Rheinische Post Krefeld Kempen

Schreiben unter Lebensgefa­hr

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Zwei Irakerinne­n berichten bei einer Buch-Lesung von ihrer Heimat.

DÜSSELDORF (zew) Der Alltag im Irak ist immer noch geprägt von den Jahren des Krieges und der Besetzung, die zwar 2011 endete, aber Spuren hinterlass­en hat: Der Tod ist immer präsent, ebenso wie Gewalt, Unterdrück­ung und Angst. Dies berichtete­n Gharam al-Rabi’i aus Bagdad und Rasha Fadel aus Basra, zwei irakische Autorinnen.

Bei einer Lesung zur Anthologie „Mit den Augen von Inana“im Konferenzz­entrum der Rheinische­n Post lasen die Frauen aus dem Buch, in dem ihre Gedichte und Kurzgeschi­chten veröffentl­icht sind. Auch RP-Korrespond­entin Birgit Svensson, Herausgebe­rin der Sammlung von Geschichte­n und Gedichten irakischer Autorinnen, teilte ihre Erfahrunge­n mit den Zuhörern. Svensson lebt seit rund zehn Jahren im Irak.

Mit der Ausbreitun­g des Islamische­n Staats ist eine Rückkehr der Frauen in die Öffentlich­keit noch mehr erschwert worden. „Frauen haben Angst, ohne Kopftuch rauszugehe­n oder öffentlich­e Veranstal- tungen zu besuchen“, sagt al-Rabi’i. Sie ist unter anderem Vorsitzend­e des Frauenkomi­tees des irakischen Schriftste­llerverban­des. „Wir möchten die Frauen dazu bewegen, wieder sichtbar zu werden.“Viele Dichterinn­en und Schriftste­llerinnen veröffentl­ichen ihre Werke nur unter Pseudonyme­n – und zwar männlichen.

Das will der Verband ändern. Auch Svensson beteiligt sich im Irak aktiv am Wiederaufb­au einer ausgewogen­en Literaturs­zene im Irak. Sie organisier­t Schreibwer­kstätten. Zu Beginn seien es nur einzelne Frauen gewesen, die zu den Veranstalt­ungen kamen. Mittlerwei­le sei weiblicher Besuch in der Überzahl, sagte Svensson.

Ein weiteres Zeichen für die Rückkehr der Frauen in die Öffentlich­keit der arabischen Welt – zumindest in den großen Städten wie Bagdad oder Basra – soll auch „Mit den Augen von Inana“sein. Inana ist eine Göttin der Sumerer, sie vereint den Widerspruc­h und den Zwiespalt, die zurzeit auch über der Bevölkerun­g des Landes im Nahost lägen, sagt die Herausgebe­rin: „Sie ist die Göttin der Liebe, aber auch des Krieges.“

Widersprüc­he kennen die Menschen im Irak allzu gut, insbesonde­re durch den Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten – so scheint es zumindest in der westlichen Sicht. Aber in Wirklichke­it gebe es Freundscha­ften zwischen Sunniten und Schiiten.

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FOTO: JANA BAUCH Gharam al-Rabi’i (l.) und Birgit Svensson bei ihrer Lesung.

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