Rheinische Post Krefeld Kempen
Eine interkulturelle Kochaktion
In den Räumen der Kempener Moscheegemeinde an der Verbindungsstraße trafen sich jetzt muslimische und evangelische Frauen. Sie bereiteten gemeinsam ein Essen zu. Das Kennenlernen und der Austausch waren dabei wichtig.
KEMPEN Es wuselt und duftet in den Räumen der Kempener Moscheegemeinde an der Verbindungsstraße. Vorne in der Teeküche sind mehrere Frauen mit dem Abwasch beschäftigt. Manche tragen Kopftücher. Es sind Frauen der Evangelischen und der Muslimischen Gemeinden in Kempen, die hier ganz selbstverständlich zusammen anpacken. Die Gruppe „Weiberkram“der Evangelischen Kirchengemeinde ist hier heute zu Besuch.
Margret Bütow
Gemeinsam bereiten die Frauen türkische Speisen zu. Der große Tisch mit der gemütlichen Eckbank wird schon eingedeckt. Seit zwei Jahren befindet sich die Gebetsstätte der Türkisch-Islamischen Gemeinde Kempens in einer ehemaligen Arztpraxis an der Verbindungsstraße. Dort gibt es Gebetsräume für Männer und Frauen und weitere Sozialräume.
Gerade trägt Ayse Avci aus der weiter hinten gelegenen Kochküche eine dampfend heiße Schale mit einer weichen Masse heran, die verführerisch duftet. Sie nimmt einen großen Löffel und fängt kräftig an zu rühren. Das sei ein süßer Grieß, erklärt sie, ein typisch türkischer Nachtisch. Aus Nüssen, Grieß, But- ter und Zucker wird er hergestellt – eine kalorienreiche Versuchung.
Die Kempener Moscheegemeinde ist der türkischen Religionsbehörde Ditib angeschlossen, doch von den Spannungen auf der politischen Ebene sei hier nichts zu spüren, erklärt Ayse Avci auf Nachfrage: „Für uns an der Basis spielt das kaum eine Rolle.“Die Moscheege- meinde sei liberal aufgestellt. Nicht nur Muslime aus der Türkei, sondern aus vielen anderen Nationen kämen hier zusammen. Aktuell seien es viele Flüchtlinge aus Syrien.
Und auch für die Frauen der Gruppe „Weiberkram“geht es heute nicht um Politik, sondern um einen Kontakt auf menschlicher Ebene. „Als Frau hat man letztlich die glei- chen Sorgen“, findet Margret Bütow, die gemeinsam mit Rita FuchsGallach und Marion Loebnitz die offene Frauengruppe leitet, die vor etwa drei Jahren gegründet wurde. An jedem zweiten Donnerstag im Monat kommen Frauen zusammen, um gemeinsam etwas zu unternehmen. Es gibt kulturelle, kreative und informative Angebote, „Themen, die unser Leben bestimmen“, so formuliert es Marion Loebnitz. „So ein Nachmittag wie heute, das ist einfach schön“, fügt sie hinzu. Die meisten Frauen, die hier mitmachen, sind in einer mittleren Lebensphase, etwa zwischen 40 und 60 Jahre alt. Für diese Altersgruppe habe es einfach zu wenige Angebote gegeben, erzählt Rita Fuchs-Gallach. Und heute steht das Kochen mit den muslimischen Frauen auf dem Programm.
Der Kontakt ist nicht neu. Die muslimischen Frauen seien schon öfter bei der Evangelischen Kirchengemeinde zu Gast gewesen. Daraus seien freundschaftliche Verbindungen erwachsen. Und auch das Begegnungscafé für Flüchtlinge, das jeden Freitag im Evangelischen Gemeindezentrum an der Wachtendonker Straße stattfindet, trage zum Netzwerk bei.
So langsam wird das Essen fertig. Leyla Eskitark öffnet den Backofen und schaut prüfend auf die goldenen Gebäckkringel, die mit Käse gefüllt sind. „Ich freue mich“, sagt sie zu dem Treffen. Sie ist in der Türkei aufgewachsen, hat dann in Belgien gelebt und ist seit sechs Jahren in Deutschland. Und auch Aliye Aslantas findet es gut, dass die Frauen zusammenkommen. „Das ist eine sehr schöne Atmosphäre. Das sind sehr nette und liebe Leute“, sagt sie. Sie ist seit 1980 in Deutschland und lebt in St. Hubert.
Und dann wird zu Tisch gerufen. Der biegt sich geradezu vor lauter Köstlichkeiten: grüne Bohnen mit Tomaten, Humus, Auberginenpüree, Paprikapasten und Brot.
„Als Frau hat man letztlich die gleichen Sorgen“
Gruppe „Weiberkram“