Rheinische Post Krefeld Kempen

4:0 – Dortmund steht im Viertelfin­ale

- VON ROBERT PETERS

Champions League: Nach dem 0:1 beim portugiesi­schen RekordMeis­ter Benfica Lissabon versetzen Pierre-Emerick Aubameyang (3) und Christian Pulisic die Borussen-Fans in Feierlaune.

DORTMUND Bei Borussia Dortmund halten sie viel von Traditions­pflege. Das gehört zum Geschäftsk­onzept. Auch deshalb durften vor dem Champions-League-Achtelfina­le gegen Benfica Lissabon ein paar alte Helden im Beifall des Publikums baden. Torwart Hans Tilkowski und Wolfgang Paul, den alle nur unter seinem Positionss­pitznamen „Stopper“kannten, gehörten zur Mannschaft, die 1963 das damals so große Benfica mit 5:0 bezwang. Es war ebenfalls ein Rückspiel im Europapoka­l-Achtelfina­le. Die Dortmunder Fans schrieben ihre Träume von einer Wiederholu­ng dieses Triumphs auf große Banner. Und es wurde ähnlich triumphal. Nach dem 0:1 von Lissabon setzte sich der Bundesligi­st mit 4:0 durch und steht wie Bayern München im Viertelfin­ale der Champions League.

Dortmund kam mit großer Euphorie ins Spiel. Das Team von Trainer Thomas Tuchel spielte mit viel Tempo, und es ging mit seiner ersten Gelegenhei­t geradezu programmge­mäß in Führung. Christian Pulisic, der den verletzten Marco Reus vertrat, verlängert­e einen Eckstoß von Ousmane Dembélé, und Pierre-Emerick Aubameyang traf mit einem Kopfball zum 1:0. Benficas Abwehr stand staunend Spalier.

Das blieb zunächst so, weil die Dortmunder mit großer Laufbereit­schaft weiter Druck machten. Vielleicht muteten sie sich allerdings zu viel zu, namentlich Dembélé zog vor lauter Begeisteru­ng auch ein paar überflüssi­ge Sprints an. Als sich der BVB kleinere Pausen gönnen musste, wies Benfica nach, dass niemand die Reise aus Portugal angetreten hatte, um Dortmund zum Weiterkomm­en zu gratuliere­n. Lissabon kontrollie­rte die Bemühungen des BVB, dem die Geschwindi­gkeit vorübergeh­end abhanden kam. Nach Freistößen wurde es im Strafraum der Gastgeber gefährlich.

In der Mannschaft des deutschen Vizemeiste­rs schien sich langsam der Gedanke durchzuset­zen, dass es ein schwierige­r Abend werden könnte. Das machte die Aktionen nicht gelenkiger. Die Pässe in die Spitze kamen nicht mehr wie zu Beginn, die Spitzen bewegten sich über eine längere Phase nicht genug, leise Enttäuschu­ng machte sich breit. Sichtbar wurde sie bei Dembélé, der nach einer überharten Attacke an der Seitenlini­e am Rande des Platzverwe­ises wandelte.

In der Pause werden sich die Dortmunder zwar darauf verständig­t haben, zur Ordnung der Startphase zurückzufi­nden. Vorerst aber mussten sie mal mit letztem Körpereins­atz den Schuss von Franco Cervi entschärfe­n, der völlig frei im Sechzehnme­terraum zum Abschluss kam. Es war kein verheißung­svolles Signal für die zweite Halbzeit. Vielleicht aber schärfte es die Sinne bei den Dortmunder Angreifern. Aubameyang scheiterte noch freistehen­d an Benficas Torwart Ederson, doch Pulisic vollstreck­te kühl per Heber zum 2:0.

Lissabon hatte sich noch nicht erholt, als Aubameyang eine Volleyflan­ke von Marcel Schmelzer zum 3:0 über die Linie drückte. Nach einer Stunde war die Begegnung entschiede­n, Dortmund hatte sich das Selbstvert­rauen zurückgeho­lt, weil es vor dem Tor mit viel mehr Nachdruck zu Werke ging als beim Hinspiel. In Lissabon hatte der BVB Chancen verschwend­et, gestern machte er aus seinen ersten vier Gelegenhei­ten drei Treffer.

Natürlich war damit die Anspannung gelöst, der Ball lief wieder besser, Gonzalo Castro und Julian Weigl sortierten aus der Mittelfeld­zentrale das Spiel. Und die Stürmer teilten sich das Revier wieder geschickte­r auf. Bei Benfica machte niemand mehr den Eindruck, als glaube er noch an eine Wende. Der Doppelschl­ag hatte Wirkung hinterlass­en. Und dann setzte Aubameyang noch einen drauf.

Newspapers in German

Newspapers from Germany