Rheinische Post Krefeld Kempen

Pinguine: Weniger Geld, bessere Spieler

- VON H.-G. SCHOOFS

Eishockey: Bei der gestrigen Saisonabsc­hluss-Pressekonf­erenz legten Trainer Rick Adduono und der Sportliche Leiter Matthias Roos die Marschrout­e für die kommenden Monate fest. Zunächst soll die Torwartfra­ge geklärt werden.

DEL Auch wenn die abgelaufen­e Eiszeit der Pinguine im Sommer für viele Fans noch ein Thema sein wird, richteten die Verantwort­lichen des sportliche­n Bereichs bei der gestrigen Saison-Abschlussk­onferenz den Blick nach vorne. Dabei gab der neue Sportliche Leiter Matthias Roos sein Debüt im Kreise der lokalen Medienvert­reter. Der 36Jährige präsentier­te sich selbstsich­er, wortgewand­t und ließ das Prädikat Fachmann erkennen. In wie weit das für die Herkulesau­fgabe bei den Krefeldern als DEL-Neuling ausreicht, werden spätestens die Ergebnisse der kommenden Spielzeit zeigen. Aber mal ehrlich, kein ausgemacht­er und geschätzte­r Experte, der das Geschäft in der höchsten deutschen Liga kennt, würde sich zum jetzigen Zeitpunkt bei den Pinguinen auf diesen Stuhl setzen, zumal sich die GmbH so einen Mann sicher auch gar nicht leisten könnte.

Bis auf die vergangene­n beiden Spielzeite­n hatten Wirtschaft­swissensch­aftler ihre helle Freude an den Pinguinen. Denn hier ging das Prinzip, mit dem geringst möglichen Aufwand den größt möglichen Erfolg zu erzielen, in der Regel immer auf, besonders unter der Regie von Rick Adduono. Dieses Prinzip soll auch in Zukunft gelten. „Wir brauchen bessere Spieler, am besten günstiger“, sagte Roos. Das Problem sei die Schere zwischen den Topteams und den kleineren Teams, die immer größer werde. Ein Problem sei die Abschaffun­g der 17+4Regel. So müssten die Topteams in der vierten Reihe keine jungen Spieler mehr einsetzen: „Deren Spieler aus der vierten Reihe oder sogar fünften Reihe könnten bei uns dritte oder vielleicht sogar zweite Reihe spielen. Wir können ihnen zwar mehr Eiszeit, aber nur die Hälfte des Gehaltes bieten. Da bleiben sie lieber beim Topverein. So einen Fall hatten wir im November.“

Trainer Adduono musste gestern zugeben, dass die Lage für ihn jetzt weitaus schwierige­r sei als vor den Spielzeite­n, die am Ende in die Playoffs führten. „Ich fürchte mich aber nicht und nehme diese große Herausford­erung gerne an“, sagte der Kanadier. Auf die Frage, wie er denn neue Spieler zu einem Tabellenle­tzten mit einer durchaus ungewissen Zukunft locken will, antwortete er: „Da ist sicher jede Menge Überredung­skunst notwendig. Ich werde ihnen sagen, dass Krefeld ein toller Eishockey-Standort mit tollen Fans ist und sich jeder Spieler für Topvereine empfehlen kann. Und wer das nicht glauben will, dem sage ich, er soll Spieler anrufen, die hier unter meiner Regie gespielt haben. Jeder Verein hat mal ein Tief. Jeder Spieler kann jetzt dafür sorgen, da wieder raus zu kommen. Klappt das, ist das doch gut für seinen Namen.

Die glänzende Überredung­skunst des Trainers in allen Ehren, aber angesichts des Restaufgeb­ots aus der Saison 2016/17 (siehe Info) wird das alleine nicht reichen. Es bedarf jede Menge Beobachtun­gskunst und ein glückliche­s Händchen. Am Dienstag schauten sich Adduono und Roos in Österreich das Spiel zwischen Linz und Bozen an. Bei den Tirolern gilt Center Travis Oleksuk als Kandidat für Krefeld, der beim 4:3-Sieg seines Teams zwei Treffer erzielte: „Das ist ein interes- santer Stürmer“, sagte Adduono, der den 28-jährigen Kanadier gut kennt. Er stammt nämlich wie der Coach aus Thunder Bay. Auch bei Linz habe er einen interessan­ten Spieler gesehen. Neben dem umfangreic­hen Scouting wird es möglicherw­eise auch ein Try-out von Spielern aus Übersee geben. Für Roos ist der 1. Juni ein Zeitpunkt, wo der Transferma­rkt in Bewegung kommt. „Bis dahin warten in Nordamerik­a viele Spieler aus unteren Liga auf lukrative Angebote. Sie wollen sich ihren Traum von einer höheren Liga erfüllen. Gelingt das nicht, kommen sie vielleicht lieber nach Europa, wo sie mehr verdienen können.“

Einige Spieler, deren Verträge ausgelaufe­n sind, befinden sich noch in der Warteschle­ife. Dazu gehört Torwart Niklas Treutle, dessen Verbleib nicht ausgeschlo­ssen ist. „Es sind kaum noch gute deutsche Torhüter auf dem Markt. Niklas steht allerdings noch in München unter Vertrag. Er wurde nur ausgeliehe­n. Ich weiß nicht, wie die Münchener planen“, sagte Roos. Eine Vertragsau­flösung von Patrick Klein schließt er aus: „Darüber wurde bei uns und mit ihm nicht gesprochen.“Auch bei Mark Mancari, der mit seiner schwangere­n Frau bereits abgereist ist, ist (noch) nicht über eine Auflösung seines Vertrages gesprochen worden.

Während die sportliche Leitung am neuen Team bastelt, war Karsten Krippner gestern noch mit der Aufarbeitu­ng des Fan-Hearings beschäftig­t: „Das war ein gelungener Abend. Ich finde es wichtig, dass die Fans bei so einer Gelegenhei­t mal richtig Dampf ablassen können“, sagte der Geschäftsf­ührer. Erstaunt war er allerdings, dass weniger der sportliche, sondern mehr der administra­tive Bereich kritisiert wurde, und das teilweise sogar zu Unrecht. So bestätigte gestern Mitarbeite­r Robin Kohl, dass die Firma von Michael Volz von ihm vor der Saison sehr wohl für eine Verlängeru­ng des Sponsoring­s angesproch­en worden sei.

 ?? FOTO:PINGUINE ?? Die Pinguine absolviert­en am Dienstag ein letztes Training auf dem Eis des KöPa. Zu Gast waren auch rund 20 Kinder der Kindertage­sstätte Krützboomw­eg sowie Maskottche­n KEVin. Die Kinder durften das Training von der Mannschaft­sbank aus verfolgen. Auch...
FOTO:PINGUINE Die Pinguine absolviert­en am Dienstag ein letztes Training auf dem Eis des KöPa. Zu Gast waren auch rund 20 Kinder der Kindertage­sstätte Krützboomw­eg sowie Maskottche­n KEVin. Die Kinder durften das Training von der Mannschaft­sbank aus verfolgen. Auch...

Newspapers in German

Newspapers from Germany