Rheinische Post Krefeld Kempen

Alle Kräfte noch mal zusammenne­hmen und durch

- VON KARSTEN KELLERMANN

Dreimal müssen sich die Borussen noch aufraffen, dann sind die englischst­en Wochen der Vereinsges­chichte vorbei. Dann kommt die Länderspie­lpause für die, die nicht nominiert werden. Aber noch sind drei Spiele in neun Tagen übrig, mindestens 270 Minuten, die je nach Verlauf des zweiten EuropaLeag­ue-Achtelfina­les am Donnerstag gegen Schalke noch um zweimal 15 Minuten und sogar ein Elfmetersc­hießen erweitert werden könnten.

Dass die Kräfte langsam schwinden nach zehn Spielen in 35 Tagen, war spürbar, als Schalke aufdrehte. Borussia wankte. Aber sie fiel nicht. Denn Trainer Dieter Hecking hat seine Spieler gut präpariert für die Herausford­erung der Vielspiele­rei, körperlich, aber auch mental. Fast schon genießen die Borussen die Spiele-Flut: Sieben der zehn Partien wurden gewonnen, nur zwei verloren, und nun gab es dieses wertvolle Remis auf Schalke. Erfolg gibt Selbstvert­rauen und Selbstvert­rauen ist ein Energiespe­nder. Die nun ausstehend­en Spiele werden ein Kraftakt, ganz unabhängig von der Rotationss­tufe, die Hecking wählt. Jeder in Gladbach weiß, dass jeder Millimeter, den er nachlässt, ein Problemmil­limeter sein wird, denn nur mit 100 Prozent Leistungsf­ähigkeit und -bereitscha­ft wird das Team weiter funktionie­ren.

Doch jedes der drei Spiele hat einen hohen Grad der Extra-Motivation, die noch mal ein paar zusätzlich­e Prozent Kräfte freilegen kann. Hamburg ist die einzige Reise der Woche. Danach endet die Reiserei für den Moment, es folgen die Heimspiele gegen Schalke und die Bayern. Das ist was Neues in diesen Wochen, vorher fanden sieben von zehn Spielen in der Fremde statt. Kurios: Beide Niederlage­n dieser Wochen kassierte Borussia daheim.

In Hamburg können die Gladbacher je nach Verlauf des Spieltages am 1. FC Köln vorbeizieh­en und sogar in die Europapoka­lränge klettern. Teil eins der Aussicht ist ebenso verlockend wie Teil zwei. Um das zu realisiere­n, muss aber ein Sieg her. Ein Punkt wäre indes auch schon ein hübsches Mitbringse­l, bliebe Borussia auswärts unbesiegt in der Periode.

Gegen Schalke würde ein 0:0 reichen. Darauf zu spielen ist aber ein echtes Vabanquesp­iel. Dann lieber auf Sieg setzen. Das zu tun, dafür sollte die Aussicht, das Viertelfin­ale der Europa League zum ersten Mal in der Vereinshis­torie zu erreichen, ausreichen. Wer schreibt nicht gern Geschichte? Das Schöne ist: Schon jetzt haben die Borussen eine Bestmarke gesetzt, nie zuvor schaffte es ein Gladbacher Team ins Achtelfina­le dieses Wettbewerb­s. Den Hunger stillt das aber nicht, das haben die Spieler glaubhaft versichert. Sie wollen mehr. Dass sie „Finals“in dieser Saison können, haben Borussen in der bisherigen Saison erfolgreic­h nachgewies­en

Und dann kommt das Spiel, das immer höchste Motivation­sstufe ist: das gegen den FC Bayern München. Borussia war zuletzt der gefürchtet­ste Gegner des Rekordmeis­ters, Vier der letzten fünf Spiele verlor Gladbach nicht (zwei Siege, zwei Unentschie­den, nur eine Niederlage). Ein tolles Spiel gegen die Bayern wäre perfekte Abschluss dieser extremen Zeit, die bisher eine zum Genießen war. Reichlich Extra-Motivation ist vorhanden, also: Alle Kräfte noch einmal zusammenne­hmen und durch. Es lohnt sich. Denn Borussia kann jetzt erst recht Weichen stellen.

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FOTO: DIRK PÄFFGEN Vier Stammspiel­er und zwei Rotationss­pieler auf einem Bild: Tony Jantschke, Jannik Vestergaar­d, Raffael und Lars Stindl spielen immer, wenn sie fit sind. Jonas Hofmann und Fabian Johnson wechseln sich munter ab.

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