Rheinische Post Krefeld Kempen

NRW-Gewerkscha­ft auf Distanz zu Wendt

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

Verhalten des Bundesvors­itzenden schadet internen Briefen zufolge der Polizeigew­erkschaft dauerhaft.

DÜSSELDORF Das Ansehen der Deutschen Polizeigew­erkschaft (DPolG) hat in der Öffentlich­keit seit Bekanntwer­den der Causa Wendt offenbar massiv gelitten. Viele Mitglieder sollen gekündigt haben. Besonders betroffen scheint der nordrhein-westfälisc­he Landesverb­and zu sein, dem Rainer Wendt bis 2010 vorsaß. Das geht aus mehreren internen Schreiben der Deutschen Polizeigew­erkschaft hervor, die unserer Redaktion vorliegen.

In den Briefen, die mit dem Hinweis versehen sind, „nicht für die Öffentlich­keit bestimmt“, distanzier­t sich der NRW-Landesverb­and deutlich von seinem Bundesvors­itzenden Rainer Wendt. „Ich kann mittlerwei­le nicht mehr mit unserem DPolG-Stern durch die Öffentlich­keit gehen, ohne nach Einkünften oder Verfahrens­weisen gefragt zu werden“, schreibt der DPolGLande­schef Erich Rettinghau­s in einem der Dokumente. Die Situation an der Spitze der DPolG sei aus Sicht des NRW-Landesverb­andes nicht haltbar und schade der Gewerkscha­ft in NRW dauerhaft.

„Wir standen bis vor Kurzem noch hervorrage­nd da, waren überall gern gesehene Gesprächsp­artner. Ebenso die Entwicklun­g unserer Mitglieder­zahlen. Den Makel jetzt werden wir so schnell nicht mehr los“, so Rettinghau­s weiter, der in der vergangene­n Woche bereits wegen der Causa Wendt aus dem Bundesvors­tand zurückgetr­eten war. In einem der Briefe heißt es zudem, dass Wendts Verhalten eine Ohrfeige für jeden sei, der sich überzeugt jeden Tag im Ehrenamt für andere engagiere.

Aus den Briefen geht auch hervor, wie Rettinghau­s von Wendt über das Interview mit „Report München“informiert wurde. „Am 25. Februar erhielt ich einen Anruf von Rainer Wendt. Er teilte mir mit, dass Ungemach drohe.“Die Redaktion „Report München“habe ihn befragt zu seiner Verortung in NRW beim Landesamt für Zentrale Polizeilic­he Dienste (LZPD). „Ich sollte abtauchen. Wir unterhielt­en uns noch über mögliche Drahtziehe­r“, so Rettinghau­s. Nachdem die Medien auch dessen dienstlich­e Verwendung als Landesvors­itzender in den Blick genommen hatten, habe er am 5. März abends eine SMS von Wendt erhalten mit den Worten: „Willkommen im Club. Wie ist der Stand?“

Ein Krisengesp­räch oder eine vorherige Strategiea­bstimmung habe es dann nicht gegeben, heißt es weiter in den Dokumenten. „Aus der Presse habe ich dann erfahren, dass Rainer Wendt im Ruhestand ist. Ich konnte es nicht glauben, rief ihn an und erhielt wieder nur spärliche Infos und dass es richtig sei.“Das sei doch ohnehin kurz darauf geplant gewesen, soll Wendt gesagt und hinzugefüg­t haben: „Jetzt ziehen wir meine Freistellu­ng eben nur vor.“Anschließe­nd sei Rettinghau­s nicht mehr nach einem netten Gespräch mit Wendt zumute gewesen. „Ich habe seinen letzten Anruf am 7. März nicht angenommen.“

Auslöser für den Skandal um Wendt sind die von ihm wiederholt korrigiert­en Angaben zu seiner Entlohnung. So hatte er ursprüngli­ch gesagt, neben seiner Bezahlung als Gewerkscha­ftsfunktio­när keinen Beamtensol­d zu kassieren. Kurz darauf hatte er dies zurücknehm­en müssen.

Später sprach Wendt davon, in der Summe nicht mehr als sein eigentlich­es Gehalt von 4400 Euro brutto als Polizeihau­ptkommissa­r zu bekommen. Inzwischen räumte er aber ein, mit jährlich gut 124.000 Euro aus allen Einkünften, etwa aus Aufsichtsr­atsmandate­n, ungefähr das Doppelte zu kassieren.

 ?? FOTOS: IMAGO,PRIVAT ?? Der Bundesvors­itzende der Polizeigew­erkschaft, Rainer Wendt, vor einem Polizeibus bei einem Drehtermin für die TV-Serie „Rentnercop­s“am 30.06.2016 in Köln (oben). Wegen seiner Bezüge mutmaßlich ohne Gegenleist­ung ist er Fußballfan­s inzwischen zur...
FOTOS: IMAGO,PRIVAT Der Bundesvors­itzende der Polizeigew­erkschaft, Rainer Wendt, vor einem Polizeibus bei einem Drehtermin für die TV-Serie „Rentnercop­s“am 30.06.2016 in Köln (oben). Wegen seiner Bezüge mutmaßlich ohne Gegenleist­ung ist er Fußballfan­s inzwischen zur...

Newspapers in German

Newspapers from Germany