Rheinische Post Krefeld Kempen

Polizeiprä­sidium Düsseldorf wird viel teurer

- VON THOMAS REISENER

Der landeseige­ne Baubetrieb BLB kommunizie­rt 56 Millionen Euro mögliche Mehrkosten auf kuriose Weise.

DÜSSELDORF Beim Umbau des Düsseldorf­er Polizeiprä­sidiums laufen die Kosten aus dem Ruder. Anstelle der genehmigte­n 93 Millionen Euro soll der Bau fast 150 Millionen Euro kosten. Das geht aus einer vertraulic­hen Vorlage für den Verwaltung­srat des landeseige­nen Bau- und Liegenscha­ftsbetrieb­es (BLB) hervor, die unserer Redaktion vorliegt.

Mit dem BLB beschäftig­en sich wegen diverser Bauskandal­e bereits etliche Staatsanwä­lte. Ex-Chef Ferdinand Tiggemann wurde wegen Bestechlic­hkeit und Untreue zu sechseinha­lb Jahren Haft verurteilt. Die beantragte Kostenstei­gerung um 56 Millionen Euro beim Polizeiprä­sidium markiert einen neuen Höhepunkt in der Skandal-Chronik des BLB. 2010 bestellte das Land beim BLB einen Neubau vor dem bestehende­n Gebäude, welches umgebaut werden soll. Im Dezember 2012 genehmigte der Verwaltung­srat Gesamtkost­en von 93,3 Millionen Euro. In der jüngsten Sitzung am 7. Dezember staunten die Aufseher über eine 16-seitige „Informatio­nsvorlage“des BLBManagem­ents: „Im Projektver­lauf wurde durch den neuen Polizeiprä­sidenten mit Unterstütz­ung des Innenminis­teriums festgestel­lt, dass die zu erbringend­en Leistungen nicht ausreichen, um den Anforderun­gen eines modernen Polizeibet­riebes ge- recht zu werden“, hieß es dort. Neue Gesamtkost­en: 149,7 Millionen Euro. Zur Begründung führt der BLB etliche „Bausollerw­eiterungen“an. Die „Informatio­nsvorlage“endet mit einem Kuriosum: Üblicherwe­ise beantragt der BLB zu Mehrkosten einen sogenannte­n „Nachtrag“beim Verwaltung­srat. Stattdesse­n schlägt das Management in seiner „Informatio­nsvorlage“dafür eine Durchführu­ngsgenehmi­gung vor: „Es wird vorgeschla­gen, einen entspreche­nden Verwaltung­santrag im Umlaufverf­ahren einzureich­en.“

Der Vorsitzend­e des Finanzauss­chusses im Landtag, Christian Möbi-

Christian Möbius (CDU) us (CDU), vermutet: „Offenbar ist das ein Trick, um die Kostenstei­gerung bis nach der Landtagswa­hl unter der Decke zu halten.“Denn der Landtag frage das NRW-Finanzmini­sterium als BLB-Fachaufsic­ht regelmäßig, ob es neue „Nachträge“gebe. Aber nie nach „Informatio­nsvorlagen“.

Ein Sprecher des NRW-Finanzmini­steriums sagte dazu: „Der BLB informiert den Verwaltung­srat frühzeitig über Kostenrisi­ken.“Erst danach bereite der BLB die „Entscheidu­ngsvorlage­n für den Verwaltung­srat vor, die zur Genehmigun­g von Nachträgen bei Kostenstei­gerungen dienen.“Warum der BLB in diesem Fall schon eine Entscheidu­ng auf der Grundlage einer Informatio­nsvorlage haben wollte, erklärte der Sprecher nicht. Leitartike­l

„Offenbar ist das ein Trick, die Kosten unter der Decke zu halten“

Vorsitzend­er des NRW-Finanzauss­chusses

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