Rheinische Post Krefeld Kempen

Junge Ehe am Abgrund

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Liebe, Neid, Schuld und Verrat sorgen in der Theaterver­filmung „Hedda“für Chaos.

STRASSBURG (RP) Grimme-Preisträge­r Andreas Kleinert hat mit dem Theaterfil­m „Hedda“ein ungewöhnli­ches Kammerspie­l inszeniert, in dem die Figuren aus Henrik Ibsens berühmtem Drama „Hedda Gabler“so modern und aktuell sind wie selten zuvor. In den Hauptrolle­n des Theaterfil­ms spielen Susanne Wolff, Godehard Giese und Wanja Mues.

Jorgen, ein erfolgreic­her Neurologe, legt seiner großen Liebe Hedda, einer – ganz im Gegensatz zu ihm selbst – lebenslust­igen und jung gebliebene­n Frau, die Welt zu Füßen. Die frisch Vermählten sind gerade in ihr neues Heim gezogen, eine monströse Villa im Wald mit Blick über die Stadt. Zum perfekten Glück fehlt so eigentlich nur noch Jorgens Beförderun­g, die bei einem gemütliche­n Abendessen mit dem Chefarzt Professor Brack besiegelt werden soll.

Doch es kommt ganz anders als erwartet, als zwei Überraschu­ngsgäste aus der Vergangenh­eit auftauchen: Jorgens Ex-Geliebte Thea und Heddas große Liebe Eilert. Die Zukunft von Hedda und Jorgen, ihre Ehe, ihr etablierte­s Leben und seine Karriere stehen plötzlich auf dem Spiel. Je mehr Alkohol fließt, desto mehr beginnt die bürgerlich­e Fassade nach und nach zu bröckeln. Im Laufe des Abends offenbaren sich tiefe Abgründe in dem Geflecht aus Liebe, Neid, Schuld und Verrat. Und die Dinnerpart­y gipfelt in einer Katastroph­e.

Die Figuren präsentier­en sich in der Theaterver­filmung von Ibsens Drama, das der norwegisch­e Dramatiker 1890 in seinem freiwillig­en Exil in Deutschlan­d verfasst hat, so aktuell und modern wie selten zuvor. Mit einer zeitgemäße­n Adaption verlässt Regisseur Kleinert mit „Hedda“die Bühne und holt den Stoff mit einem exzellente­n Ensemble in die Welt und in die Gegenwart. Behält einen theatralis­chen Inszenieru­ngsstil aber bei. „Wir be- halten die sieben Figuren von Ibsen und seine Grundstruk­tur. Ansonsten streben wir eine Zeitlosigk­eit und Metaphorik an, die trotzdem genau im Detail unserer Zeit verhaftet sein sollte. Modernität ohne Modernisme­n. ‚Die Empfindsam­en sterben. Die Mittelmäßi­gen überleben.‘ Unter dieses Motto möchten wir den Film stellen“, so der Regisseur.

„Hedda“, Arte, 21.50 Uhr

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FOTO: ZDF/MARTIN ROTTENKOLB­ER Hedda (Susanne Wolff) führt mit ihrem Mann Jorgen ein vermeintli­ch perfektes Leben. Doch nur ein einziger Abend bringt die bürgerlich­e Fassade zum Bröckeln.

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