen, weil ich wirklich davon überzeugt war, dass es so wird. Ich wurde von Kollegen aus der DEL zu dieser Auswahl der Spieler beglückwünscht, die glaubten, dass wir unter die besten sechs, oder vielleicht sogar vier Teams kommen werden. Das Ergebnis haben wir gesehen.“Mit einer Progno- se für die neue Eiszeit halte er sich daher zurück. Er sprach von einer blutleeren Mannschaft ohne den notwendigen Charakter. Es sei ein großer Fehler gewesen, einem jungen Trainer einen DEL-Verein in einer Situation, wie wir sie in Krefeld haben, anzuvertrauen, dem die Erfahrung fehlt. Ihn aber als den allein Schuldigeen hinzustellen, ist sicher falsch.“
Der Aufsichtsratschef bestätigte auf Nachfrage erneut, dass er und seine beiden Mitstreiter Helmut Borgmann und Dieter Berten sich am Ende der kommenden Saison zurückziehen werden. Auf die Frage eines Fans, wie es weitergehen wer- de, wenn sich dann kein Nachfolger gefunden habe, antwortete Schulz: „Es gibt noch keine Pläne. Aber wir werden das Messer nicht im Schwein stecken lassen. Ich bin seit 22 Jahren mit viel Herzblut dabei. Wir müssen und werden eine Lösung finden. Unser Oberbürgermeister hat gesagt, Eishockey gehört zur DNA Krefelds. Das wird so bleiben.“
Während Stadionsprecher Kristian Peters-Lach zunächst nur Fragen an die Podiumsbesetzung stellte, hieß es am Ende für die anwesenden Fans Feuer frei. „Warum entschuldigt sich hier eigentlich keiner bei den Fans für diese Saison?“, fragte Michael Volz, der auch mit seiner Firma als Sponsor zum Partnerpool gehörte: „Als mein Vertrag abgelaufen war, wurde ich von den Pinguinen nicht mehr angesprochen.“Andere Fans verlangten nach Gründen, warum man sich eine Dauerkarte kaufen solle. Den Pinguinen fehle „eine Vision“. Ein Fan aus Mönchengladbach vermisst Plakate der Pinguine: „Ich arbeite in Neuss, da muss ich leider an DEG-Plakaten vorbeifahren.“
Es wurden auch positive Stimmen laut. „Die Zukunft ist schwarz-gelb. Es wird wieder aufwärtsgehen, Zusammen schaffen wir das“, sagte Markus Wiedelbach, der als Vertre- ter des Fanprojekts auf dem Podium saß. Trainer Rick Adduono erinnerte an die erfolgreiche Zeit unter seiner Regie: „Was wir hier immer mit einem kleinen Etat erreicht haben, ist unglaublich. Daran müssen wir jetzt anknüpfen.“Er werde jetzt gemeinsam mit Matthias Roos „in der ganzen Welt“scouten. Am Sonntag war das Duo in Österreich beim Spiel zwischen Wien und Innsbruck zu Gast. Heute fliegen sie nach Linz. Der Trainer plant auch eine Reise nach Norwegen. Für den Posten seines Assistenten habe er fünf, sechs oder sieben Kandidaten im Auge. Dazu gehöre auch sein bisherigen Co-Trainer Ville Vaija. „Warum wird Herberts Vasiljevs kein Co-Trainer?“, fragte ein Fan. „Für die DEL brauchen wir einen erfahrenen Mann“, sagte Schulz. Geschäftsführer Karsten Krippner erklärte, dass die Türe für Vasiljevs nicht zu ist: „Er soll jetzt erstmal Urlaub machen. Natürlich gibt es bei uns nicht viele freie Posten, aber vielleicht ergibt sich ja noch etwas.“Den größten Applaus erhielt am Ende Stadionsprecher Peters-Lach. Und das nicht nur wegen seines flammenden Appells gegen Rassismus kurz vor Weihnachten beim ersten Heimspiel gegen Köln. „Kristan ist der Deutsche Meister der Stadionsprecher“, rief ein Fan in die Runde.