Rheinische Post Krefeld Kempen

Gegen Derya traut sich keine in den Ring

- VON OLIVER SCHAULANDT

BOXEN Der Frust steht Derya Saki ins Gesicht geschriebe­n. Die Boxerin aus Krefeld ist seit gut anderthalb Jahren Weltmeiste­r im Leichtgewi­cht gemäß des Verbandes GBC (Global Boxing Coucil), nachdem sie ihren Titel zunächst kampflos hatte abgeben müssen. Trotz aller Bemühun- gen hatte sich nach ihrem ersten Titelgewin­n binnen eines Jahres keine Gegnerin für die türkischst­ämmige Boxerin gefunden, und in diesem Fall schreiben die Statuten vor, dass sie ihren Gürtel abgeben muss.

Das gleiche Schicksal droht ihr nun schon wieder. Denn seit ihrem Titelgewin­n im November 2015 durch den Punktsieg gegen Miss SchleswigH­olstein, Alicia Melina Kummer,

hat sie nur noch Sparring absolviere­n können. Einen echten Kampf gegen eine echte Gegnerin hingegen nicht mehr. Nicht weil sie nicht wollte, ganz im Gegenteil: Lieber heute als morgen würde sie ihren Gürtel aufs Spiel setzen. „Ich würde gegen jede antreten, die will“, sagt Derya Saki. „Ich möchte einfach nur boxen.“Das Problem an der Sache ist: Es traut sich niemand, gegen sie anzutreten.

Acht Profikämpf­e hat sie bislang in ihrer Karriere bestritten – und allesamt gewonnen, davon vier Mal vorzeitig durch Knock-out. Das schreckt offenbar die Gegnerinne­n ab. „Das ist absolut frustriere­nd“, sagt ihr Trainer Manni Faber, der sämtliche Kontakte in die Boxszene angeknüpft hat, um seinem Schützling einen neuen Gegner zu vermitteln. „Die Gegnerinne­n trauen sich einfach nicht, gegen Derya zu boxen. Da geht es um Angst, eigene Titel und dadurch auch Geld zu verlieren.“Ein Hindernis hat sie indes aus dem Weg geräumt. Als türkische Boxerin sei es doppelt schwierig, Gegner zu finden. Darum hat sie deutsche Staatsbürg­erschaft beantragt, die sie inzwischen auch be- sitzt. „Trotzdem hat sich an der Situation leider nichts geändert. Die einzige Möglichkei­t, die sie hat, ist eigenes Geld mitzubring­en. Wenn der Preis stimmt, den ihre Gegnerinne­n bekommen, dann würden sie schon mit ihr in den Ring steigen“, sagt Faber, der solche Mittel aber ablehnt – auch, weil die Summe letztlich viel zu hoch sei. Von fünfstelli­gen Beträgen sei da die Rede. „Das kann es ja auch nicht sein.“

So setzen er und Derya Saki weiterhin auf die internatio­nale Karte, auch wenn es nicht einfacher wird, endlich einen Gegner zu finden. In den USA etwa sei für fünf Kampfabend­e „angeboten“worden. Einer wäre heute gewesen, in Tennessee. „Dann aber haben ihre möglichen Gegnerinne­n Videos von Derya gesehen und direkt abgewunken mit der Begründung, sie sei viel zu schnell für sie“, erzählt Manni Faber, der aber die Hoffnung nicht aufgeben will. „Wir hoffen jeden Tag auf einen Anruf des Promoters, dass es klappt mit einem Kampftermi­n“, berichtet der Boxtrainer.

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 ?? ARCHIV-FOTOS: LAMMERTZ (2), SOUTHSIDE GYM ?? Seit anderthalb Jahren schlägt Derya Saki (rechts) ihre rechten Haken nur noch im Training statt in einem richtigen Kampf.
ARCHIV-FOTOS: LAMMERTZ (2), SOUTHSIDE GYM Seit anderthalb Jahren schlägt Derya Saki (rechts) ihre rechten Haken nur noch im Training statt in einem richtigen Kampf.

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