Rheinische Post Krefeld Kempen
4:0 – Dortmund steht im Viertelfinale
Champions League: Nach dem 0:1 beim portugiesischen RekordMeister Benfica Lissabon versetzen Pierre-Emerick Aubameyang (3) und Christian Pulisic die Borussen-Fans in Feierlaune.
DORTMUND Bei Borussia Dortmund halten sie viel von Traditionspflege. Das gehört zum Geschäftskonzept. Auch deshalb durften vor dem Champions-League-Achtelfinale gegen Benfica Lissabon ein paar alte Helden im Beifall des Publikums baden. Torwart Hans Tilkowski und Wolfgang Paul, den alle nur unter seinem Positionsspitznamen „Stopper“kannten, gehörten zur Mannschaft, die 1963 das damals so große Benfica mit 5:0 bezwang. Es war ebenfalls ein Rückspiel im Europapokal-Achtelfinale. Die Dortmunder Fans schrieben ihre Träume von einer Wiederholung dieses Triumphs auf große Banner. Und es wurde ähnlich triumphal. Nach dem 0:1 von Lissabon setzte sich der Bundesligist mit 4:0 durch und steht wie Bayern München im Viertelfinale der Champions League.
Dortmund kam mit großer Euphorie ins Spiel. Das Team von Trainer Thomas Tuchel spielte mit viel Tempo, und es ging mit seiner ersten Gelegenheit geradezu programmgemäß in Führung. Christian Pulisic, der den verletzten Marco Reus vertrat, verlängerte einen Eckstoß von Ousmane Dembélé, und Pierre-Emerick Aubameyang traf mit einem Kopfball zum 1:0. Benficas Abwehr stand staunend Spalier.
Das blieb zunächst so, weil die Dortmunder mit großer Laufbereitschaft weiter Druck machten. Vielleicht muteten sie sich allerdings zu viel zu, namentlich Dembélé zog vor lauter Begeisterung auch ein paar überflüssige Sprints an. Als sich der BVB kleinere Pausen gönnen musste, wies Benfica nach, dass niemand die Reise aus Portugal angetreten hatte, um Dortmund zum Weiterkommen zu gratulieren. Lissabon kontrollierte die Bemühungen des BVB, dem die Geschwindigkeit vorübergehend abhanden kam. Nach Freistößen wurde es im Strafraum der Gastgeber gefährlich.
In der Mannschaft des deutschen Vizemeisters schien sich langsam der Gedanke durchzusetzen, dass es ein schwieriger Abend werden könnte. Das machte die Aktionen nicht gelenkiger. Die Pässe in die Spitze kamen nicht mehr wie zu Beginn, die Spitzen bewegten sich über eine längere Phase nicht genug, leise Enttäuschung machte sich breit. Sichtbar wurde sie bei Dembélé, der nach einer überharten Attacke an der Seitenlinie am Rande des Platzverweises wandelte.
In der Pause werden sich die Dortmunder zwar darauf verständigt haben, zur Ordnung der Startphase zurückzufinden. Vorerst aber mussten sie mal mit letztem Körpereinsatz den Schuss von Franco Cervi entschärfen, der völlig frei im Sechzehnmeterraum zum Abschluss kam. Es war kein verheißungsvolles Signal für die zweite Halbzeit. Vielleicht aber schärfte es die Sinne bei den Dortmunder Angreifern. Aubameyang scheiterte noch freistehend an Benficas Torwart Ederson, doch Pulisic vollstreckte kühl per Heber zum 2:0.
Lissabon hatte sich noch nicht erholt, als Aubameyang eine Volleyflanke von Marcel Schmelzer zum 3:0 über die Linie drückte. Nach einer Stunde war die Begegnung entschieden, Dortmund hatte sich das Selbstvertrauen zurückgeholt, weil es vor dem Tor mit viel mehr Nachdruck zu Werke ging als beim Hinspiel. In Lissabon hatte der BVB Chancen verschwendet, gestern machte er aus seinen ersten vier Gelegenheiten drei Treffer.
Natürlich war damit die Anspannung gelöst, der Ball lief wieder besser, Gonzalo Castro und Julian Weigl sortierten aus der Mittelfeldzentrale das Spiel. Und die Stürmer teilten sich das Revier wieder geschickter auf. Bei Benfica machte niemand mehr den Eindruck, als glaube er noch an eine Wende. Der Doppelschlag hatte Wirkung hinterlassen. Und dann setzte Aubameyang noch einen drauf.