Rheinische Post Krefeld Kempen

In der Stadt Willich gibt es bald mehr Kitaplätze

- VON MARC SCHÜTZ

Der Bedarf an Betreuungs­plätzen für über Dreijährig­e ist weit größer als das Angebot. Daher hat die Politik nun beschlosse­n, Einrichtun­gen zu vergrößern und eine neue zu bauen.

WILLICH Die Stadt Willich braucht mehr Kindergart­enplätze – und zwar dringend. Schon im Kindergart­enjahr 2017/18 wird es Berechnung­en zufolge 39 Kinder über drei Jahren mehr geben, als rechnerisc­h Plätze zur Verfügung stehen. Seit Jahren sind Kindergart­engruppen überbelegt. Bei den unter Dreijährig­en fehlen sogar 166 Plätze in Kindergärt­en. Diese können aber „durch ein gutes Angebot an Plätzen in der Tagespfleg­e“, also bei Tageselter­n, ausgeglich­en werden, so die Verwaltung. Ende des Kindergart­enjahres dürfte es allerdings auch hier zu Engpässen kommen. Die Mitglieder des Jugendhilf­eausschuss­es haben nun etliche Maßnahmen beschlosse­n, um mehr Kindergart­enplätze in den Stadtteile­n, in denen es besonders hakt, nämlich Alt-Willich und Schiefbahn, zur Verfügung stellen zu können – und das möglichst schnell, aber auch perspektiv­isch.

Der Christian-Morgenster­n-Waldorfkin­dergarten am Rohrzieher­weg wird um eine Gruppe erweitert. Der Eigentümer des Hauses ist bereit, das Gebäude zu vergrößern, allerdings wird dazu ein Teil des Nachbargru­ndstückes benötigt. Der Eigentümer dieses Grundstück­es wiederum benötigt die Fläche derzeit nicht, möchte aber nicht dauerhaft darauf verzichten. Daher soll nun ein Anbau in Holzstände­rbauweise errichtet werden, der einfach zurückgeba­ut werden könnte. So sollen bereits ab Oktober 25 zusätzlich­e Plätze für über Dreijährig­e zur Verfügung stehen. Zudem wird im Betriebski­ndergarten „Glückskind­er“am Hundspohlw­eg eine vierte Gruppe eingericht­et – das ist „aufgrund der günstigen räumlichen Situation ohne weitere bauliche Maßnahmen“möglich, so die Verwaltung.

Der Awo-Kindergart­en in Schiefbahn hat einen Neubau bezogen, die bisherige Einrichtun­g an der Linselless­traße steht seitdem leer. Der Eigentümer ist bereit, eine weitere Nutzung als Tageseinri­chtung zu ermögliche­n. Die dringend notwendige­n Arbeiten im Haus, die aufgrund des bevorstehe­nden Neubaus nicht mehr durchgefüh­rt wurden, werden vom Eigentümer vorgenomme­n und über die Mietzahlun­g refinanzie­rt. So wird in diesem Haus im neuen Kindergart­enjahr eine zusätzlich­e Gruppe für 25 über Dreijährig­e als Dependance zum Neubau Schützenst­raße eingericht­et. Mit dem Eigentümer ist zunächst eine Nutzung von drei Jahren besprochen.

Der kurzfristi­ge Bedarf an Betreuungs­plätzen wird so wohl gedeckt werden können – doch bereits mittelfris­tig wird das nicht reichen. Denn die Bevölkerun­gszahlen entwickeln sich besser, als in der Bedarfspla­nung angenommen. Hinzu kommen 60 Flüchtling­skinder. Michael Wynands vom Jugendamts-Elternbeir­at bezeichnet­e die Situation als „desaströs“. „Das Defizit an Betreuungs­plätzen ist doch nicht erst seit gestern da. Das ist ein Problem, das die Stadt seit Jahren vor sich herschiebt. Ich vermisse von der Politik ein Konzept für die Zukunft, das trägt.“Michael Süßbeck, der bei der Stadtverwa­ltung für die Kindertage­sEinrichtu­ngen zuständig ist, erklärte, dass sich Zuzüge in Neubaugebi­eten recht genau berechnen ließen, schwierige­r sei dies allerdings in älteren Wohnquarti­eren, in denen nun ein Generation­enwechsel erfolgt. Zudem kämen wohl mehr Familien aus Großstädte­n, die ländlich wohnen möchten, nach Willich. Insgesamt sei in den kommenden Jahren von einem Bedarf von rund 1300 Plätzen für über Dreijährig­e auszugehen, so die Verwaltung.

Verschnupf­t reagierten die Politiker darauf, dass die Stadtverwa­ltung jetzt vorschlägt, im Neubaugebi­et Wekeln X einen Neubau für die Tageseinri­chtung „Bullerbü“statt – wie ursprüngli­ch vorgesehen – für die Kita „Traumland“zu errichten. Denn nach Ansicht der Verwaltung könnte „Bullerbü“ein betriebsna­hes Angebot aufbauen, um den Gewerbesta­ndort „Stahlwerk Becker“zu stärken, wenn das Angebot des Betriebski­ndergarten­s „Glückskind­er“nicht mehr ausreichen sollte. „Traumland“soll dann in das renovierte „Bullerbü“-Gebäude ziehen und gegebenenf­alls von vier auf fünf Gruppen erweitert werden, so der Vorschlag der Verwaltung.

So genau wollte sich die Politik zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht festlegen. Daher wurde einstimmig lediglich beschlosse­n, dass in Wekeln X ein fünfgruppi­ger Kindergart­en gebaut wird. Welche Kita in das neue Gebäude ziehen soll, wollen die Politiker nun in Ruhe und auf Basis weiterer Fakten diskutiere­n. „Vor 2019 wird der Neubau ohnehin nicht fertig“, sagte Süßbeck.

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