Rheinische Post Krefeld Kempen
Gegen Derya traut sich keine in den Ring
BOXEN Der Frust steht Derya Saki ins Gesicht geschrieben. Die Boxerin aus Krefeld ist seit gut anderthalb Jahren Weltmeister im Leichtgewicht gemäß des Verbandes GBC (Global Boxing Coucil), nachdem sie ihren Titel zunächst kampflos hatte abgeben müssen. Trotz aller Bemühun- gen hatte sich nach ihrem ersten Titelgewinn binnen eines Jahres keine Gegnerin für die türkischstämmige Boxerin gefunden, und in diesem Fall schreiben die Statuten vor, dass sie ihren Gürtel abgeben muss.
Das gleiche Schicksal droht ihr nun schon wieder. Denn seit ihrem Titelgewinn im November 2015 durch den Punktsieg gegen Miss SchleswigHolstein, Alicia Melina Kummer,
hat sie nur noch Sparring absolvieren können. Einen echten Kampf gegen eine echte Gegnerin hingegen nicht mehr. Nicht weil sie nicht wollte, ganz im Gegenteil: Lieber heute als morgen würde sie ihren Gürtel aufs Spiel setzen. „Ich würde gegen jede antreten, die will“, sagt Derya Saki. „Ich möchte einfach nur boxen.“Das Problem an der Sache ist: Es traut sich niemand, gegen sie anzutreten.
Acht Profikämpfe hat sie bislang in ihrer Karriere bestritten – und allesamt gewonnen, davon vier Mal vorzeitig durch Knock-out. Das schreckt offenbar die Gegnerinnen ab. „Das ist absolut frustrierend“, sagt ihr Trainer Manni Faber, der sämtliche Kontakte in die Boxszene angeknüpft hat, um seinem Schützling einen neuen Gegner zu vermitteln. „Die Gegnerinnen trauen sich einfach nicht, gegen Derya zu boxen. Da geht es um Angst, eigene Titel und dadurch auch Geld zu verlieren.“Ein Hindernis hat sie indes aus dem Weg geräumt. Als türkische Boxerin sei es doppelt schwierig, Gegner zu finden. Darum hat sie deutsche Staatsbürgerschaft beantragt, die sie inzwischen auch be- sitzt. „Trotzdem hat sich an der Situation leider nichts geändert. Die einzige Möglichkeit, die sie hat, ist eigenes Geld mitzubringen. Wenn der Preis stimmt, den ihre Gegnerinnen bekommen, dann würden sie schon mit ihr in den Ring steigen“, sagt Faber, der solche Mittel aber ablehnt – auch, weil die Summe letztlich viel zu hoch sei. Von fünfstelligen Beträgen sei da die Rede. „Das kann es ja auch nicht sein.“
So setzen er und Derya Saki weiterhin auf die internationale Karte, auch wenn es nicht einfacher wird, endlich einen Gegner zu finden. In den USA etwa sei für fünf Kampfabende „angeboten“worden. Einer wäre heute gewesen, in Tennessee. „Dann aber haben ihre möglichen Gegnerinnen Videos von Derya gesehen und direkt abgewunken mit der Begründung, sie sei viel zu schnell für sie“, erzählt Manni Faber, der aber die Hoffnung nicht aufgeben will. „Wir hoffen jeden Tag auf einen Anruf des Promoters, dass es klappt mit einem Kampftermin“, berichtet der Boxtrainer.