Rheinische Post Krefeld Kempen

Die Rotationsr­ate bei Borussia steigt

- VON JANNIK SORGATZ

Trainer Dieter Hecking wechselt in den vergangene­n zwei Wochen etwas mehr. Beim 1:1 in der Europa League auf Schalke zwangen ihn eine Verletzung und eine Sperre jedoch dazu. Das Wort „Müdigkeit“steht weiter auf dem Index.

Für Borussia kam auf Schalke einiges zusammen: Christoph Kramer fehlte gelbgesper­rt, Andreas Christense­n verletzt und Patrick Herrmann war in der Rotationsz­one Außenbahn dran mit einer Pause. Also veränderte Trainer Dieter Hecking seine Startelf im Vergleich zum 4:2Sieg in der Bundesliga beim 1:1 in der Europa League dreimal und unterstric­h damit indirekt die beiden Sätze, mit denen er seine Haltung in den vergangene­n Tagen abgesteckt hatte. „Rotation ist ab sofort ein großes Thema“, sagte Hecking zum einen, er betonte aber auch: „Wir werden nicht die ganz große Rotation spielen.“

Bei der Fifa gibt es keine Rotations-Weltrangli­ste. Allerdings dürfte kaum jemand widersprec­hen, wenn es heißt, Hecking rotiere bislang nur moderat. In der Liga fiel die „ganz große Rotation“mit nur einem Wechsel zuletzt sogar ganz klein aus, in Europa passierten zwei von drei Wechseln eher unfreiwill­ig. Insgesamt hat der Schnitt zwar angezogen, von 1,25 auf 2,5 pro Spiel, aber die Achse des Teams hat Hecking in zwei Monaten nur angetastet, wenn er musste.

Aufgrund von Christense­ns Ausfall musste er erstmals seine Abwehr verändern, was direkt für eine Praxisvorf­ührung zum Thema „Spielpraxi­s“sorgte. Timothée Kolodziejc­zak wirkte bei seinem Startelfde­büt über weite Strecken wie ein Austauschs­chüler am ersten Tag an der High School. „Wir haben elf Spiele mit derselben Viererkett­e gespielt, das ist natürlich eine kleine Umstellung“, entschuldi­gte Tony Jantschke Borussias Neuen. „Wir müssen Kolo auch Zeit geben, das machen wir in Gladbach sowieso mit jedem Neuzugang.“

Der Mann, neben dem Kolodziejc­zak verteidigt­e, ist wohl das beste Beispiel dafür. Jannik Vester- gaard hat selbst in der erfolgreic­hen Zeit seit der Winterpaus­e schwarze Abende erlebt. Aber seit seinem letzten vor zwei Wochen in Florenz, als er vor dem 0:2 ins Stolpern geriet wie Bambi auf dem Eis, spielt der Däne nahezu fehlerfrei. Schalke diente als Beweis, dass Vestergaar­d nicht nur an Landsmann Christense­n hochzieht, sondern sich vor dessen wahrschein­lichem Abgang im Sommer als künftiger Abwehrchef positionie­rt. Dennoch zeigte das Spiel am Donnerstag, dass sich keine weiteren Achsenspie­ler verletzen sollten. Christense­ns Einsatz morgen in Hamburg ist noch offen, für Thorgan Hazard dürfte es eng werden mit einem Comeback vor der Länderspie­lpause in einer Woche. Kramer könnte im Mittelfeld wieder für Tobias Strobl reinkommen, vielleicht bekommt er aber auch noch eine Pause, nachdem er nicht nur eine Gelbsperre absitzen, sondern auch eine leichte Grippe auskuriere­n musste.

Das Wort „Müdigkeit“steht bei Borussia weiterhin auf dem Index. Trotzdem deutete Jantschke an, dass der Tank in der Schlusspha­se nicht mehr so voll war. „Am Ende hat vielleicht der eine oder andere Meter gefehlt. Da haben wir dann vergessen, zu doppeln, oder einen falschen Schritt gemacht“, sagte der Rechtsvert­eidiger, der den Druck der Schalker in Person des eingewechs­elten Eric Maxim ChoupoMoti­ng am meisten spürte.

Morgen beim HSV ist also einiges drin in der Rotationsf­rage: Hecking könnte sein bisheriges Limit ausschöpfe­n oder gar auf vier Änderungen erhöhen. Oder aber er wechselt wie gewohnt nur auf der Außenbahn. Sicher ist, dass das personelle Überraschu­ngspotenzi­al wächst.

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