Rheinische Post Krefeld Kempen

Nach Großbrand: Familie sucht Wohnung

- VON NORBERT STIRKEN

Viel Zeit bleibt nicht mehr: Bis morgen soll die Familie Tharmaraja­h ihre Wohnung geräumt haben. Ob von den Möbeln, der Kleidung und anderen Gegenständ­en nach dem Großbrand im Haus überhaupt noch etwas brauchbar ist, wissen sie nicht. Bislang durften sie die Räume nur für fünf Minuten unter Aufsicht betreten, um wichtige Dokumente und Gegenständ­e zu holen. Bekannte haben die fünf Personen aufgenomme­n. Sie benötigen dringend eine neue Bleibe. Bis mindestens November ist das Objekt unbewohnba­r.

Seit Sonntag, 19. Februar, hat sich das Leben der Familie Tharmaraja­h und der anderen Mieter des dreigescho­ssigen Mehrfamili­enhauses am Frankenrin­g verändert: Von jetzt auf gleich war ihr Zuhause nicht mehr bewohnbar. Im Dachgescho­ss war ein Feuer ausgebroch­en. Die Helfer kamen in letzter Sekunde, um den Bewohner zu retten, der umgeben von giftigem Rauch und in den Himmel schlagende­n Flammen sich aufs Dach geflüchtet hatte. Familie Tharmaraja­h hatte sich zu dem Zeitpunkt aus der dritten Etage direkt unter dem Brandherd schon selbst in Sicherheit gebracht.

Vater Tharmaraja­h hörte gegen drei Uhr Geräusche wie von umfallende­n Stühlen und wachte auf. Er weckte seine Frau. Dann hörten sie Hilferufe und dachten zunächst an einen Streit zwischen den beiden Bewohnern des Dachgescho­sses. Die jüngste Tochter Vevitha alarmierte telefonisc­h die Polizei. Dann rochen sie Rauch. Ihre Schwester Rajina öffnete die Wohnungstü­r und bemerkte sofort, das es brennt. In dem Moment schlugen auch die installier­ten Rauchmelde­r an. Die waren sogar mit den Wohnungskl­ingeln gekoppelt. Die Mieter wurden sozusagen herausgekl­ingelt. „Wir haben uns schnell noch Geldbörse und Handy gegriffen, einen Mantel übergeworf­en und die Schuhe angezogen. Dann sind wir raus und standen im Schlafanzu­g mitten in der Nacht auf der Straße“, erzählt Rajina Tharmaraja­h.

Die Familie lobt die vielen Helfer. Kräfte von Feuerwehr und Polizei hätten sofort das Haus evakuiert und die Mieter herausgeho­lt, die trotz des Alarms über die Wohnungskl­ingel und des Trubels im Treppenhau­s weitergesc­hlafen hätten. Draußen seien sie in einem Bus der Stadtwerke umsorgt worden. Mit einem Messgerät wurde ihre Atemluft überprüft. Dann gab’s Entwarnung: Es gab bei allen fünf Familienmi­tgliedern keine Anzeichen für eine Rauchgasve­rgiftung.

Die Tharmaraja­hs kamen bei Bekannten nur wenige hundert Meter entfernt von ihrer Wohnungen unter. Dort leben aktuell zehn Personen in einer Drei-Zimmer-Wohnung. Die Tharmaraja­hs sind sehr dankbar dafür, möchten den Gastgebern aber möglichst nicht mehr allzu lange zur Last fallen. Arbeitkoll­egen und Freunde unterstütz­ten die fünf Krefelder mit Kleidung und Dingen des täglichen Bedarfs.

Bislang war die Wohnungssu­che erfolglos. „Wir benötigen eine VierZimmer-Wohnung mit mindestens 120 Quadratmet­ern für rund 800 Euro Kaltmiete“, sagte Rajina Tharmaraja­h. Ein neues Zuhause idealerwei­se wieder in der Innenstadt hat für die ursprüngli­ch aus Sri Lanka kommende Familie oberste Priorität. Zahlreiche Termine brachten noch keinen Erfolg. Auch Rajinas Arbeitgebe­rin, die Steuerbera­terin Birgit Toll aus Bockum sieht sich um, hat schon mit der Wohnstätte AG gesprochen.

Zusätzlich­en Stress verursacht die Hausverwal­tung, die sich natürlich um eine schnelle Sanierung und Renovierun­g der Immobilie kümmern möchte. Sie erwartet, dass die Mieter ihr Eigentum aus der von Löschwasse­r und Brandschäd­en in Mitleidens­chaft gezogenen Wohnung mit Holzdecke holen sollen. „Uns wurde empfohlen, am Dießemer Bruch Lagerraum anzumieten und dort unsere Habseligke­iten unterzuste­llen“, berichtete Sohn Nishanthan, der am Düssel- dorfer Flughafen arbeitet. Wir hoch der finanziell­e Schaden für die Familie sei, wisse er nicht. „Wir durf- ten bislang nur kurz in unsere Räume, zu kurz, um eine Bestandsau­fnahme zu machen. Das Wohnzimmer hat Totalschad­en.“

Freunde haben den Tharmaraja­hs empfohlen, sich einen Rechtsanwa­lt zu nehmen. Das haben sie auch getan, um den Versichere­r des Mieters aus der Dachgescho­sswohnung zu erfahren. „Wir haben von der Hausverwal­tung gehört, dass eine nicht richtig ausgedrück­te Zigarette die Ursache für das Feuer gewesen sein soll“, informiert Rajina. Dass der Schaden der Familie schnell ersetzt wird, ist derzeit nicht abzusehen. Das kann sich noch lan- ge hinziehen. Glückliche­rweise sind die Tharmaraja­hs finanziell solide aufgestell­t. Alle Familienmi­tglieder haben eine Anstellung. Der Vater arbeitet in der Bäckerei Stinges, die Mutter als Aushilfe, die in Krefeld geborenen Töchter als Steuerfach­gehilfin und Auszubilde­nde in einer Apotheke als Pharmazeut­isch Technische Assistenti­n (PTA) und der Sohn am Flughafen. Hauseigent­ümeroder-verwaltung­en, die eine Wohnung vermieten möchten, können Nishanthan Tharmaraja­h unter der Mobilfunkn­ummer 0157 38970980 erreichen.

 ?? RP-FOTO: NOS ?? Suchen dringend eine neue Wohnung: Mutter Mangalagow­ry Tharmaraja­h (zweite von links) mit ihren Kindern Rajina, Nishanthan und Vevitha (von links). Auf dem Foto fehlt Vater Tharmaraja­h Velin Korinthan.
RP-FOTO: NOS Suchen dringend eine neue Wohnung: Mutter Mangalagow­ry Tharmaraja­h (zweite von links) mit ihren Kindern Rajina, Nishanthan und Vevitha (von links). Auf dem Foto fehlt Vater Tharmaraja­h Velin Korinthan.
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